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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Sicherheit zum Gegenangriff übergehen und selbst Anzeige erstatten.
    Auch wenn es ihm schwerfiel, der Richter hatte keine andere Wahl: Er musste Henat bitten, seine Leute auf den Schatzmeister anzusetzen. Sie arbeiteten stets unauffällig, und Pef würde keinen Argwohn schöpfen.
    Diese Lösung war unangenehm … und gefährlich. Henat pflegte nicht mitzuteilen, was er in Erfahrung bringen konnte. Wenn er die richtige Spur witterte, wollte er vielleicht auf eigene Faust handeln und Gewalt anwenden, um die Schuldigen dem Gericht zu entziehen.
    Nach längerer Überlegung beschloss der Richter abzuwarten.
    Der Thronräuber hatte den Tod des Apis-Stiers nicht ausgenützt, um sich Amasis' Helm aufzusetzen, und der neue heilige Stier würde dem König seine Stärke zurückgeben. Also hielten sich die Verschwörer wohl noch nicht für einsatzbereit, und es war auch kein anderes Verbrechen dieser Art begangen worden.
    Angenommen, er wäre schuldig – würde Schatzmeister Pef dann nicht aberwitzige Vorhaben verweigern? Und musste er nicht eigentlich die Ermordung des Schreibers befehlen, der zu lästig geworden war?
    Der Richter ließ Henat wissen, dass die Befragung des Schatzmeisters nichts ergeben hatte. Und dass er die Ermittlungen auf seine Art fortsetzen würde – unter strenger Einhaltung der geltenden Gesetze.

69
    D ie Trennung von Nitis hatte für Kel einen schmerzhaften Einschnitt bedeutet. Auch wenn er es noch nicht wagte, ihr seine Gefühle zu gestehen, die stärker und stärker wurden, hatte er doch in ihrer Nähe wunderbare Stunden verbracht. Ihr Blick, ihre Stimme, ihr Lächeln, ihr Duft, ihr anmutiger Gang – für ihn waren das lauter kostbare Geschenke.
    »Träumst du?«, fragte ihn Bebon.
    »Ob ich träume? Ja, du hast recht, es war nur ein Traum.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Jetzt ist jedenfalls helllichter Tag. Komm wieder in die Wirklichkeit und geh weiter.«
    Nitis war in den Neith-Tempel zurückgekehrt, und Kel würde sie vielleicht nie wiedersehen.
    Der Schreiber und der Schauspieler hatten sich erneut als fliegende Händler verkleidet und folgten Nordwind. Bebon hatte dem Esel ihr Ziel genannt, wohin der jetzt gemächlichen Schritts auf dem kürzesten Weg ging.
    »Wohin wollen wir eigentlich?«, fragte Kel.
    Der Schauspieler wirkte unschlüssig.
    »Mach dir da nur keine Sorgen! Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Hast du vielleicht vor, wieder zu würfeln?«
    »Nein, nein, bestimmt nicht. Jedenfalls nicht so … Du weißt doch, Freunde bleiben so lange Freunde, bis sie sich zu sehr ärgern.«
    »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Du und ich – wir beide sind mehr wie Brüder. Ein Freund hat ja auch noch sein eigenes Leben, und …«
    »Könntest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken?«
    »Dein übertriebenes Pflichtbewusstsein und dass du dich immer wie der tadellose, ordentliche Schreiber benimmst, langweilt mich ein bisschen. Um es kurz zu sagen, irgendwas musste geschehen! Mein Beruf bringt nicht viel ein, deshalb muss ich mich erfinderisch zeigen. Und nachdem die Obrigkeit so viel Steuern und Abgaben erhebt wie möglich, geht es erst mal darum, wie man die umschifft.«
    »Du hast doch wohl nichts Ungesetzliches vor?«
    »Ah, welch große Worte! Nur etwas Geschick und Fingerspitzengefühl, das ist alles. Sonst geht es mit uns bergab.«
    »An welche Geschäfte denkst du denn?«
    »Der König schätzt die großen Gewächse, im Hafen von Sais treffen immer die besten Weine ein. Jeder Krug wird beschriftet, verzeichnet und dann gelagert. Der Mann, der dafür zuständig ist, schuldet mir noch einen Gefallen. Ich hatte seiner Frau einmal bestätigt, dass wir zusammen beim Abendessen waren, als sie den Verdacht hatte, er sei mit einem Zimmermädchen aus dem Palast im Bett gewesen.«
    »Und das hat gestimmt?«
    »Es war jedenfalls nicht ganz falsch. Ich habe immerhin eine Ehe gerettet – und da haben wir einen guten Rotwein aus Bubastis getrunken, um unsere gelungene Zusammenarbeit zu feiern. Stell dir vor, wie erstaunt ich war: Wie wollte der Mann das Fehlen dieses Krugs erklären? Ganz einfach – der Krug muss wohl falsch beschriftet gewesen sein. Und da kam mir der Gedanke: Wenn ein kleiner Krug von hundert fehlen sollte, dürfte das am Tisch des Königs nicht weiter auffallen. Meinem Freund und mir würde er aber das Überleben sichern.«
    »Ihr zweigt also Wein aus den königlichen Lagern ab?«
    »Zugegeben, aber ganz, ganz wenig!«
    »Das ist Diebstahl, Bebon.«
    »Du

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