Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
sein, wird mich unser Freund Menk davon unterrichten«, sagte Henat. »Seit seinem bedauerlichen Fehler steht er in meiner Schuld.«
»Ich möchte auch mit dieser Priesterin sprechen«, erklärte Gem.
»Sie hat Sais verlassen, um an der Totenfeier für den Apis-Stier teilzunehmen, wird aber bald zurück sein«, erklärte Henat.
»Hat man denn schon einen neuen heiligen Stier gefunden?«, fragte der Richter Udja.
»Nein, noch nicht. Alle großen Tempel in Ägypten wurden verständigt, und die Ritualisten ziehen durchs Land, um ihn möglichst schnell zu finden.«
»Mögen uns die Götter gewogen sein! Dieser Tod schwächt den Pharao, und das Volk beginnt bereits zu murren. Kann der König ohne die schützende Lebenskraft des Apis-Stiers alles Unglück und die Mächte der Finsternis besiegen?«
Henats Miene verdüsterte sich. »Die Dinge liegen günstig für den Helmdieb.«
»Was, wenn er sich auf der Totenfeier zum neuen König erklären ließe?«, fragte der Siegelbewahrer entsetzt.
»Die Söldner in Memphis dürfen bis zum Eintreffen des neuen Apis ihre Unterkünfte nicht verlassen, und die besten Truppen bewachen die Begräbnisfeiern. Im Grunde haben wir die Lage fest im Griff.«
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N itis, Kel und Bebon sahen sich den Helm ausgiebig an.
»Wie ist das jetzt also?«, sagte der Schauspieler. »Wenn ich Pharao werden will, muss ich nur den da aufsetzen?«
»Dazu würde ich dir nicht raten«, sagte die Priesterin. »Der Hohepriester von Ptah hat berichtet, dass Sondereinheiten, die König Amasis treu ergeben sind, ganz Memphis überwachen. Einen Thronräuber würde man auf der Stelle töten.«
»Und wenn diese Soldaten – wie schon früher einmal – ihn doch freudig begrüßen würden?«
»Damals haben die Söldner Amasis geholt. Wer heute Anspruch auf den Thron erhebt, muss erst einmal ihre Zustimmung erhalten. Memphis scheint mir dafür nicht besonders geeignet.«
»Immerhin haben die Verschwörer den Helm hier versteckt«, wandte Kel ein. »Vielleicht wollten sie auf dem Höhepunkt der Totenfeiern zum großen Schlag ausholen.«
Vorsichtig drehte und wendete Bebon den kostbaren Gegenstand.
»Wenn ich es mir recht überlege, verzichte ich lieber auf den Thron. Viel zu gefährlich und viel zu anstrengend. Ständig befehlen, entscheiden, für das Wohl der Menschen verantwortlich sein, Frieden stiften – dazu habe ich keine Lust! Da kann man ja nicht mehr ruhig schlafen.«
»Trotzdem befindest du dich mitten im Kampf gegen eine Verschwörung.«
»Vergessen wir's! Vielleicht am besten, indem wir diesen verfluchten Schatz loswerden. Dann kann Amasis weiter herrschen, und der Thronräuber versinkt in Selbstzweifeln, bis er schließlich auf sein mörderisches Verhalten verzichtet. Uns wäre es zu verdanken, wenn alles wieder in Ordnung käme!«
»Dieser Helm ist aber der einzige Beweis für Kels Unschuld«, sagte Nitis.
»Könnt Ihr mir das erklären?«
»Ihn zu vernichten, würde Amasis wirklich retten. Aber Kel wäre dann für immer der flüchtige Verbrecher.«
»Und was empfehlt Ihr nun? Soll er den Helm aufsetzen und sich zum König erklären lassen?«
»Ich rate ihm, dem Pharao seinen Helm zurückzubringen und ihm so seine Treue zu beweisen. Auf diese Weise kann er sehr eindrucksvoll den falschen Beschuldigungen gegen ihn ein Ende setzen. Wer wagte es dann noch, ihn zu verdächtigen?«
Bebon war von diesem Vorhaben entsetzt.
»So laufen wir sehenden Auges in unser Verderben! Kel gelangt niemals bis zum König!«
»Nitis hat recht«, entgegnete ihm der Schreiber. »Ich habe keine andere Möglichkeit, meine Unschuld zu beweisen.«
»Willst du Selbstmord begehen?«
»Lieber noch das, als weiter auf der Flucht zu sein und mich verstecken zu müssen. Früher oder später findet man mich doch, davor hättet ihr, du und Nitis, die ganze Zeit Angst. Mich würde man zum Tode verurteilen und euch zu langen Gefängnisstrafen. Das Glück hat uns geholfen, den Helm von Amasis zu finden. Jetzt müssen wir diese entscheidende Waffe auch einsetzen.«
»Ich wiederhole: Du bist tot, noch ehe du ihn dem König geben kannst!«
»Wir haben keine Wahl, Bebon. Fahren wir zurück nach Sais und sehen zu, ob es eine Gelegenheit gibt, zum Pharao zu gelangen.«
»Der reine Wahnsinn!«
»Ich verstehe deine Vorbehalte sehr gut und mache dir bestimmt keinen Vorwurf, wenn du da nicht mitmachen willst.«
Der Schauspieler wurde hochrot.
»Wie bitte?«
»Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache mit
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