Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Verschönerungsmaßnahmen der Hauptstadt Sais.
»Der Oberpriester der Neith wünscht Euch zu sprechen«, meldete ihm jetzt sein Sekretär.
»Er soll sofort hereinkommen! Ich hoffe, du hast ihn nicht warten lassen.«
Der Diener verbeugte sich und murmelte irgendetwas Unverständliches.
Pef und Wahibra umarmten sich.
»Wie schön, Euch endlich wiederzusehen!«, rief der Minister. »In unserem Alter sollte man nicht so lange warten, bis man wieder die guten alten Zeiten aufleben lässt.«
»Deine vielen Aufgaben beanspruchen dich so, dass dir nicht viel freie Zeit bleibt.«
»Und bei dir ist es auch nicht anders! Ich sage mein Mittagessen mit dem Leiter der Steuerbehörde ab, und wir lassen uns ein paar in Wein geschmorte Wachteln schmecken.«
Der Koch des Ministers war genauso gut wie der des Pharaos. Und das große Gewächs, der Wein, der aus dem Jahr zehn von Amasis stammte, war schlicht vollkommen.
»Der König vernachlässigt Abydos«, sagte Pef verärgert. »Auch wenn es nur noch ein kleiner Fleck ohne wirtschaftliche Bedeutung ist, bleibt es doch immer ein wichtiger Ort, an dem der Zauber von Osiris das Gleichgewicht der Zwei Länder gewährleistet. Wer den Norden auf Kosten des Südens fördert, droht dieses Gleichgewicht zu zerstören.«
»Ist die Gottesdienerin von Theben nicht König und Königin von Oberägypten in einer Person?«
»Ihre spirituelle und weltliche Macht ist auf die heilige Stadt des Gottes Amon beschränkt, die sie zur großen Zufriedenheit von Amasis verwaltet. Ich selbst verwende mein eigenes Vermögen, um den Tempel von Abydos zu erneuern, um Bäume und Weinstöcke zu pflanzen, eine Umfassungsmauer aus Ziegeln zu bauen, den heiligen See zu reinigen, Opfertische aus Gold, Silber und Granit anfertigen zu lassen und den Betrieb vom Haus des Lebens zu gewährleisten, in dem unschätzbar wertvolle Schriftstücke lagern. Diese Sorgen hast du doch wohl nicht, mein Freund!«
»Der König gesteht mir alles zu, was ich zum bestmöglichen Erhalt des Neith-Tempels benötige, da gebe ich dir recht. Doch das Unglück, das eben geschehen ist, hat mich um mein inneres Gleichgewicht gebracht.«
Pef zog die Augenbrauen hoch und fragte: »Welches Unglück?«
»Die Ermordung der Übersetzer.«
»Du gehörst eigentlich nicht zu den Leuten, die sich durch schlechte Witze hervortun. Was soll das heißen?«
»Hat dich der König denn nicht unterrichtet?«
»Ich weiß von nichts!«
»Der Schreiber Kel wird beschuldigt, die Schreiber aus dem Übersetzeramt vergiftet zu haben.«
»Alle?«
»Ja, alle, einschließlich ihres Vorgesetzten. Kel soll einen Helfershelfer haben, den Griechen Demos. Richter Gem leitet die Untersuchung. Und Henat steht ihm zur Seite.«
Pef war entsetzt.
»Das ist aber noch nicht alles«, warnte ihn der Oberpriester.
»Was könnte es noch Schlimmeres geben?«
»Du hast den Mörder zu deinem letzten Festmahl eingeladen.«
»Ich? Niemals!«
»Jedenfalls war er unter den Gästen. Obwohl er zweifellos ein herausragender Schreiber ist, rechtfertigt das nicht eine solche Ehre.«
»Diese Angelegenheit werden wir auf der Stelle klären!«
Der Minister ließ seinen Hausverwalter vorsprechen, einen Mann, der seinen Dienst tadellos versah.
»Hast du zu dem Festessen letzte Woche einen Übersetzer namens Kel eingeladen?«
Der Haushofmeister wich dem Blick seines Herrn aus.
»Verzeiht mir, aber ich war krank. Deshalb habe ich die Gästeliste meinem Stellvertreter anvertraut und gehofft, er würde diese Aufgabe zu Eurer Zufriedenheit erledigen. Den Namen dieses Schreibers habe ich noch nie gehört.«
»Könnte es sein, dass dein Stellvertreter ihn eingeladen hat?«
»Leider ja. Fieber und Schwächeanfälle hinderten mich daran, die Arbeit wie sonst zu überprüfen. Es gibt einen Haufen Hungerleider, die sich bei solchen Anlässen satt essen wollen.«
»Wer hat Euch behandelt?«, wollte der Oberpriester wissen.
»Horkheb, der Palastarzt. Er hat mich innerhalb von zwei Tagen wieder auf die Beine gebracht.«
Der Verwalter zog sich zurück, der Minister kaute unruhig auf einem Stück Brot herum.
»Wieso hält mich der König aus einer derart wichtigen Angelegenheit heraus? Seine Liebe zu den Griechen steigt ihm allmählich zu Kopf! Dabei sollten ihn der Tod von Kyros und sein Nachfolger Kambyses, ein junger, eroberungswütiger Herrscher, eher beunruhigen.«
»Ist unser Heer denn nicht in der Lage, die Perser zurückzuschlagen?«
»Jeder Überfall kann eigentlich nur zum
Weitere Kostenlose Bücher