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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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sein.«
    Auf diese Erklärung folgte langes Schweigen.
    »Das ist richtig«, gab der Minister endlich zu.
    »Hattest du davon Kenntnis?«
    »Der Leiter der Übersetzer hat das Schreiben an mich gerichtet.«
    »Und wie lautete deine Schlussfolgerung?«
    »Ganz offensichtliches Gemauschel! Naukratis beansprucht in der Tat eigene Gesetze, die mit denen im Reich des Pharaos reichlich wenig gemein haben.«
    »Was gab es für Strafmaßnahmen?«
    »Keine.«
    »Was soll das heißen – keine?«
    »Naukratis ist ein geschütztes Gebiet, das unmittelbar dem König untersteht.«
    »Weiß er denn überhaupt, was die Griechen da treiben?«
    »Er bekommt von mir regelmäßig ausführliche Berichte. Der, den du erwähnst, gehörte zu einer langen Liste.«
    »Und Amasis sagt dazu nichts?«
    »Doch, er verbietet mir einzugreifen! Er kümmert sich ganz allein um die griechische Stadt.«
    »Ein Reich im Reich also!«
    »Entweder gehorche ich, oder ich werde entlassen. Mir liegt aber sehr viel daran, für den Fortbestand von Abydos zu sorgen. Mein Nachfolger würde die Stadt des Osiris wohl bestimmt vernachlässigen.«
    »Dieses Schriftstück ist möglicherweise einer der Gründe für die Ermordung der Übersetzer«, wagte sich der Hohepriester vor.
    »Mit Sicherheit nicht! Ich sage es dir noch einmal, es gibt zahlreiche ähnliche Berichte, und die Tatsachen sind bekannt. Immerhin machen die Griechen die Sache unter sich aus und überschreiten ihre Grenzen nicht. Wäre es nicht angebracht, ihnen diese Freiheit weiterhin zu gewähren?«

44
    R ichter Gem hatte soeben mit einer seit dreißig Jahren bestehenden düsteren Besitzstreitigkeit kurzen Prozess gemacht. Aus Mangel an Beweisen hatten sich die Gegner schließlich auf einen Vergleich geeinigt. Das ohnehin hervorragende Ansehen des hohen Richters wurde dadurch noch bestärkt. Ihm war es zu verdanken, dass die Rechtsprechung auch schwierigste Fälle löste.
    Allerdings mit einer Ausnahme: der Schreiber Kel, der noch immer flüchtige Mörder!
    Verärgert stieß Gem die Tür zu Henats Arbeitszimmer auf.
    Der hohe Beamte ordnete gerade kleine Papyrusrollen nach Namen, Tag und Sachverhalt. Diese Archivierung wollte er keinem anderen anvertrauen, weil er sich mit seinem erstaunlichen Gedächtnis dabei jede Einzelheit einprägte.
    »So kann es einfach nicht weitergehen«, begann der Richter.
    »Was gibt es denn?«
    »Gegen den Befehl des Königs arbeitet Ihr nicht mit mir zusammen und haltet wichtige Hinweise vor mir zurück, die für meine Ermittlungen von großer Bedeutung sein können.«
    »Da täuscht Ihr Euch.«
    »Beweist es mir!«
    »Das werde ich sofort tun, Richter Gem. Vor wenigen Minuten habe ich einen Bericht aus Naukratis erhalten, den ich gelesen habe und Euch umgehend aushändigen lassen wollte.«
    »Was habt Ihr erfahren, Henat?«, fragte der Richter und tat recht wichtig.
    »Wir haben die Spur des Mörders wiedergefunden. Kel hatte sich in den Sümpfen am Delta, nicht weit weg von Naukratis, versteckt. Zollbeamte hatten ihn aufgespürt und festgenommen, aber jemand hat ihm zur Flucht verholfen.«
    »Weiß man, wer das war?«
    »Leider nein. Wir können nicht einmal sagen, ob er zu Kels Leuten gehört oder zufällig des Wegs gekommen war. Das ist aber nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu den anderen Neuigkeiten.«
    »Nämlich?«
    »Kel ist mit einer ganz bestimmten Absicht nach Naukratis gekommen: Er wollte Starrkopf, den Milchhändler, und seinen griechischen Freund Demos töten.«
    »Ihr wollt Euch wohl über mich lustig machen?«
    »Man hat die Leichen der beiden gefunden«, fuhr Henat fort. »Was den Milchmann betrifft, der sich als Söldner verdingt hatte, soll es sich um einen Unfall gehandelt haben.«
    »Woran Ihr natürlich nicht glaubt?«
    »Nicht eine Sekunde.«
    »Und Demos?«
    »Mehrere Zeugen, unter ihnen auch Dame Zeke, eine bekannte Persönlichkeit in Naukratis, haben ausgesagt, dass ihm Kel die Kehle durchgeschnitten hat. Die Frau wusste nichts über ihn und seine Untaten und hat ihn als Schreiber eingestellt, nicht ahnend, dass er sie zu seinen Zwecken missbrauchte. Mit ihrer Hilfe hat er Demos gefunden und aus dem Weg geräumt.«
    »Wurden die Zeugenaussagen gesammelt?«, fragte der Richter besorgt.
    »Hier sind sie.«
    Gem wollte nicht glauben, was er da klar und übereinstimmend zu lesen bekam.
    Diener der Dame Zeke hatten beobachtet, wie Demos Kels Zimmer betreten hatte. Dann hörten sie einen lautstarken Wortwechsel. Etwas später war der Schreiber mit

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