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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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breiteten eine große Karte vom Nil-Delta und den syrisch-palästinensischen Gebieten auf dem Boden aus.
    »Es gibt zwei mögliche Angriffswege: über das Meer oder über Land. Die Mittelmeerküste ist sehr gefährlich und kann eine Flotte, die sich dort nicht auskennt, in viele Fallen locken. Sollte es aber tatsächlich einigen persischen Schiffen gelingen, vor die ägyptische Küste zu kommen, werden sie Eure überragenden Schiffe niemals anlegen lassen. Und wenn doch ausnahmsweise ein Schiff einen unserer Häfen erreichen sollte, würde es sofort eingeschlossen und zerstört.«
    Udja und die Flottenführer nickten.
    »Krösus ist sehr erfahren und hat es nicht versäumt, sich selbst Einblick zu verschaffen«, meinte einer. »Jeder Versuch, Ägypten vom Meer aus anzugreifen, käme einem Selbstmord gleich.«
    »Deshalb dürfen wir aber nicht unaufmerksam werden und müssen unsere Stellung weiter stärken«, verlangte Udja.
    »Der Landweg macht mir mehr Kopfzerbrechen«, gab Phanes von Halikarnassos zu, »und ich arbeite ständig daran, die letzten Breschen zu schließen. Unsere Fußsoldaten und unsere Verteidigungslinien sind so aufgestellt, dass dem Feind nur ein einziger Angriffsweg bleibt. An dessen Ende wird ihn unsere Reiterei erwarten und ihm schwere Verluste zufügen, während ihm gleichzeitig der Rückweg abgeschnitten wird.«
    Manche Offiziere schlugen noch verschiedene Änderungen vor. Der oberste Feldherr hörte sich alles aufmerksam an und versprach, jeden sinnvollen Vorschlag in die Tat umzusetzen.
    Es hatte den Anschein, als könne nicht einmal ein zweimal so großes Heer wie das ägyptische das Delta überfallen.
    Nachdem sich Nitis im heiligen See gereinigt hatte, begab sie sich in den geschlossenen Tempel und reichte den Statuen der Göttin Neith, die die rote Krone und die Zepter Leben und Macht trug, Milch, Wein und Wasser als Opfergaben. Dann huldigte sie allen Gottheiten, die in den Kapellen dargestellt waren, und schritt durch die Himmelspforte – den Zugang zum geheimsten Teil des Tempels.
    Die junge Oberpriesterin war in die Mysterien von Isis und Osiris eingeweiht und konnte in die Rolle des Hohepriesters schlüpfen, indem sie die rituellen Schriften beseelte, die für immer und ewig lebendig blieben.
    Sie öffnete die verborgene Tür zur dritten Gruft.
    »Ich bin es, Kel. Ihr könnt jetzt herauskommen.«
    Sehr langsam verließ Kel diese Welt, in der er eine vollständige Wandlung durchgemacht hatte. Nachdem er jede Hieroglyphe in sich aufgenommen hatte, das Herz erfüllt von den Schöpfungsworten der Göttin Neith, den Geist dem Universum der sich ständig erneuernden Kräfte geöffnet, hatte er in wenigen Stunden Seelenwelten durchquert, die nur ganz wenigen Lebewesen zugänglich sind.
    »Nitis … Bin ich noch am Leben?«
    »Ja, mehr als zuvor.«
    »Das hier war kein Versteck, sondern eine Prüfung. Vertraut Ihr mir jetzt?«
    »Ich habe nie an Eurer Unschuld gezweifelt.«
    »Kann ein Schreiber und Übersetzer, auch wenn er noch so ein guter Fachmann ist, die Macht der göttlichen Worte spüren und die Höhle der Verwandlungen unversehrt verlassen? Das habt Ihr Euch gefragt, Ihr und der Hohepriester.«
    Nitis musste lächeln.
    »Es war aber auch ein Versteck. Henats Männer haben Neiths Reich durchsucht, ohne Euch zu finden. Dafür habt Ihr Euch aber selbst entdeckt.«
    Sie sahen sich mit neuer Hingabe an.
    »Ich war drauf und dran aufzugeben, Nitis. Jetzt aber werde ich bis zum Schluss kämpfen. Und Ihr habt mir die Augen geöffnet, vorher war ich wie mit Blindheit geschlagen. Auch wenn ich Eurer noch immer unwürdig bin, verstehe ich jetzt doch besser, wie wichtig Eure Aufgabe ist.«
    Sie reichte ihm die Hände, und er wagte sie zu nehmen.
    »Euer Freund Bebon möchte Euch sprechen.«

55
    K el verließ den Tempel zusammen mit mehreren Gärtnern, die für die Bäume der Göttin Neith zu sorgen hatten. Dann trennte er sich von ihnen und wartete auf ein Zeichen von Bebon.
    Ein weiches Eselsmaul stupste ihn an der Hand.
    »Nordwind!«
    Der Esel stellte seine Ohren auf und lief zu einem kleinen Platz, von dem mehrere Gassen abgingen.
    Kel folgte ihm bis zu einem Stall. Hier trank Nordwind frisches Wasser und ließ sich eine köstliche Mischung aus Heu, Gemüse und Luzerne schmecken.
    »Mir scheint, du bist gesund und munter«, stellte Bebon fest. »Neith passt wohl gut auf dich auf.«
    »Der Hohepriester steht unter Hausarrest, der Pharao weigert sich, ihn zu empfangen. Henat hat das

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