Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Reich der Göttin noch einmal durchsuchen lassen, und ich bin ihm nur dank Nitis' Hilfe entkommen.«
»Ich habe eine ganze Menge Späher um den Tempel herum bemerkt. Zum Glück suchen sie nach einem, der so aussieht wie auf dem Bild, das sie haben. Und ich habe einen wichtigen Verbündeten gewonnen, meinen alten Freund Nedi, dem ich schon einige Gefallen getan habe.«
»Wie kann er uns helfen?«
»Er kann uns zum Beispiel sagen, was tatsächlich in deinen Strafunterlagen steht. Sie müssen voller gefälschter Hinweise, falscher Aussagen und gekaufter Zeugen sein. Ich will vor allem von ihm wissen, wer sie unterzeichnet hat. Außerdem wird uns der gute Nedi ganz genau erklären, wie uns die Schnüffler zu fassen kriegen wollen. Dann sind wir schon mal im Vorteil.«
»Wann treffen wir ihn?«
»Noch heute Nacht, vor dem Geschäft des größten Krughändlers von Sais.«
Im silbernen Licht des Vollmonds wirkte die Stadt unendlich groß. Streunende Katzen waren auf der Jagd nach Mäusen, junge Paare redeten von der Liebe, und Handwerker und Schreiber arbeiteten noch im Lichtschein von Lampen.
Nordwind ging ziemlich schnell voraus.
»Weißt du eigentlich, dass er mich gefunden und zu dir gebracht hat?«, fragte Kel.
»Es ist wirklich unglaublich, wie klug dieser Esel ist! Eigentlich sind wir jetzt zu dritt. Und wir haben allen Grund, auf ihn zu hören.«
Alles schien ruhig.
Zwei riesengroße Krüge flankierten den Eingang zu der Werkstatt mitten im Töpferviertel.
Plötzlich blieb Nordwind stehen.
»Vorsicht!«, rief Bebon, misstrauisch geworden.
Der Schauspieler sah sich um, aber es gab keine Verfolger.
Der Esel lief zu einem der beiden großen Krüge, schlug kräftig aus und stieß ihn um. Ein Ordnungshüter schrie vor Schmerz, weil er sich an den Scherben verletzt hatte.
Den anderen Krug ereilte das gleiche Schicksal, und ein zweiter Wachmann wurde überwältigt.
»Lauf hinter Nordwind her!«, rief Bebon Kel zu, als drei mit Knüppeln bewaffnete Männer aus der Werkstatt stürmten.
Mit einem Tritt ins Gesicht konnte der Schauspieler einen der drei Angreifer erledigen. Dank seiner Beweglichkeit gelang es ihm, der Waffe auszuweichen, mit der der zweite Mann nach ihm schlagen wollte, und ihm einen harten Schlag ins Genick zu verpassen.
Dann drehte sich Bebon um, sah aber den anderen Knüppel zu spät. Schon schoss ihm das Blut aus der Nase.
Außer sich vor Wut riss er sich los, packte den Wachmann am Hals und würgte ihn.
Als sich ihm keiner mehr in den Weg stellen konnte, ergriff auch der Schauspieler die Flucht.
Nitis untersuchte Bebons Verletzungen.
»Du hast einen Nasenbeinbruch«, stellte sie fest, »aber da kann ich dir helfen.«
Nachdem sie die Wunde mit zwei Leinentupfern gereinigt hatte, schob sie zwei andere, die mit Fett, Honig und pflanzlichen Wirkstoffen getränkt waren, in die Nasenlöcher.
»Wenn die Schwellung zurückgegangen ist, führe ich zwei leinenumwickelte Schienen in die Nase ein, um sie wieder gerade zu stellen. Bis alles vollständig verheilt ist, wechsle ich einmal am Tag den Verband. Es gibt keine Narben, und dank der betäubenden Wirkung der pflanzlichen Stoffe hast du auch keine Schmerzen. Du darfst ganz normal essen, musst aber das Bett hüten.«
»Ist es nicht viel zu gefährlich für Euch, wenn Ihr uns in Eurer Wohnung bleiben lasst?«, fragte Kel besorgt.
»Neiths Reich wurde bereits von vorn bis hinten durchsucht«, sagte die Priesterin, »und Henats Spürhunde überwachen vor allem den Hohepriester. Falls er versuchen sollte, den Tempelbereich zu verlassen, würden sie ihn sofort festnehmen.«
»Ihr müsst sehr vorsichtig sein«, ermahnte sie Kel.
»Macht Euch keine Sorgen, ich passe weiterhin gut auf.«
»Dein sogenannter Freund hat uns an die Ordnungshüter verraten«, warf Kel jetzt Bebon vor.
»Das glaube ich nicht.«
»Wie erklärst du dir dann diese Falle?«
»Ich kenne Nedi gut, er hat uns nicht verraten. Als er nach Hinweisen gesucht hat, die er uns übergeben wollte, hat man ihn wahrscheinlich ertappt. Das beweist noch einmal den Ernst der Lage! Die Obrigkeit nimmt einen ihrer eigenen Leute fest und bringt ihn zum Schweigen.«
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Henat …«
»Wir werden Nedi nicht wiedersehen«, meinte Bebon traurig. »Vielleicht blieb ihm noch genug Zeit, eine Botschaft für uns zu hinterlassen.«
»Wie denn?«
»Er könnte zum Beispiel ein Schriftstück bei sich zu Hause versteckt haben. Sobald es geht, werde ich
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