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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Wahibra, und die Feier der Rituale, an denen ich dank Nitis, der Oberpriesterin der Weberinnen, teilnehmen durfte.«
    »Neith webte das Wort, und ihre sieben Worte erschufen die Welt«, sagte Kel.
    Pythagoras betrachtete den Boten jetzt mit anderen Augen.
    »Dann seid Ihr also auch in die Mysterien eingeweiht?«
    »Nitis und der Hohepriester haben mir ihr Vertrauen geschenkt. Hier ist das Schriftstück, das ich Euch zeigen soll.«
    Kel entrollte den verschlüsselten Papyrus.
    Pythagoras sah ihn sich aufmerksam an und wirkte bestürzt.
    »Meine Erfahrung mit Hieroglyphen reicht nicht aus, um dieses Schriftstück zu lesen«, bedauerte er. »Ich erkenne die Zeichen, aber ich könnte schwören, dass sie keine Wörter bilden.«
    »Ja, so ist es, und wir sind einfach nicht in der Lage, den Schlüssel dazu zu finden. Ich hatte gehofft, ich könnte mir Eure Hellsicht zunutze machen. Wäre es möglich, dass es sich bei dem Schlüssel um einen griechischen Dialekt handelt?«
    »Mal sehen …«
    »Dieser Papyrus stammt aus dem Übersetzeramt, in dem auch ich als Schreiber gearbeitet habe«, erklärte Kel. »Man beschuldigt mich zu Unrecht, ich hätte die Übersetzer getötet, obwohl es sich in Wirklichkeit um eine Verschwörung gegen Amasis handelt. Ich weiß zwar nicht, wer der Schuldige ist, aber vermutlich eine der führenden Persönlichkeiten in diesem Land. Er hat den Helm des Pharaos geraubt und wird ihn eines Tages aufsetzen und sich zum König von Ägypten ausrufen lassen. Unglücklicherweise weigert sich der König, mich anzuhören, weil ihm der Untersuchungsrichter lauter erdrückende Beweise gegen mich vorgelegt hat, die allesamt gefälscht sind.«
    Pythagoras musterte ihn misstrauisch.
    »Wieso sollte ich Euch glauben?«
    »Weil ich Euch die Wahrheit gesagt habe. Außerdem habe ich herausgefunden, dass die Griechen in Naukratis unsere Wirtschaft zerstören wollen, indem sie Sklaverei und Geld bei uns einführen. Ich weiß nicht, ob diese Dinge mit der Ermordung der Übersetzer in Zusammenhang stehen, aber ich befürchte ein schreckliches Unglück. Weil mir der Hohepriester Wahibra geholfen und mich zur Königin geführt hat, steht er jetzt unter Hausarrest. Und dieses Schreiben, das niemand entziffern kann, ist der einzige Beweis für meine Unschuld, weil es darin ganz bestimmt um die Verschwörung geht.«
    »Dann wäre Ägypten also in großer Gefahr«, sagte Pythagoras leise und sah sein Gegenüber an.
    »Irgendjemand beseitigt gnadenlos jeden, der ihm im Weg ist«, antwortete Kel. »So viel Gewalt heißt, da gibt es einen unbeugsamen Willen und eine Grausamkeit ohnegleichen.«
    »Was erwartet Ihr von mir?«
    »Der Pharao schätzt Euch und hört auf Euch. Ihr seid der Einzige, der ihm die drohende Gefahr vor Augen halten kann. Um mein Schicksal geht es dabei nur am Rande. Aber die Untersuchung muss neu begonnen und das Ungeheuer enttarnt werden, das sich im Dunklen verbirgt.«
    »Wir haben tatsächlich lange Gespräche geführt«, räumte Pythagoras ein. »Amasis wünscht, den Frieden dauerhaft zu sichern und will jeder unnötigen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen. Ich für mein Teil habe beschlossen, die ägyptische Lehre für die griechische Denkweise zu übernehmen und eine neue Schule zu gründen, die uns von einem zerstörerischen Vernunftglauben weg und näher hin zum Geheimnis des Lebens bringt. Nach meinem kurzen Aufenthalt in Memphis werde ich mich in Sais vom Pharao verabschieden und dann nach Griechenland zurückkehren.«
    »Erklärt Ihr Euch bereit, ihm meine Äußerungen mitzuteilen und ihn zu überzeugen, dass er bisher schlecht beraten war?«
    »Ich kann Euch nicht versprechen, dass es mir gelingt.«
    »Ich bin Euch in jedem Fall überaus dankbar. Euer Eingreifen könnte verhindern, dass Ägypten ein unheilvolles Schicksal widerfährt.«
    »Solange Ihr nicht wisst, was ich erreichen konnte, müsst Ihr sehr vorsichtig sein. Es gibt kein schrecklicheres Verbrechen als die Ermordung eines Unschuldigen. Wie wäre es, wenn wir heute Abend gemeinsam versuchen würden, den Papyrus zu entziffern?«
    Die beiden Männer wollten sich gegenseitig in der meisterhaften Anwendung zahlloser Lesarten übertreffen, die alle von verschiedenen griechischen Dialekten ausgingen.
    Obwohl es ihnen nicht gelang, das Schriftstück zu entziffern, verlor Kel nicht alle Hoffnung. Irgendwie glaubte er, dass sich Amasis für Pythagoras' Worte empfänglich zeigen würde.

59
    B ebon fühlte sich wieder genesen, entfernte die

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