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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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gehandelt wurde.
    Dann machte sich Kel auf den Weg zum Apollo-Tempel, der zwischen dem der Dioskuren, Castor und Pollux, und dem der Hera im Norden der Stadt lag.
    Auf dem Tempelvorplatz unterhielten sich einige Priester.
    »Bitte entschuldigt, wenn ich Euch unterbreche«, sagte Kel. »Ich bin auf der Suche nach einem Mann namens Pythagoras, weil ich ihm einen Brief aushändigen soll.«
    »Den haben wir gestern gesehen«, antwortete einer der Ritualisten. »Er wollte aber nicht wiederkommen.«
    »Wo könnte ich ihn denn finden?«
    »Er wohnt bei der Dame Zeke, der reichsten Frau von Naukratis und unserer größten Gönnerin.«
    Der Ritualist erklärte Kel, wie er zur Wohnung von Zeke gelangte. Der Schreiber hatte gehofft, Pythagoras möglichst weit weg von diesem Haus anzutreffen, aber jetzt blieb ihm nichts anderes übrig: Er musste das prunkvolle Haus betreten, auf die Gefahr hin, erkannt und verhaftet zu werden.
    Auf den Straßen waren zahllose Händler unterwegs und drehten sich immer wieder nach den freizügigen Frauen um, die ihr Haar offen trugen. Die Männer, die erst vor Kurzem aus Griechenland gekommen waren, schimpften über so viel Schamlosigkeit und Unabhängigkeit. Sie waren entsetzt und hätten sich wahrscheinlich gewünscht, dass ihre Weibchen zu Hause eingesperrt wären, um jederzeit ihre Wünsche zu befriedigen. Da immer mehr Griechen in Naukratis und den anderen Städten im Nil-Delta lebten, hofften sie jedoch, hier griechische Verhältnisse einführen zu können.
    Kel meldete sich bei Dame Zekes Pförtner, einem stämmigen Mann mit niedriger Stirn und finsterem Blick.
    Sollte er ihn erkennen, würde der Schreiber kehrtmachen und weglaufen.
    »Ich komme aus Sais«, begann er. »Der Hohepriester des Neith-Tempels hat mich beauftragt, Pythagoras einen Brief persönlich zu überreichen.«
    »Warte hier.«
    Die erste Hürde war genommen.
    Die zweite würde eher einfach sein: Kel wollte Pythagoras bitten, ein paar Schritte mit ihm zu gehen, damit sie sich ungestört unterhalten konnten.
    Die dritte Hürde würde die schwierigste sein: Er musste den Denker von seiner Unschuld überzeugen und ihn dazu überreden, sich bei Pharao Amasis für ihn zu verwenden.
    Der Pförtner kam zurück.
    »Komm herein. Ein Hausverwalter bringt dich in den Empfangsraum, wo dich Pythagoras erwartet.«
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Geh mir nach«, sagte der Hausverwalter, der genauso unangenehm wie der Pförtner war.
    »Nimm Platz und warte.«
    Kel fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und lief unruhig auf und ab. Nicht einmal die prächtigen Wandmalereien, auf denen griechische Landschaften zu sehen waren, konnten ihn ablenken.
    Schließlich öffnete sich die Tür – und Dame Zeke erschien.
    Sie war schöner denn je. Eine zierliche goldene Krone zierte ihr schwarz glänzendes Haar, sie trug eine dreireihige Perlenkette, silberne Armreifen und ein tief ausgeschnittenes rotes Kleid. Außerdem duftete sie verführerisch nach Jasmin.
    »Ich wusste doch, dass du eines Tages wiederkommst«, sagte sie leise.
    »Ich habe eine Botschaft für Pythagoras und …«
    »Er hat Naukratis heute Morgen verlassen.«
    »In welche Richtung?«
    »Er ist auf dem Weg zum Ptah-Tempel in Memphis. Das ist ein Befehl des Königs.«
    »Lasst mich gehen. Ich muss ihn sprechen.«
    »Das kannst du vergessen, Kel. Jetzt gehörst du mir.«
    »Ihr habt Demos getötet und versucht, mich zu beseitigen.«
    »Nun, nachdem dich das Schicksal verschont und zu mir zurückgeführt hat, wirst du mich heiraten.«
    »Niemals!«
    »Dann willst du also lieber sterben?«
    »Ich liebe Euch nicht, Zeke, und ich kann und will Euch auch nichts vormachen.«
    Die erfolgreiche Frau sah auf einmal sehr traurig aus.
    »Schönheit und Zauber meiner Nebenbuhlerin müssen unerhört sein, hab ich recht? Und dich könnte ich auch mit den schlimmsten Drohungen nicht dazu bringen, ihr untreu zu werden.«
    »So ist es.«
    »Du bist der Erste in meinem Leben, dem es gelingt, mich auf meine Begierde verzichten zu lassen, Kel. Weil du mich erniedrigst, müsstest du eigentlich meinen Zorn auf dich ziehen. Stattdessen bewundere ich dich. Ich habe immer geglaubt, dass es so durch und durch anständige Menschen wie dich nicht geben kann. Deshalb will ich dich schonen und dir die Freiheit schenken. Da wir uns aber nie wiedersehen werden, hörst du mir jetzt erst einmal ganz genau zu: Mit der Verschwörung auf höchster Ebene, deren Mittelpunkt du zu sein scheinst, habe ich rein gar

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