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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Persönlichkeiten ausmachen?«
    Nein. In meiner Jugend bin ich zur See gefahren. Du selbst warst ebenfalls draußen. Denk an Tage, an denen der Sturm sich am Horizont zusammenzieht, der Regen schräg über das Deck peitscht und der Wind in unberechenbaren Böen über dich hinwegfegt. Hier zu sitzen und diese Geschöpfe zu spüren ist ähnlich, wie an Bord einer Galeone zu stehen und zuzusehen, wie die Stürme sich austoben.
    »Sehr hübsch beschrieben, alter Knochensack.« Ich wußte genau, was er meinte. Immerhin war ich wirklich draußen gewesen. »Ich wußte nicht, daß du Seemann warst.«
    War ich auch nicht.
    »Du hast gesagt…«
    Ich fuhr zur See.
    »Vermutlich den Kredithaien immer einen Schritt voraus. Du meinst, sie sind da draußen, hängen herum und sind genervt, haben aber keine besondere Gaunerei im Sinn?«
    Ja.
    Ich ging nach oben, damit ich aus dem Fenster sehen konnte. Im Erdgeschoß gibt es nur eins, das mit Eisengittern verschlossen ist und durch das Dean frische Luft hereinlassen kann, wenn er im Sommer kocht. Das ist typisch für die Architektur in TunFaire. Wir erwarten von unseren Dieben, daß sie sich wenigstens etwas anstrengen. »Stehen wir unter Belagerung?«
    Das nicht. Wir stehen unter Beobachtung.
    »Verrat dich bloß nicht.«
    Willst du deiner Mutter beibringen, wie man Eier auslutscht?
    Es heißt Großmutter, Knochensack. Wenn du schon wie der Pöbel reden willst, dann mach es wenigstens richtig.
     
     

 
33. Kapitel
     
    Bizarr. Die Straße war fast leer. Ein frischer Wind wehte Blätter und Müll durcheinander. Es wirkte kälter, als es eigentlich sein sollte. Und die Bewölkung paßte überhaupt nicht zur Jahreszeit. Mrs. Cardonlos stand vor ihrer Pension und fegte im Licht der Straßenlaterne die Straße. Aus Gründen, die nur in ihrem verqueren Hirn existierten, warf sie meinem Haus einen Blick zu, als wäre ich für das schlechte Wetter verantwortlich.
    Sie hängt mir so ziemlich alles an.
    Während ich zusah, stellte sie den Besen weg und ging ins Haus. Als sie wieder herauskam, hatte sie sich einen Pullover übergezogen und warf einen Blick zum Himmel, als wollte sie ihn davor warnen, die Temperatur noch weiter absinken zu lassen.
    »Benutzt du meine Augen?«
    Ja.
    »Es sieht aus wie im Spätherbst, nur mit dem Unterschied, daß die Bäume noch Blätter haben.« Was nicht heißen soll, daß es hier in der Macunado viel Grünzeug gibt. In meinem Viertel hält man nicht viel von baumgesäumten Straßen, von Rasenflächen, Gärten und dergleichen. Ziegel und Stein, das sind wir. Ziegel und Stein.
    »Kannst du mir was Nützliches verraten?«
    Nein. Dean soll den Vogel herauslassen. Folge ihm, aber bleib in Deckung.
    »Klar.« Was sollte das denn? Na gut, sollte er es doch Morpheus erklären.
    Mrs. Cardonlos hielt mit dem Fegen inne. Ihr Blick wurde giftig, aber sie sah nicht in meine Richtung. Bemerkenswert.
    Ich beugte mich vor, damit ich das Objekt ihres Zorns sehen konnte.
    »Siehst du diese Frau, alter Komiker? Das ist die Rothaarige, die mich in den ganzen Schlamassel reingeritten hat. Adeth.« Merkwürdig war nur, daß die alte Cardonlos sie sehen konnte.
    Sie sieht verloren aus. Ein trauriges Weib.
    »Was ist denn in dich gefahren? Hast du schlecht geträumt?«
    Wie meinen?
    »Normalerweise hast du doch eine eher mechanische, farblosere Auffassung von der Welt.«
    Ganz bestimmt nicht. Bitte schick den Vogel los.
    »Nur zu gern, wenn ich jemanden finden könnte, der das ganze Gequatsche übernimmt.« Ich bestellte Dean, was Ihro Gnaden wünschte. Dean schüttelte den Kopf und trocknete sich die Hände am Geschirrhandtuch ab. Er überließ die Spüle sich selbst und ging in das kleine Wohnzimmer. Mr. Big hatte keine Ahnung, daß ein neues Abenteuer auf ihn wartete. Dean sammelte den Vogel ein, der brav den Schnabel hielt, während ich durch das Guckloch überprüfte, ob die Luft rein war. »Alles klar, Dean.«
    Er fummelte an den Schlössern, Ketten und Riegeln herum. Ich mußte mich bei ihm entschuldigen. Offenbar hatte er doch ein Hobby.
    Der Gottverdammte Papagei sah aus, als wäre er nur halblebendig. Und er benahm sich artig. Es war unheimlich.
    Fing ich etwa an, sein anstößiges Gekreische zu vermissen?
    Dean machte die Tür ein Stück auf und beugte sich weit genug heraus, um den bunten kleinen Streithammel hinauszuwerfen. Eine Bö wehte herein. Sie war eiskalt.
    Dean zuckte zurück und wollte die Tür zuwerfen.
    »Moment! Oder nein, mach nur. Ich kann auch durch

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