Göttergetöse
Aufsichtsrat, ein ständiger Ausschuß, der eine vermittelnde Schiedsfunktion bei Streitigkeiten zwischen Gottheiten verschiedener Religionen hat. Die Zusammensetzung der Kommission ändert sich ständig. Vorstandsarbeit ist eine Pflicht, die von jedem verlangt wird. Die Aufgabe der Kommission ist die Erhaltung des Friedens im Traumviertel. Wir entscheiden über Zugänge und Abgänge der Hauptreligionen.«
»Normalerweise bin ich immer gut damit gefahren, die Götter links liegen zu lassen. Wieso könnt ihr diese Höflichkeit nicht erwidern?« Diese Kommissionstypen mußten die Clowns sein, die mir diesen Schlüsseldienst in diesem göttlichen Alptraum angehängt hatten vermutlich als Revanche für meine frühere Geringschätzung.
»Es gab keinen besseren Kandidaten als Sie. Allerdings gefällt es uns nicht, daß Sie in so großer Gefahr schweben. Entschuldigen Sie. Wir hatten angenommen, daß Sie von einer der interessierten Parteien zu einem wohlhabenden Mann gemacht würden.«
»Vielen Dank. Das klingt großartig. Es wird also keine schwarzen Tage mehr in meinem Leben geben. Und wann geht die Bestechung los? Ich würde zu gern die Goldbarren verstauen. Ach ja: Und welche Art Schutz bekomme ich?«
»Schutz?« Das war ihm so fremd, daß er Schwierigkeiten hatte, das Wort auszusprechen. Ausgerechnet er, der auf uns weniger fähige Leutchen aufpassen soll. Wieso bezeichnen einen die Leute eigentlich als hoffnungslosen Zyniker, wenn sich der Zynismus immer und immer wieder bestätigt?
Seine Reaktion war Antwort genug. Aber ich machte weiter. »Schutz vor diesen irren Godoroth und Shayir, die offenbar herausgefunden haben, daß ich dieser besagte Schlüssel bin. Ihr habt das Spiel aufgezogen: Der Gewinner bekommt alles einschließlich meiner Wenigkeit. Aber die Verlierer werden nicht einfach so verschwinden, nein? Vielleicht kommen sie ja auf die Idee, ihre Verzweiflung an jemandem abzulassen. Und möglicherweise wollen sie ja jemandem wehtun, um sich am ganzen Universum zu rächen. Und an wen werden sie sich da wohl halten, hm?«
Während ich weiterredete, hatte der gute Heilige die Augen geschlossen. Entweder fiel es ihm so leichter, meinen Sermon zu ertragen, oder er konferierte inzwischen mit seinen Aufsichtsratkollegen.
Er schlug die Augen wieder auf. »Sie werden geschützt werden. Man hat Ihnen bereits zur Genüge Schwierigkeiten bereitet. Sie sollten Ihre Unterstützung gewinnen und sie nicht durch Druck erzwingen. Wir werden den Grundregeln einige Erweiterungen hinzufügen.«
Göttliche Gestalten bewegten sich in einem Rhythmus auf mich zu und von mir weg, deren Sinn nur sie kannten. Ich fühlte, wie jemand in meinem Kopf herumspukte und meine geistigen Taschen eher aus Gewohnheit als aus Taktik durchwühlten. Sie waren gelangweilt und wünschten sich, daß diese Geschöpfe aus dem himmlischen Slum sich doch endlich aus dem Staub machten und ihnen diese widerliche, dreckige Arbeit ersparten.
»Hatte es eigentlich einen Zweck, daß ich hierhergebracht worden bin?«
»Die Shayir und die Godoroth sind nicht weit von hier aufeinandergetroffen. Sie sind völlig außer Kontrolle geraten. Es scheint, als wäre es für den Schlüssel dort zu unverträglich. Sie müssen noch eine Weile länger leben.«
Hätte ich im Augenblick nicht nur über meinen Gesichtssinn verfügt, hätte ich geschnüffelt, ob ich nicht in Hundescheiße getreten war.
»Wie edelmütig von euch. Vielleicht geht es ja, daß ich für sagen wir ein paar tausend Jahre hier bleiben kann. Sagen wir, bis der letzte von euch Kommissionstypen geht?«
»Ich könnte Ihnen sagen, was Sie hören wollen, aber Sie würden die Wertlosigkeit erkennen, sobald Sie wieder die Luft verpesten.« Der gute Heilige hatte offenbar doch so was wie Humor. »Wenn wir für Sie eine Ausnahme machten, dann würden uns jeder Mann, jede Frau und jedes Kind behelligen und behaupten, es handele sich bei ihnen um einzigartige Umstände.«
Knurrend fügte ich mich ins Unvermeidliche.
»Wir haben Sie zum Schlüssel auserkoren, weil wir gehofft hatten, daß Sie als Sterblicher die Überlegenheit von einem der beiden Tempel unterscheiden und so die Frage lösen könnten, welcher von beiden auf der Straße der Götter bleiben sollte.«
Junge, da hatten sie aber den Bock zum Gärtner gemacht. Soviel also zur Allwissenheit. »Ich bin in keinen der Bewerber sonderlich verliebt. Warum verstecken Sie mich nicht bis nach dem Termin und lassen beide untergehen?«
»Diese
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