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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Mißfallen so sehr in die Realität durchgedrungen, daß er die Einheimischen erschreckt hatte.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, daß ein paar Götter weniger einen großartigen Unterschied machen würden.
     
     

 
40. Kapitel
     
    Fast hätte ich es geschafft. Das ist die Geschichte meines Lebens. Eine Vielzahl von Fasts. Fast wäre ich König geworden, nur habe ich dann in allerletzter Sekunde doch die falsche Mutter erwischt.
    Ich bog in die Knorpelstraße ein, die nur ein paar Blocks von der Straße der Götter entfernt liegt. Die Knorpelstraße ist nicht sehr nützlich, weil sie nirgendwohin führt, aber man hat einen schönen Blick auf den Weg, den ich noch zurücklegen mußte. Zu dieser Tageszeit herrschte ganz normaler Betrieb. Weder merkwürdige Schatten noch goldene Lichter oder häßliche Kerle, auch keine hübschen, tödlichen Mädchen, keine Jägerinnen oder Hunde, nichts weiter als freie Fahrt. Ich fiel in einen forschen Gang und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Man sagt, am dunkelsten ist es immer vor Tagesanbruch. Sie sollten mal mein Leben führen. Bei mir sieht es nämlich immer am strahlendsten aus, bevor die Finsternis dann hammerhart zuschlägt.
    Ich weiß nicht, was mich da erwischt hat. Eben noch ging ich keuchend und japsend und grinsend daher, und im nächsten Augenblick kroch ich durch eine rabenschwarze Dunkelheit. In meinem Kopf verstrich zwar die Zeit, aber um mich herum schien alles zeitlos erstarrt zu sein. Vielleicht war ich ja in der Vorhölle, oder im Nirwana, je nach Einstellung.
    Ich spürte ein Licht und kämpfte mich darauf zu. Es vergrößerte sich zu einem Gesicht. »Cat?« Finger berührten zärtlich meine Wange. Dann kniffen sie mich. Der Schmerz half mir, meinen Kopf und meinen Blick zu klären.
    »Nein. Nicht Cat.«
    Es war Cats Mutter, Imara. Die Godoroth hatten mich als erste erwischt. Aber als ich mich umsah, bemerkte ich außer Imara niemanden. Wir waren an einem Ort, der aussah wie ein großes Ei, in dem nur ein mit roter Seide überzogener Diwan stand. Das Licht kam aus keiner sichtbaren Quelle. »Was ist los…?«
    »Wir unterhalten uns später.« Sie legte mir einen Fingernagel auf die Stirn, genau auf die Stelle, unter der das sogenannte dritte Auge liegen soll. Dann fuhr sie meine Nase hinunter und über die Lippen. Der Nagel war scharf wie ein Rasiermesser. Ich schüttelte mich nervös, aber die Berührung war auch merkwürdig erregend.
    »Du hast einen gewissen Ruf.« Ihre Hand setzte die Reise fort. »Ist er berechtigt?«
    »Das weiß ich nicht.« Meine Stimme war eine Oktave zu hoch. Ich konnte mich nicht bewegen. »Wow!« Ich stieß ein Quietschen aus.
    »Ich hoffe doch sehr. So eine Gelegenheit bietet sich mir nur selten.«
    »Was?« Ich wehrte mich nicht besonders energisch. Die matronenhafte Göttin spielte mit mir, wie sie wollte, und machte ganz nebenbei auch noch ihren Ehemann zu meinem Todfeind. Es gab sicherlich kein gegenseitiges Abkommen zwischen ihnen, sondern nur die Vereinbarung, die Imar mit sich selbst geschlossen hatte. Götter sind verdammt eifersüchtige Monster, die ihre Nebenbuhler mit Vorliebe in Kröten, Spinnen und was weiß ich sonst noch verwandeln.
    Was Imara aber nicht sonderlich zu interessieren schien. Sie hatte nur eins im Kopf und verfolgte es mit einer Entschlossenheit, die normalerweise unreifen männlichen Halbstarken zugeschrieben wird. Ich wehrte mich zu spät. Doch da saß das Unausweichliche schon auf mir. Ich hatte nicht das Herz, dagegen anzukämpfen. Hoffentlich verwandelte sie sich dabei wenigstens nicht in etwas mit zweihundert Tentakeln und einem Atem wie ein Toter Wels.
    Ich war ein Ungläubiger, der bekehrt wurde. Und ich hätte mir Unterstützung mitbringen sollen.
    Wenn alle Götter so waren, wunderte es mich nicht, daß sie ständig in Schwierigkeiten gerieten.
    »Ist es Ihre Gewohnheit, sich Kerle zu schnappen und mit ihnen einen draufzumachen?« fragte ich in einer Pause keuchend.
    »Wenn ich mich lange genug unbemerkt wegschleichen kann. Es ist eine der kleinen Belohnungen, die ich mir genehmige, weil ich diesen Mistkerl Imar ertrage.«
    Der Tote Mann hatte nichts über Imars Legitimation verlauten lassen. Zweifellos gehörte sein mieser Charakter zu seinem göttlichen Charme.
    »Bitte machen Sie eine kleine Pause. Ich bin nur ein Mensch.« Imara wirkte ebenfalls höchst menschlich, bis auf ihren scheinbar unstillbaren Appetit.
    »Gut, einen kleinen Augenblick. Wir müssen uns ohnehin

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