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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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durcheinander. Es wollte sich einfach kein sinnvolles Ganzes ergeben.
    Sie blickte den Fluss hinauf. Ein Stück weiter vorne machte das mehr als zwei Schritt tief in die Landschaft eingeschnittene Bett einen Bogen nach rechts, sodass der Flusslauf aus ihrem Blickfeld verschwand. Thalia glaubte, dass die Gedankenscherben von dort kamen. Was konnte das bedeuten? Es mussten sich hinter der Flussbiegung viele Menschen aufhalten – aber warum? Vielleicht ein anderer Stamm? Die Istanoit Ejas? Die waren schon öfter zu Besuch gekommen, aber meist nur ein paar von ihnen und zudem würden sich solche Freunde nicht im Flussbett versteckt halten.
    Hastig kletterte sie die Uferböschung hinauf und kaum oben angekommen stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um einen möglichst guten Überblick zu bekommen. Rechter Hand lag das Lager ihres Stammes. Links verlief der Fluss, der sich in einem weiten Bogen um die Zeltbehausungen herum in die Richtung wand, in der jeden Morgen die Sonne aufging. Die Pferde der Istanoit Ril grasten von Thalias Standort aus gesehen hinter dem Lager, in der Nähe eines kleinen Waldstücks. Nichts erschien ungewöhnlich. Aber Thalia wusste, dass jemand da war, jemand, der nicht da sein sollte und der sich große Mühe gab, nicht entdeckt zu werden.
    ,Kann nicht hoch’, mischte sich Arlion unvermittelt ein.
    Irritiert sah sie die Böschung hinunter, wo sich ihr kleiner Bruder vergeblich abmühte, das rutschige Flussufer zu erklimmen. Eilig reichte sie ihm eine Hand und half ihm nach oben.
    .Gedanken immer noch da’, stellte er besorgt fest, als er schließlich neben seiner Schwester stand.
    Thalia nickte. ›Ich muss es unserer Mutter sagen‹, dachte sie entschlossen. ›Sie wird wissen, was das bedeutet.‹
    Die beiden liefen auf direktem Weg zu den Zelten zurück. Nachdem sie weder Tarana noch Daia in ihrem Wohnquartier finden konnten, begannen sie, im ganzen Lager nach ihnen zu suchen. Schließlich entdeckten sie die beiden Frauen inmitten einer Gruppe von etwa einem Dutzend weiterer Stammeskriegerinnen, die mit Bogen und Langmessern bewaffnet gerade dabei waren, ihre Pferde zu besteigen. Tarana schien ebenfalls bereit, mit den anderen auszureiten, während Daia offensichtlich nur mitgegangen war, um sich von ihrer Freundin zu verabschieden.
    »Mama!«, rief Thalia bestürzt. »Wo wollt ihr denn hin?«
    Tarana blickte auf und lächelte. »Ihr kommt gerade recht, damit ich euch noch einmal drücken kann.« Sie ließ die Mähne des Pferdes wieder los, auf das sie sich gerade hatte hinaufschwingen wollen, und kam auf die beiden Kinder zu. »Ich werde wohl erst heute Nacht wiederkommen, wenn ihr schon schlaft. Daia passt inzwischen auf euch auf.«
    »Was ist denn passiert?«, wollte Thalia wissen und die Sorge um ihre Mutter trieb ihr beinahe Tränen in die Augen. Irgendwo dort draußen gab es viele Versteckte, die böse Dinge dachten. Sie fühlte überdeutlich, dass es gefährlich war, nun das Lager zu verlassen.
    Tarana ging in die Hocke und strich ihr mitfühlend über die Wange. »He, meine Große, wer wird denn gleich weinen? Wir machen nur einen kleinen Erkundungsritt. Kein Grund, Angst zu haben. Fünf Batrahirten sind heute Morgen nicht von den südlichen Weiden zurückgekehrt und deshalb wird ein kleiner Trupp Stammeskriegerinnen ausgeschickt, um nach den Männern zu sehen. Das ist gar nicht gefährlich und ich bin bald wieder da, versprochen.«
    »Aber, aber … ich … es …« Vor lauter Aufregung wollten Thalia die richtigen Worte nicht über die Lippen kommen. Das geschah manchmal, wenn ihre Gedanken ihrem Mund davonliefen. Sprechen war so unendlich langsam!
    Tarana, die dieses Stammeln ihrer Ziehtochter bereits zu deuten wusste, fasste sie an beiden Schultern. »Ganz ruhig«, sagte sie mit ernster Miene und blickte Thalia fest in die Augen. »Erzähl jetzt ganz langsam, was los ist. Ich werde nicht weggehen, ehe ich weiß, warum du so durcheinander bist.«
    Endlich löste sich ihr Zungenknoten und die Worte sprudelten nur so aus Thalia heraus: »Ich habe die Gedanken vieler Leute gespürt. Ich glaube, sie verstecken sich hinter der Uferböschung dort hinten.« Sie wedelte mit ihrer kleinen Hand hektisch in die entsprechende Richtung. »Das sind keine Freunde, da bin ich mir sicher. Ihr Denken ist schwarz, spitz … ich meine, irgendwie böse eben … ich kann das nicht beschreiben …« Sie geriet wieder ins Stocken. » … wie der Händler neulich, aber noch schlimmer!« Ihre blauen Augen

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