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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Kopf, bevor er weitersprach:
    »Da ich mich aber nicht der irrigen Hoffnung hingebe, Euch von der Richtigkeit meiner Worte überzeugen zu können, bevor ich auf diesem windigen Pass erfroren bin, schlage ich vor, dass wir nun die Weiterreise antreten und Ihr die Dinge erst einmal auf sich beruhen lasst. Arden ist bereits König und er wird das Heer der Menschen anführen, daran könnt Ihr nichts mehr ändern. Es wird alles kommen, wie es kommen muss, und vielleicht wird es ohnehin nicht notwendig sein, dass Ihr mit ihm zusammen in die Schlacht zieht. Auch ich kenne nicht alle Einzelheiten der Kriegspläne, die seine Heiligkeit ersonnen hat. Warten wir also einfach ab.«
    Er drehte sich entschlossen um und marschierte auf den Schlitten zu. »Und das nächste Mal«, sagte er im Davongehen, »wenn ich im Begriff bin, Euch zuliebe eine Anweisung des Citarim zu ignorieren, dann erinnert mich bitte daran, dass die Weisheit seiner Heiligkeit die meine bei Weitem übersteigt. Der Citarim wusste sehr gut, warum er Euch die Nachricht von der Thronbesteigung Eures Bruders Arden verschweigen wollte. Wie sich gerade gezeigt hat, hat dieses Wissen einzig und allein dazu geführt, Euch vom Kern Eurer Aufgabe abzulenken. Das wird mir eine Lehre sein.«
    Arton blieb unschlüssig stehen. Der Wind wühlte mit eisigen Fingern in seinem langen, dunklen Haar, doch der Krieger nahm die Kälte kaum wahr.
    ,Arden ist König von Citheon!’, schallte es immer noch durch seinen Kopf. Sein nichtsnutziger Bruder war zum Beherrscher der bekannten Welt aufgestiegen! Unbegreiflich! Arden würde mit einer großen Streitmacht gegen den Drachen antreten und – so wie er seinen Halbbruder kannte – wieder alle Sympathien auf seiner Seite haben. Was blieb dann noch für Arton selbst? Am Ende würde es Arden gar noch einfallen, seinen älteren Bruder als Untergebenen zu behandeln und ihm Befehle zu erteilen.
    Doch Arton war nicht bereit, auch nur irgendetwas Derartiges hinzunehmen. Sollte Arden mit seiner menschlichen Heerschar anrücken, sollte er prahlen und sich als König aufspielen, wie er wollte. Arton würde ihm die Stirn bieten. Denn am Ende entschied nicht Maulheldentum, gutes Aussehen oder das Wohlwollen des Citarim über Sieg oder Niederlage, sondern einzig und allein, wer durch die Götterklingen der Kraft seines Geistes die größere Wirkung verleihen konnte. Und in einem war sich Arton sicher: Wenn er auch seinem Bruder in vielen Dingen unterlegen sein mochte, mit der Stärke von Artons Willen konnte sich Arden nicht messen. Zudem ließen sich die Themuraia im Gegensatz zu den Menschen weder von Äußerlichkeiten und schönen Worten noch von Schmerz, Furcht oder sonstigen Widrigkeiten beeindrucken. Für sie zählte nur die Geistsprache, also die Kraft und Klarheit der Gedanken, denen sie folgten. Vielleicht war gerade diese niemals wankende Treue der Grund, warum Arton die kleinen Kreaturen mittlerweile so sehr zu schätzen gelernt hatte, wenngleich er sich auch immer noch nicht ganz im Klaren darüber war, ob ihm die Themuraia wirklich aus freien Stücken folgten oder ihnen die Macht Themurons einfach keine andere Wahl ließ.
    Jedenfalls war er nun geneigt, auf Nataol zu hören und einfach abzuwarten. Arden würde ohnehin früher oder später nach Arch Themur kommen, wo Arton jederzeit die Stämme der Themuraia um sich scharen konnte. Wenn er dann aber dort im Schatten der eisengegürteten Mauern auf seinen Bruder traf, so war es nicht auszuschließen, dass dem Kampf gegen den Drachen erst noch eine andere Schlacht vorausgehen würde. Es galt, viele Dinge zu einem unumkehrbaren Abschluss zu bringen.
    So folgte er schließlich Nataol zum Schlitten. Nachdem Arton schweigend neben dem Priester in der Kabine Platz genommen hatte, ließ der Skardoskoiner Wagenlenker auf dem Kutschbock die Peitsche knallen, worauf sich die sechs Batraochsen mit kehligem Blöken in die Riemen legten, um ihre Fahrgäste nun rasch hinab in das Land des Drachenbundes zu befördern.

 
VERSCHLOSSENE TÜREN
     
    R ai machte in dieser Nacht kein Auge zu. Oibrin hatte ihn und Selira mit einigen anderen Sklaven in einen niedrigen Verschlag gesperrt, dessen Wände aus einer einzigen dünnen Lage Holz bestanden. Dadurch war das unablässige Stampfen, Scharren und Rumoren der Lastschweine draußen so deutlich zu hören, als würden die gewaltigen Tiere ebenfalls in der kleinen Hütte nächtigen. Aber auch ohne die Packtiere herrschte drinnen drangvolle Enge, wobei dies

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