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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rodriguez und seinen Adjutanten mit einem angedeuteten Kopfnicken. Der Weißhaarige erwiderte es und fuhr fort: »Aber ich nehme an, dass es noch ein paar mehr werden, bevor dieser Tag zu Ende ist. Ein teurer Tag für Spanien, nebenbei bemerkt – aber ich habe diesen Dummkopf Castello gewarnt. Es mag ganz praktisch sein, die Schiffe so dicht an dicht anlegen zu lassen, aber wenn einmal etwas passiert, dann sind die Folgen möglicherweise katastrophal.« Er lächelte flüchtig, wurde genauso schnell wieder ernst und nahm Haltung an, während er sich zu Drake herumdrehte. »Eure Eskorte ist bereit, Sir. Sobald der Brand auf der Intrepid gelöscht ist, kann die Flotte aufbrechen … soll ich einige Männer abstellen, um bei den Löscharbeiten zu helfen?«
»Das wird nicht notwendig sein, hoffe ich.« Drake zog eine Grimasse. »Ich werde mich selbst darum kümmern … wie üblich. Wahrscheinlich haben sie Probleme, ausreichend Löschwasser zu finden.« Er griff hastig zu, als sein Dreispitz samt Perücke schon wieder ins Rutschen zu geraten drohte, überlegte es sich dann anders und warf beides kurzerhand über Bord. »So gerne ich noch weiter mit Euch plaudern würde, Andrej, fürchte ich doch, dass die Pflicht ruft. Ihr habt es ja gehört. Captain Rogers wird sich weiter um Euch kümmern. Selbstverständlich seid Ihr Gast der britischen Krone, so lange Ihr es wünscht.«
»Nicht länger?«, fragte Andrej.
Abu Dun runzelte missbilligend die Stirn, aber Drake schien ihm die Bemerkung nicht übel zu nehmen; und wenn doch, überspielte er es meisterhaft. »Die EL CID wird von hier aus nach Liverpool segeln, wo sie instand gesetzt und bis zur vollen Sollstärke bemannt wird«, antwortete er. »Captain Rogers wird ihr mit zwei Schiffen Geleitschutz geben, und selbstverständlich steht es Euch und Eurem Freund frei, auf der EL CID mitzufahren, oder einem der beiden Begleitschiffe … es sei denn, Ihr zieht mein Angebot doch noch in Betracht, auf der Intrepid anzuheuern.« In seinen Augen glomm ein Funke von Hoffnung auf. »Ich könnte Euren Anteil an den Prisengeldern möglicherweise ein wenig erhöhen. Gute Arbeit soll auch gut bezahlt werden, das sage ich immer.«
»Und wer genau sagt das jetzt?«, erkundigte sich Abu Dun. »Sir Francis Drake oder ein gewisser Piratenkapitän?«
Drake war nicht beleidigt, sondern grinste breit. »Es gibt nicht wenige, die behaupten, so groß wäre der Unterschied gar nicht. Überlegt Euch mein Angebot. Aber jetzt, fürchte ich, ruft mich endgültig die Pflicht.« Er nickte Abu Dun und Andrej zum Abschied zu und ging dann mit schnellen Schritten davon. Rogers sah ihm mit unbewegtem Gesicht hinterher, bis er ein Fallreep nur ein Dutzend Schritte entfernt erreicht hatte, und verschwand, doch als er sich wieder zu ihnen umwandte, lag ein spöttisches Lächeln auf seinem Gesicht. »Und ich weiß nicht einmal, in welcher Rolle er sich wohler fühlt«, seufze er.
»Habt Ihr gewusst, wer er wirklich ist, Colo… Captain?«, fragte Andrej.
Rogers nickte heftig. »Das will ich hoffen«, antwortete er. »Auch wenn so mancher der Meinung ist, die Royal Navy wäre nicht mehr das, was sie einmal war, so wäre ich doch höchst beunruhigt, wenn ein leibhaftiger Pirat in der Admiralität in London das Sagen hätte. Wir haben uns vor vier Jahren dort kennengelernt – kurz bevor ich nach Spanien kam.«
»Eine lange Zeit«, sagte Andrej.
»Aber es hat sich gelohnt«, erwiderte Rogers. »Ich glaube nicht, dass der Krieg damit zu Ende ist, aber vielleicht haben wir die Waagschale damit ein wenig mehr zu unseren Gunsten gesenkt. Und das eine oder andere Leben gerettet.«
    »Vor allem das der Besatzung der dreißig spanischen Schiffe, nicht wahr?«, grollte Abu Dun. »Sie hatten keine Chance.«
Andrej fragte sich, warum Abu Dun Rogers so unnötig provozierte, und versuchte seinem Freund einen verstohlen-warnenden Blick zuzuwerfen. Abu Dun ignorierte ihn, und er war wohl auch überflüssig. Rogers war nicht verärgert, sondern zuckte nur gleichmütig mit den Achseln.
»So etwas kommt vor, wenn Menschen Krieg führen, Sir. Menschen sterben. Wäre es Euch lieber gewesen, wir hätten diese Schiffe mit voller Besatzung gestellt und versenkt?« Er schnitt Abu Dun mit einer raschen Bewegung das Wort ab, bevor er überhaupt widersprechen konnte. »Aber lasst uns nicht streiten, Sir … zumal über eine Sache, an der keiner von uns etwas ändern kann. Und ich fürchte, ich muss Euch ein wenig zur Eile drängen. Zieht Ihr

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