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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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kleiner Asht, tanz mit mir. Ich habe zwar keine schönen Augen und lockiges Haar, aber ich habe Stahl für dich.
    »Es tut mir leid …«, stammelte der Dichter immer wieder. »Es tut mir leid. Es tut mir leid.« So lange, bis Corellius direkt vor ihm stand.
    Unter Aufbringung all seiner Kraft riss der Poet sein Schwert hoch. Mittlerweile war sein Kopf noch röter angelaufen als der von Basterro. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Seine Augen schimmerten, als wäre er den Tränen nahe.
    »Lass es gut sein, Corellius!«, rief Ulme, der sich im Kreis der Schaulustigen einsortiert hatte. »Er ist ja nur ein Geck.«
    »Stimmt. Aber leider ein Geck mit lausigen Manieren.«
    Zu seinem Schwertstreich holte Corellius kaum aus. In einer einzigen fließenden Bewegung ließ er seine Klinge auf die von Asht niedersausen.
    Klirren und der erschrockene Aufschrei des Barden erfüllten die Luft. Der Einhänder entglitt seinen Fingern und landete geräuschlos im Sand. Bevor er sich wieder sammeln konnte, trat Corellius ihm die Beine weg und er stürzte gleich neben sein Schwert.
    »Wer … sich … mit … meinem … Schildbruder … anlegt, … legt … sich … auch … mit … mir … an!« Er unterlegte jedes Wort, indem er Asht mit der stumpfen Seite seiner Klinge einen Hieb versetzte.
    Als der Geck nur noch ein schluchzendes und sich windendes Häufchen Elend war, wandte sich Corellius ab und spuckte aus. Sein Blick glitt zur Kutsche des Efeumädchens. In einem der Fenster waren die Vorhänge zur Seite geschoben und ein Augenpaar zu erahnen. Siehst du, Jalina? Es gibt keine heldenhaften Ritter. Nur Ungeheuer wie mich.
    Er steckte das Schwert zurück in die Scheide und schnappte sich Ulme. »Sehen wir zu, dass wir aus dem Mittelpunkt des Geschehens kommen.«
    »Hättest ‘n echt nicht so hauen müssen, den Geck. Hats ja nur ‘n bisschen zu weit getrieben.«
    Corellius klopfte seinem Schildbruder auf die Schulter. Sie liefen zu den Pferden, die an eine Reihe aus Pflöcken gebunden waren. »Du bist viel zu gutmütig für diese Welt. Das wird irgendwann noch dein Tod sein.«
    »Und du, du bringst immer alle gegen uns auf. Vielleicht wird auch das mal unser Tod sein.«
    Ja , überlegte Corellius, oder unser Tod wird das liebreizende Geschöpf in der Kutsche sein, das mich um Hilfe angefleht hat.
    Sie fütterten und sattelten ihre Pferde und warteten darauf, dass die übrige Eskorte abmarschbereit war. Die Sonne stand bereits im Zenit, als sie schließlich aufbrachen. Sengend und unerbittlich hielt die Hitze Männer und Tiere in ihrem Würgegriff. Es brauchte gerade einmal eine Stunde, bis der erste Wachmann bewusstlos aus dem Sattel kippte. In rasender Schnelle verschwand das Wasser in den Mündern der Eskorteure und vereinzelt jammerten sie über die strenge Rationierung des Vorrats.
    Obwohl ihm der Schweiß in Sturzbächen über das Gesicht lief, wagte Corellius es nicht, sich seiner schweren Lederrüstung zu entledigen. Die karge, knochenweiße Felswüste erstreckte sich so weit das Auge reichte. Es schien unwahrscheinlich, dass hier irgendwo Leben hauste. Trotzdem wollte er nicht das Risiko eingehen, seinen Schutz gegen unvermittelte Angriffe abzulegen. In den Leeren Landen musste ein Mann mit allem rechnen.
    Ulme goss sich den Inhalt seines Wasserschlauchs über den Kopf. Gierig leckte er jeden Tropfen auf, der in die Nähe seiner Lippen rann. »Nachts ists schweinekalt und am Tag brüllend heiß – 'n verfluchtes Land ist das.«
    »Ulme …«
    »Ja, Corellius?«
    »Wir sind Söldner. Gekaufte Klingen. Verräterische Hunde nennen uns die einen, ruchlose Mörder die anderen. Aber eines, das haben wir uns nicht vorzuwerfen: Wir handeln nach unserem Gewissen, auch wenn es nicht besonders rein ist. Wir töten nur, wen wir töten wollen, und wir verschonen, wen wir verschonen wollen. Wir haben keine Dienstherren, die uns befehlen, Unschuldige zu töten …«
    Ulme machte große Augen. »Seit wann schwingste denn so große Reden?«
    Seit sich dieses verfluchte Gewissen in meinem Kopf festgesetzt hat, antwortete er im Stillen.
    »Ach, lass dich nicht von meinem Geschwätz verunsichern«, sagte er aber nur und gab seinem Ross die Sporen.

Die tote Stadt
    Am Horizont erschienen die Ruinen wie eine geisterhafte Einbildung: im Hitzeflimmern verschwommene Türme, die wie Baumstämme gespalten worden waren. Riesige Steinmauern, die an unzähligen Stellen eingerissen waren, als hätte ein Titan mit seinen Fäusten auf sie

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