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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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immer sagst: Wenn ein Pferd lahm ist …«
    »Ja«, sagte Corellius und kniete sich neben ihn. »Wenn ein Pferd lahm ist, dann muss man ihm den Gnadentod gewähren.«
    Die Stute unternahm noch einen Versuch, wieder auf ihre Hufe zu kommen. Aber sie schaffte es gerade einmal, ihren Oberkörper aufzurichten, dann brach sie wieder zusammen. Ein verzweifeltes Wiehern entwich ihren Nüstern.
    Jalina hockte sich an die andere Seite seines Schildbruders. Sacht strich sie über das Felsmassiv seiner Schulter. »Ist schon gut, ich kanns verstehen.«
    »Es ist das Beste für sie.« Corellius gab sich alle Mühe, seine sanfteste Stimmlage zu gebrauchen.
    »So lange ist sie bei uns gewesen. Weißte noch, Corellius?« Ulme wandte sich an Jalina. »Einmal, da hat sie auf dem Markt in Sichelstadt so viele Äpfel von einem Stand weggefressen, dass Corellius beinahe nicht mehr genug Geld dabei hatte, um den Händler zu bezahlen.«
    Er lachte und wischte sich über die Augen.
    »Wir tun es zusammen.« Sie gab ihm ihren Dolch. »Ganz schnell, damit sie auch nichts merkt.«
    Die Nackenschmerzen, die der Knüppelhieb entsandt hatte, ließen stetig nach. Dafür brannte ein flammend heißes Pochen in Corellius' Brust. Jalina ist in derselben Situation wie die Stute , dachte er. Zu ihrem eigenen Besten sollte sie umgebracht werden. Dabei lahmte sie nicht einmal.
    So sehr er es auch wollte, er konnte sie nicht retten. Das würde den Tod für sie alle bedeuten. Orchon würde die Welt in Flammen aufgehen lassen.
    Er ballte die Fäuste. Sie würde sterben. Genau wie sie es voraussichtlich alle in diesen verfluchten Landen tun würden. Das war die unverrückbare Wahrheit. An ihr ließ sich nichts ändern. Ein für alle Male musste das ins seinen Schädel rein.
    Jalina streichelte den Hals der Stute und flüsterte ihr beruhigend ins Ohr, während Ulme die Dolchklinge ansetzte. Aus ängstlichen Augen verfolgte Lenya jede seiner Handbewegungen, blieb aber gelassen. Sie vertraute ihrem Herren - in allem, was er tat.
    »Es tut mir leid«, schniefte Ulme. Er zog die Klinge durch.
    Lenya schnaubte. Blut sprudelte im Rhythmus der letzten Herzschläge aus der Wunde. Noch einmal spannten sich alle ihre Muskeln an, dann erschlafften sie endgültig.
    Sogleich ließ Ulme den Dolch fallen und schlang die Arme um den Hals des Tieres, bittere Tränen weinend.
    Jalina sah zu Corellius auf, eine Braue erhoben. Ganz als wolle sie sagen, dass sie es bald wäre, die an Lenyas Stelle liegen würde.
    Ja , sagte er ihr in Gedanken und wich dabei ihrem Blick aus. Und ich werde nichts daran ändern können. Helden gibt es nicht, Mädchen.
    Das habe ich dir von Anfang an gesagt.

Leere Versprechen
    Zwölf Männer und zwei Frauen.
    Das war die erschütternde Zahl.
    Neben Ulme und Corellius lebten noch der Hauptmann Galeon, Arlot Asht, Zeremonienmeister Basterro sowie sieben Wachen. Also lediglich neun Männer, die auch dazu in der Lage waren, ein Schwert zu führen.
    Nachdem sie bis zum Einbruch der Dunkelheit ihre Wunden versorgt und einige der Schwammlinge in mundgerechte Stücke geschnitten und gekocht hatten, setzten sie nun ihre Reise fort.
    »Wäre es nicht sicherer, bei Tage weiterzureisen?«, krähte Basterro, der sich auf einen Ast stützte, den er von einem der Titanenbäume abgebrochen hatte. Nur sein zunehmend kurzatmigeres Schnaufen hallte durch den abendlichen Forst.
    »In diesen Landen ist jede Tageszeit gleich gefährlich, das solltet selbst Ihr gemerkt haben«, erwiderte Corellius, der gemeinsam mit Ulme vorauslief.
    Hier, jenseits jeglicher Zivilisation, zählten weder Rang noch Vermögen. Nur die Fähigkeit zu überleben. Deshalb benahm er sich auch so respektlos gegenüber dem Zeremonienmeister. Was dessen eigentlicher Sinn auf dieser Reise war, hatte ihm sich bisher ohnehin nicht erschlossen.
    »Und je länger wir rasten, desto wahrscheinlicher wird ein neuer Angriff der Schwammlinge«, fügte Galeon hinzu. »Mit dem Dutzend, das wir noch sind, würden wir ihn auf gar keinen Fall überstehen.«
    »Gebt mir eine Waffe!«, rief auf einmal Asht aus der hintersten Reihe.
    Corellius wandte sich um und zwinkerte ihm spöttisch zu. »Ich meine, mich verhört zu haben. Willst du nochmal deine Schwertkünste unter Beweis stellen?«
    Der Dichter überging seine Bemerkung. »Mein Vater hat mich und meinen Brüdern den Umgang mit dem Bogen gelehrt. Ich will nur helfen. Ihr habt doch den toten Schwammlingen einige abgenommen, oder?«
    »Warum nicht?«, meinte

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