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Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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ob er vor wenigen Tagen auch nur im Entferntesten an solche Worte gedacht hätte. Wie wenig Zeit es nur brauchte, um die Weltsicht eines Menschen auf den Kopf zu stellen.
    »Die Kletterpartie kannst du dir dieses Mal sparen«, riet sie ihm. »Jeder hier im Haus weiß jetzt von deinem Besuch.«
    Eigentlich hätte er allein aus Trotz doch den Weg aus dem Fenster genommen, aber seine schmerzenden Muskeln belehrten ihn eines Besseren.
    Er legte eine Kehrtwendung ein. »Du hast Recht.«
    Als er am Bett vorbeikam, ergriff sie ihn am Oberarm. »Ich werde dich nie vergessen. Trotz allem.«
    Rowen erwiderte nichts, küsste sie nur sanft auf die Stirn. Manchmal reichte eine Geste, um alles auszudrücken, was in einem vorging. »Auf Wiedersehen … hoffentlich.«
    Durch das stille Treppenhaus wanderte er hinab. Verhalten brach das Morgenlicht durch die Liatretfenster und tauchte die Räume in ein farbenfrohes Zwielicht. Überfüllte Bücherregale reihten sich an den Wänden auf, als wären sie ein architektonischer Bestandteil des Gebäudes.
    Wäre ich noch Dieb, würde ich mich wie im Paradies fühlen , dachte Rowen beim Anblick all der Wandteppiche, silbernen Zierteller und Kandelaber.
    Schließlich kam er in die Empfangshalle und trat aus ihr ins Freie.
    Ein Halbkreis aus Konzilssoldaten stand um das Portal der Villa, die Lanzen gesenkt und die Blicke grimmig. Ihr Centurion hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt und starrte Rowen aus verengten Augen an.
    »Rowen Mirrus, Ihr seid festgenommen als Aufwiegler und Verräter der Galyrischen Republik!«, donnerte er.
    Als wären die Worte ein Bannspruch gewesen, blieb Rowen wie erstarrt stehen. Ein einziger Gedanke raste durch seinen Kopf:
    Der Kanzler hat sein Versprechen gebrochen.

Das Ende des Kreuzzugs
    »Wo bringt ihr mich hin? Das ist nicht der Weg zum Onyxpalast!«
    »Sehr richtig erkannt, Maus«, der Centurion lachte dröhnend. Er lief voraus, die Fäuste immer noch in die Seiten gestemmt, während die Konzilssoldaten Rowen flankierten. Wenigstens hatten sie ihn nicht gefesselt. Sie nahmen wohl an, er würde auch so nicht weit kommen.
    Mit dem süffisanten Tonfall eines Sadisten fuhr der Centurion fort: »Unser Weg führt uns zum Richtplatz, nicht zum Konzilspalast. Den Galgenstrick hast du ja schon um den Hals.«
    Rowen schluckte und strich über das Hanfseil. Sie wollten zu Ende bringen, was sie mit ihm begonnen hatten. Er war so ein Idiot! Wie hatte er sich auf Vallantus' Aufrichtigkeit verlassen können? Dieser Mann war Politiker, er lebte vom Lügen!
    Zumindest Rosanna hatte von dieser Falle nichts gewusst. Als die Wachen ihn vom Eingang der Villa weggezerrt hatten, hatte sie den Kopf aus dem Fenster gesteckt, nach ihm gerufen und den Centurion verflucht.
    Jetzt werden wir uns garantiert nicht mehr wiedersehen, meine Liebe , dachte er, außer mir kommt noch ein Geistesblitz.
    In diesem Augenblick sollte er lieber wieder Rowen, der Dieb sein, als der Rowen, der große Reden schwang.
    Sie durchquerten die Gärten von Nomoli, die das Morgenlicht wieder zum Leben erweckte. Schecktauben gurrten leise, Zikaden zirpten im säuberlich geschnittenen Gras und sogar eine Schar Kaninchen schoss von einem Gebüsch zum nächsten.
    Aus der Ferne drangen Rufe, fast klangen sie in Rowens Ohren wie Jubelschreie. Was ging da vor? Wagte Salus schon einen neuen Versuch? Oder hatte er sich verhört und es waren Schmerzensschreie, weil das Konzil die letzten Aufständischen niedermachte?
    »Was ist da los?«, fragte ein Soldat den anderen.
    Dieser zuckte nur mit den Schultern.
    Obwohl sie ihn gerade zum Schafott führten, pumpte Rowens Herz ganz normal, auch seine Schritte waren fest und von Angstschweiß fehlte jede Spur. Seine plötzliche Kaltblütigkeit überraschte ihn nicht einmal. In letzter Zeit bin ich dem Tod so oft um Haaresbreite entkommen, dass es langsam zur Gewohnheit wird.
    Im Gehen wandte der Centurion den Kopf zu ihm um. Seine Wangen waren so vom schwarzen Bart überwuchert, dass es aussah, als würde er eine Fellmaske tragen. Gelbe Zahnstummel ragten aus seinem Mund wie Grabsteine.
    »Du hast keine Angst, was?« Schmatzend kaute er auf einem Stück Süßholz. »Du denkst, hier kommst du wieder raus wie beim letzten Mal?«
    Rowen schluckte. Was sollte das werden? Auf diese Fragen konnte es nur falsche Antworten geben, also hielt er lieber erst mal den Mund.
    »So still, Maus?« Der Centurion zückte einen Dolch, dessen Klinge im Morgenlicht bedrohlich funkelte. »Sonst

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