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Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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Adlatus in die Arme.
    Also hatte Kanzler Vallantus Rowen wirklich nicht angelogen und mit dem Massaker auf dem Richtplatz nichts zu tun gehabt. Ihm kam ein schleichender Verdacht. »Vallantus, habt Ihr dafür gesorgt, dass mich ein Centurion aufgreifen sollte, als ich das Haus von Rosanna verließ?«
    Der Kanzler, der mit hängenden Schultern und gebrochenem Blick dastand, schüttelte aufs Entschiedenste den Kopf. »Ich habe dir doch mein Wort gegeben, dass du unbehelligt gehen könntest.«
    »Ein hübscher Plan, die Maus auf die Seite des Konzils zu ziehen, und nett, dass du mir von ihm erzählt hattest.« Adlatus' Zähne glänzten so bleich wie sein Haar, als er grinste. »So konnte ich veranlassen, dass er aufgegriffen und aus dem Weg geräumt wird. Aber der Plan ist bedauerlicherweise nicht aufgegangen.«
    Salus trat einen Schritt von ihm zurück. »Du wolltest Rowen töten lassen? Er ist das Gesicht unserer Revolution!«
    »Er ist ein Idealist und Idealisten werden mit der Zeit lästig«, entgegnete der Vizekanzler. »Jede Revolution braucht Helden, die für sie in den Tod gehen. Solche Legenden sind die Grundpfeiler eines neuen Staates. Dein Name wäre in einem Atemzug mit den Stadtvätern Nazarus und Halarus gefallen, Rowen. Ich wollte dich unsterblich machen!«
    Rosannas Tod, all das Leid und die Verzweiflung, alles für nichts? Sollten die Hoffnungskeime der Leute so schnell verdorren? Die Hände auf die Lehne der Bank vor ihm gestützt, richtete sich Rowen zitternd auf. »Dann tötet mich doch! Hängt mich endlich auf, jetzt, wo ich alles weiß, habt ihr doch ohnehin keine Wahl mehr. Nur haltet meine Schwestern da raus, ja? Sorgt für sie, lasst sie aus der Stadt ziehen, am besten mit Yannur, dann könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt. Aber eines sage ich euch: Galyrien wird nicht vergessen, das verspreche ich euch.«
    Kraftlos sank er zurück auf die Bank. Alles fühlte sich taub an, Töne und Bilder wie ein dickflüssiger Brei, der ineinander lief.
    An Salus' Miene war nur allzu deutlich abzulesen, dass ein Kampf in seinem Inneren vorging. Er nagte an seiner Unterlippe, sein Blick huschte zwischen Adlatus und Rowen hin und her. Schließlich funkelten seine Augen genauso wie in dem Moment, als er den Giftwein getrunken hatte. »Dann soll es wohl so sein …«
    »Das erledige ich«, meldete sich Jolla zu Wort, der sich bis dahin zurückgehalten hatte. Das Bastardschwert geschultert, schlenderte er auf Rowen zu.
    »Können wir dir vertrauen?«, hakte Adlatus nach. »Vorhin hat Zweifel in deiner Stimme gelegen.«
    »Ich will nur ein anderes Galyrien, ein gerechtes Galyrien. Und dafür müssen Opfer gebracht werden«, entgegnete Jolla so feierlich, dass Rowen zusammenzuckte.
    Was wird das hier, meint er es ernst?
    »Gut«, sagte Adlatus überzeugt. »Dann erledige es in der Bibliothek, gleich nebenan, und entsorge auch die Überreste.«
    Damit zückte er einen gebogenen Dolch und schritt auf den Kanzler zu, der beinahe würdevoll vor ihm in die Knie ging.
    »Du hättest nichts tun können, Maus, selbst wenn du dich anders entschieden hättest«, sagte er mit fester Stimme. »Gegen so tollkühne Machtgier nützt nur der Wille des Volkes etwas.«
    »Und wir sind der Wille des Volkes!« Adlatus packte ihn am Schopf, zog seinen Kopf zurück und legte die Kehle frei.
    Rowen nickte Vallantus zu. Vielleicht war er das beste Oberhaupt, was Galyrien hätte bekommen können, wenn er nicht so im Glauben an Orchon verhaftet gewesen wäre.
    Bevor er Zeuge der Hinrichtung werden konnte, packte Jolla ihn grob unter den Achseln und warf ihn über seine Schulter. Der Leibwächter schleppte ihn aus der Konzilshalle und Salus hatte die letzte Gelegenheit, ihm einen bedauernden Blick nachzuwerfen.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Mir auch , entgegnete Rowen in Gedanken und flüsterte an Jolla gewandt: »Das hier spielst du denen doch nur vor, oder?«
    »Sei still, verfluchte Maus!«, brummte der Leibwächter.
    Rowen schluckte. Anscheinend hatte Jolla ihn nur so lange beschützt, wie er gedachte hatte, er wäre für Salus von Wert gewesen. Ging es ihm jetzt endgültig an den Kragen?

Die zweite Hinrichtung
    Die Geheime Bibliothek des Onyxpalastes war eine Heiligstätte, ein Tempel der Bücher. Nur wenige Professoren, Gelehrte und Konzilsmitglieder hatten je Zugang zu diesem Saal erhalten. Wer hier Bibliothekar werden wollte, musste nicht nur langgedienter Scriptor sein, sondern auch ein Schweigegelübde ablegen, auf dessen

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