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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kakaos gearbeitet und hat auch schon dieses komische Zeug, das er Alkaloid nennt, bestimmt, da erscheint ein Artikel von einem Voskresensky aus Petersburg, der es der Fachwelt als Theobromin vorstellt. Er war einige Tage sehr knurrig. Und dann ist auch noch der Hund von einem der Gärtner durch das Labor getobt und hat den Tiegel mit dem weißen Pulver vom Tisch gefegt.«
    »Worauf er noch knurriger wurde und den Hund gebissen hat?«
    »Das war gar nicht nötig. Der arme Hund ist kurz darauf gestorben. Woraus wir gelernt haben, dass Kakao in hoher Dosis giftig ist.«
    »Eine interessante Entdeckung. Aber ihr vergiftet eure Kunden unverfroren weiter?«
    »Noch haben wir keine Klagen gehört.«
    Wir aßen gemeinsam zu Abend, gingen später unsere Aufträge durch, und als es dunkel wurde, folgte Mac mir in mein Zimmer. Wir waren vertraut miteinander geworden und brauchten nicht viele Worte. Ich schmiegte mich in seine Umarmung und überließ mich seiner Führung. Wie immer war er geduldig und sanft, dann fordernd und beherrschend. Und schließlich hielt er mich fest, bis ich eingeschlafen war.
    Und wie üblich wachte ich mitten in der Nacht auf, weil er mir die Decke gestohlen hatte.
    »Mhm?«, grummelte er schlaftrunken, als ich um meinen gerechten Anteil am Federbett zu kämpfen begann.
    »Mir ist kalt, Mac. Du bist zwar ein lieber Mann, aber sehr besitzergreifend.«
    »Ach? Oh, du meinst die Decke.« Er wälzte sich auf die Seite und gab die Hälfte frei. »Dir ist kalt geworden. Komm her.«
    Das musste ich ihm zugutehalten, er wärmte mich schnell und gründlich auf. Dann aber stellte er mir eine unerwartete Frage.
    »Warum, schöne Amara, suchst du dir eigentlich nicht wieder einen Mann? Einen, der dir jede Nacht das Bett wärmt.«
    »Weil es mir so lieber ist.«
    »Alle paar Monate einem unsteten Reisenden Obdach zu gewähren? Ich könnte mich geschmeichelt fühlen, mo puiseag. Aber wir wissen beide, dass das falsch wäre.«
    »Mac, ich mag dich sehr gerne. Und deshalb...«
    »Deshalb darf ich auch nach den wahren Gründen fragen. Du hast mir damals in Elberfeld erklärt, dass du einer Sehnsucht nachhängst. Nun hast du deine eigene Konditorei, und der Duft der Schokolade umgibt dich wie eine zarte Wolke. Du warst verheiratet mit einem Mann, der dir Geborgenheit und sogar nach seinem Tod noch eine unanfechtbare Identität geschenkt hat. Und dennoch habe ich das Gefühl, Amara, es gibt einige untergründige Zweifel, die dich daran hindern, dein Ziel zu finden.«
    Das war eine seltsame Formulierung. Und es war auch seltsam, dass er diese Frage stellte. Manchmal kam Mac mir unheimlich vor. Obwohl sicher nicht viel Mysteriöses daran war, wie er zu seinen Informationen darüber kam, wo ich mich gerade aufhielt und wie es mir ging. Er sprach mit vielen Menschen und hatte ein Gespür für Zwischentöne und Ungesagtes. Aber es erstaunte mich, wie gut er meine verworrenen Gefühle erkannte.
    Das Nachtlicht sandte flackernde Lichtfetzchen durch den Raum, und ich sah zu seinem bärtigen Gesicht hin. Er lächelte, fast wollte mir scheinen, gütig. Als wüsste er bereits die Antwort und wartete nur darauf, dass ich sie aussprach.
    »Ich habe damals Geborgenheit verloren und wieder gesucht. Ich habe sie ganz bestimmt bei Anton gefunden. Und wieder verloren. Aber es hat mich nicht in den Abgrund gerissen.«
    »Nein, denn du hattest ja den Willen, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.«
    »Manchmal, Mac, war es in den zwei Jahren, die ich mit Anton verbracht habe, als hätte ich einen Vater in ihm gefunden«, sinnierte ich. »Ja, jetzt scheint es mir mehr und mehr so. Er war viel älter als ich – und nicht gerade ein drängender Liebhaber. Ich war sein Kätzchen – und gerade einmal ein Jahr älter als seine Tochter.«
    »Du kennst deinen leiblichen Vater nicht, nehme ich an.«
    »Meine Mutter hat mir einst gesagt, er sei auf eine lange Reise gegangen und nicht wiedergekehrt.«
    »Ein Euphemismus für sein Ableben?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Eher ein unsteter Wanderer.«
    »So, so.«
    Ich vergrub mein Gesicht leise lachend an seiner Brust. »Ich mag unstete Wanderer!«
    »Aber nicht als Vater.«
    »Bewahre!«
    Er lachte auch leise, wurde dann aber wieder ernst. »Ich erinnere mich sehr gut, wie gerührt du warst, als Wolking dich als Tochter bezeichnete.«
    »Ja, es hat mir damals viel bedeutet, aber Fritz – er war recht starrsinnig. Trotzdem hat mich sein plötzlicher Tod erschüttert.«
    »Ich bin auch viel

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