Goettin - Das Erwachen
küsste er sie auf die Stirn, bevor er sie wieder losließ. „Hör zu, kleine Hexe. Ich verstehe das, aber ich kann nicht dabei zu sehen, wie du euch beide unglücklich machst.", begann er. „Du musst dich entscheiden. Wenn du ihn wirklich für den Rest deines Lebens als den Mann an deiner Seite haben willst, werde ich einen Weg finden, wie du untertauchen und ihr trotzdem zusammenbleiben könnt.", versprach er ihr, ohne zu wissen, wie er das anstellen sollte. Er befürchtete, dass er sich darum keine Gedanken machen musste. „Wenn er aber nicht die Liebe deines Lebens ist und du nur aus Angst an ihm festhältst, weil du dich dieser Welt nicht alleine stellen willst, kann ich dir ein Angebot machen." Er fürchtete schon fast, Lee wäre in eine Art Trance verfallen, weil sie ewig auf die Skyline starrte. Schließlich sah sie ihn doch wieder an und nickte. „Was für ein Angebot?", fragte sie mit erstaunlich fester Stimme.
„Es wäre mit eine große Ehre und außerordentliche Freude, wenn du mich seine Aufgaben übernehmen lässt. Ich schwöre dir, dass ich dich mit allem was mir zur Verfügung steht, schützen und unterstützen werde. Egal, was du als Leslie Potter tun willst.", erklärte er feierlich. Kurz flackerte Misstrauen auf, dann sah Lee ihm ernst in die Augen. „Warum willst du das tun?", wollte sie von ihm wissen. Er lächelte traurig. Liam hatte bei ihrem Intellekt und Scharfsinn nicht untertrieben. „Ich werde dich nicht belügen, Hexe. Mir geht es dabei nicht nur um dich. Ich liebe Liam, wie einen Bruder. Deshalb kann und will ich nicht dabei zusehen, wie er dir völlig verfällt, während du ihm nicht die gleichen Gefühle entgegen bringen kannst. Es würde ihn irgendwann zerstören.", stellte er fest. Er hoffte, dass Lee die richtige Entscheidung treffen würde. Liam würde eine Weile brauchen, aber noch konnte er über Lee hinwegkommen, hoffte Josh. Lee weinte nun leise und er wischte ihr eine Träne von der Wange. Entgegen ihrer eigenen Aussage hielt Josh sie nicht für einen furchtbaren Menschen. Sie war klug, charmant und warmherzig, stellte er fest. Er konnte seinen Freund verstehen. Bin ich froh, dass sie nicht mein Typ ist, dachte er. Er vermutete, dass sie eine völlig normale Reaktion zeigte. Jeder, dem so rabiat der Boden unter den Füssen weggezogen wurde, wie das bei ihre der Fall gewesen war, musste sich ja an etwas klammern, das Halt versprach. Er konnte nur nicht zulassen, dass dieses Etwas Liam war.
Josh sah auf die Uhr und stöhnte fast laut. Er würde auch zu seinem 0-Uhr-Termin zu spät sein. Er hörte auf, Lee mit seiner anderen Hand über die Schulter zu streicheln. „Lee?" Sie sah ihm in die Augen und räusperte sich. „Ja?", schniefte sie. „Ich denke, du solltest dir das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Wenn du dich entschieden hast, sagst du es mir. Lass dir damit Zeit, okay?" Lee nickte und wischte sich über eine Wange. „Kommst du klar?", wollte er wissen. „Ja, ich werde noch etwas hier bleiben.", erklärte sie, weil er aufgestanden war. „In Ordnung. Fühle dich wie zu Hause. Ich muss jetzt leider los." Er ging zur Terrassentür, hielt dann aber noch mal inne und drehte sich um.
„Nicht, dass du mich falsch verstehst. Ich mag dich, kleine Hexe. Ich halte dich für eine tolle und warmherzige Frau. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass du wirklich für das Gute in dieser Welt stehen wirst. Deshalb steht dein Wohlergehen, deine Sicherheit und deine Zukunft für mich an erster Stelle, aber ..." er brach ab, weil er nicht genau wusste, wie er es in Worte fassen sollte. Lee half ihm dabei. „..aber, Liam wird für dich immer ein kleines Stück vor mir kommen.", vollendete sie seinen Satz und lächelte ihn an. Kurz wollte er ihre Aussage relativieren, nickte aber schließlich. Genau das, hatte er ausdrücken wollen. „Danke Josh.", sagte sie leise. Er stutzte. „Wofür?" Er hatte ihr gerade gesagt, dass sie nur an zweiter Stelle für ihn kommen würde, sollte sie sich in seine Obhut begeben. „Danke, dass du Liam der Freund bist, der ich ihm nicht mehr sein kann.", erwiderte sie wehmütig.
Nach einem langen und zähen Meeting betrat Josh wieder sein Penthouse. Jamie war gegangen, also ging er dem einzigen, anderen Herzschlag, außer seinem eigenen, auf diesem Stockwerk nach. Er wollte sich noch mal versichern, dass Lee alles hatte was sie brauchte. Vor der Türe zu seinem Gästezimmer hielt er kurz inne. „Ja, es sind doch erst vier Monate.",
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