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Goettin - Das Erwachen

Goettin - Das Erwachen

Titel: Goettin - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Haige
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kurzen Moment wollte sie widersprechen, dann zögerte sie. Sie sah zu Chris und ihr wurde klar, was sie Liam heute schon angetan hatte. Sie beugte sich vor und küsste Chris vorsichtig auf die Stirn, wie er es so viele Male bei ihr getan hatte. Es kostete sie unglaublich viel Kraft ihren Blick von ihm abzuwenden. Es würde das letzte Mal sein, dass sie ihn sah und sie war nicht bereit ihn gehen zu lassen. Sie bemerkte, dass Liam aufgestanden war und nun neben ihr stand. Die angebotene Hand ignorierend, stand vorsichtig ohne Hilfe auf. Sie sah ihm nicht in die Augen, als sie sprach. „Ich möchte dir helfen.", stellte sie leise fest. Sie wusste, dass sie schon wirklich mehr als genug getan hatte, aber sie konnte einfach nicht gehen und Liam mit einem Berg von Leichen, einer zerschossenen Disco und Chris alleine lassen. „Es ist ..." Liam brach ab und Lee sah nun doch auf. Liam schien verzweifelt und um Jahre gealtert. Sie konnte es kaum fassen, dass keine Wut in seinen Augen zu finden war. Vielleicht war das aber auch nur pures Wunschdenken. „Geh nach Hause, Lee. Ich rufe das Rudel zusammen und wir kümmern uns dann darum.", sagte Liam wieder mit fester Stimme. Lee zuckte mit den Schultern und nickte. Er wollte sie nicht hier haben und sie verstand es.

Kapitel 25

    Halb sechs Uhr morgens? Es war doch Sonntag, oder nicht? Mit geschlossenen Augen stolperte Mia auf die Quelle des wirklich nervtötenden Geräuschs zu. „Ja?", brachte sie schlaftrunken hervor, nachdem sie den verdammten Hörer zu fassen bekommen hatte. „Ich bin es.", hörte sie eine wohlbekannte Stimme. Sie drückte den Summer und tastete erst nach dem Lichtschalter, dann nach der Türklinke. Ihre beste Freundin stand bereits vor ihrer Wohnungstüre. Da sie im Hochparterre wohnte, wunderte sie diese Tatsache nicht. Sie machte unbewusst ein genervtes Geräusch und öffnete ein Auge.

    Was sie dann zusehen bekam, war weit außerhalb ihre Vorstellungskraft. Lee hatte rostbraune Kriegsbemalung im Gesicht aufgelegt. Erst als sie diese Farbe auch an ihren Händen sah, stutzte sie. Die Hände waren mit dieser Farbe komplett bemalt worden. Nur ein Wort in ihren Gedanken brachte sie von Tiefschlaf zu Alarm! Blut.

    Lee hatte den Mund geöffnet, aber bevor sie etwas sagen konnte, packte sie Mia am Shirt und zog sie in ihre Wohnung. Sie hörte von Lee ein leises „Uff." Sie ließ sich aber von ihr ohne Gegenwehr ins Badezimmer schleifen. „Bist du verletzt?" Mia tastete den Körper, der Blondine vor ihr, hektisch ab. „Ist nicht meines." Lees Stimme war brüchig und von Schluchzern durchzogen. Erst jetzt sah Mia ihr in die Augen. Lee weinte. Mia sortierte schnell ihre Gedanken. Wenn Lee so außer sich war, musste sie einen klaren Kopf bewahren. „Sind wir in Gefahr?" Lee schüttelte den Kopf. Gut. Sie dirigierte ihre Freundin zur Toilette und drückte sie auf den Deckel hinunter. „Bleib!", befahl sie ihr, wie einem Hund und Lee blieb. Sie verschloss die Badewanne und ließ Wasser einlaufen. Wenn es Lee physisch gut ging, musste sie sich um das Blut und die Psyche kümmern. Und sie würde es in dieser Reihenfolge angehen. Mia liebte ihre Pläne.

    Nachdem sie die Blutspuren im Treppenhaus und im Flur entfernt hatte, ging sie wieder in ihr Badezimmer. Lee hatte sich nicht gerührt. Sie zog ihre Freundin aus und setzte sie in die halb volle Badewanne. Da die Kleider nicht mehr zu retten waren, würde sie später entsorgen. Zusammen mit dem Waschlappen, mit dem sie Lee wie ein kleines Kind wusch. Das Blut war durch die Kleidung auf die Haut gedrungen. Sogar in Lees Haaren klebte Blut. Ganz vorsichtig wusch Mia jede Stelle, bis das Badewasser hellrot war. Sie ließ das Wasser ab und Neues nachlaufen. Über die ganze Zeit sagte Lee kein Wort. Mia hörte sie nur leise wimmern. Es musste etwas Schreckliches passiert sein, aber ihre Sorge galt erst einmal ihrer Freundin. Um den Rest würde sie sich später kümmern. Als sie fertig war, setzte sie sich auf den Toilettendeckel und wartete ab. Lee lag in der Wanne und starrte vor sich hin.

    Fast wäre Mia zusammengezuckt, als sie Lees Stimme vernahm. „Er ist tot." Mia schloss die Augen und versuchte sich für das, was jetzt kam, zu wappnen. „Chris ist tot.", wisperte ihre Freundin. Sie konnte gerade noch verhindern, dass sie erleichtert aufatmete, weil es niemand getroffen hatte mit dem sie befreundet war. Sofort stellte sich deshalb Scham und Schuldgefühle ein. Sie wusste, dass Lee ihn gemocht hatte und

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