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Goettin - Das Erwachen

Goettin - Das Erwachen

Titel: Goettin - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Haige
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Glatze gerichtete hatte und abdrückte. Sie sah einen dunklen See vor Chris, der immer größer zu werden schien. Sie begriff nicht. Liam neben ihr feuerte nun ebenfalls auf den Biker hinterm Tresen. Die Schüsse waren verklungen und eine drückende Stille senkte sich über sie. Mit einem dumpfen Schlag kam der Angel auf dem Boden an. Das Geräusch wirkte wie ein Startschuss auf Lee und sie rannte zu Chris. „Nein! Chris!", schrie sie, ohne dabei zu denken. Sie rutschte aus und schlug hart auf dem Boden auf. Ohne sich darum zu kümmern, rappelte sie sich auf und robbte auf den Knien zu ihm. Sie musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie gerade auf Chris Blut ausgerutscht war. Sie hörte Liams Schritte nach draußen rennen. Offenbar wollte er sichergehen, dass keine Gefahr mehr drohte. Für Lee machte das keinen Unterschied. Es war nun einfach nicht mehr wichtig, ob jemand auf sie schoss oder nicht. Chris war nach vorne gekippt und sie zerrte an ihm, bis sie ihn umgedreht hatte. Sie hielt Chris Kopf und er starrte mit kalten, leeren Augen an ihr vorbei ins Nichts.

    Sie riss Chris Shirt hoch und wischte mit der Hand über seine Brust, um zu sehen, woher die Unmenge an Blut kam. Sie erkannte vier Treffer in der Brust und versuchte mit ihren Händen auf die Wunden zu drücken. Trotz der grauenhaften Ereignisse hatte ihr logisches Handeln nicht gelitten. Nur ihr Verstand schien hinterher zulaufen. Sie sah, dass aus den Wunden kein Blut mehr herausgedrückt wurde. Chris Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen. Sie unternahm noch ein paar Versuche einer Herz-Druck-Massage, besann sich dann aber und verharrte mit den Händen auf seiner Brust. „Bitte! Steh auf!", flehte sie leise. Sie sah wieder in sein Gesicht und für einen kurzen Moment war sie sich sicher, dass er gleich grinsend wieder aufstehen würde. Dann drang die Erkenntnis, die ihre Hände gestoppt hatte auch in ihren Verstand ein. Wie Blei senkte sich die Trauer über sie und erstickte alle Gedanken im Keim. Alle bis auf Einen. „Er ist tot."

    Liam kniete sich auf die andere Seite und schob Lees Hände unsanft beiseite. Sie sah wieder in Chris Gesicht und schloss schließlich die Augen. Selbst mit geschlossenen Augen blieb sie in dieser Realität. Sie blieb auf den Knien, neben ihrem Freund, während sein noch warmes Blut ihre Jeans tränkte. Sie blieb in Mitten eines Schlachtfelds, auf dem gerade ein gutherziger und treuer Gefährte für sie ihr Leben gelassen hatte. „Sechs Tage!", schoss es ihr durch den Kopf. Vor sechs Tagen hatte sie mit ihm hier in diesem Raum getanzt und gelacht. Als wäre sie kurz vor dem Ersticken saugte sie Luft ein und öffnete wieder ihre Augen. Sie hatte vergessen zu atmen. Tränen stiegen ihr in die Augen, während sie Liam dabei zusah, wie er seine Hände auf Chris Brustkorb drückte. „Chris!", keuchte Liam. Eine Weile ließ sie Liam gewähren. Schließlich legte sie ihre vollkommen in blutgetränkten Hände auf Liams.

    Er ist tot, Liam. Stellte sie fest. „Nein!", brüllte Liam sie an. „Chris ist tot.", sagte sie noch einmal laut. Liam stieß ein leises Wimmern aus und Lee brach endgültig das Herz. Grob zog Liam seine Hände unter ihren weg und lehnte sich auf den Fersen zurück. Seine Schultern hingen herunter und sein Blick haftete an seinen blutigen Händen, als ein Zucken durch seinen Körper fuhr. Dann noch Eines. Lee sah hilflos dabei zu, wie Liam weinte. Lautlos, aber er weinte. Sie konnte ihn nicht trösten und sie war sich sicher, dass er das auch nicht wollte. Sicher nicht von ihr! Diese Typen waren nur ihretwegen hergekommen. Sie war schuld an Chris Tod. Nur weil sie hier war, waren alle in Gefahr. Leise begann sie auch zu weinen. Sie weinte, weil sie schuld war und sie weinte, weil sie einen guten Freund verloren hatte. Warum war Chris nur so dumm gewesen und hatte sich geradewegs in den Tod gestürzt? Offenbar hatten nicht nur Neyla und sie diesen heldenhaften und dummen Charakterzug gehabt. So hatte er es selbst bezeichnet. Neyla. Eigentlich gehörte sie eher zu den ungläubigen Menschen, aber hier und heute betete sie, dass es wirklich etwas nach dem Tod gab und Chris in diesem Augenblick seine Neyla in die Arme schloss. Sie wusste nicht, ob sie Sekunden, Stunden oder Tage so verharrten. So nahe zusammen und doch alleine in ihrem Schmerz.

    „Kätzchen. Geh bitte zu mir. Dusch dich und stopf deine Kleider in einen Müllsack." Lee zuckte erschrocken zusammen, als sie Liams Stimme hörte. Einen

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