Goettin - Das Erwachen
sie tun würde.
Kapitel 7
Liam saß an seinem Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft. Verdammt! Er war vorher wirklich fast zu spät gekommen. So viel Macht Lee auch haben mochte, unter Menschen war sie nur ein Mensch. Da hatte Iris recht gehabt. Er hatte sich gerade noch soweit im Griff gehabt, dass er diesen miesen, kleinen Drecksack nicht in Stücke gerissen hatte. Wut stieg wieder in ihm auf. Vor allem war das Wut auf sich selbst. Wie hatte er nur so dumm sein können und Thomas mit dem Wissen laufen lassen können? Er hätte den Anruf, den er vor Lees Wohnung gemacht hatte, schon am Samstag machen müssen! Er gab wirklich einen miesen Beschützer ab. Er hätte sich nicht so ablenken lassen dürfen. Er hatte Lee gefährdet. Was ist mit deinem Rudel? Fragte ihn die leise Stimme des Alphawolfs, der auch noch in ihm steckte. Er hatte nicht einmal an sein Rudel gedacht!
„ Na, da kannst du dir ja nur selbst gratulieren.", dachte er bitter. „Du bist nicht nur ein mieser Beschützer und Lehrmeister, weil du spitz wie Nachbars Lumpi auf sie bist. Du bekommt auch noch den Award für den schlechtesten Leitwolf aller Zeiten, weil du an nichts anderes als an Lee denkst!" Offenbar war es richtig, dass Männer nicht mehrere Dinge auf einmal tun konnten. Also wie sollte er den Club, das Rudel und seinen neuen Drittjob als Dompteur einer süßen, blonden Wildkatze unter einen Hut bringen?
Er hörte Lees nackte Füße die Stufen herunter laufen. Brauchte Sie noch etwas? Sie erschien in der Tür. Ihre fast hüftlangen Haare waren feucht vom Baden und hingen ihr über ihre Vorderseite. So völlig ungeschminkt, mit ihren flachen Brüsten und ohne richtige Klamotten, wirkte sie viel jünger. Fast wie der Teenager, den er kennengelernt hatte. Damals, als er hier hergezogen war. Das war aber schon sehr lange vorbei. Nun stand eine erwachsene Frau vor Liam. Sie hatte sich in ihren Morgenmantel gewickelt und sah ihn fast schüchtern an. „Kannst du nicht schlafen?", fragte er so sanft wie möglich. Sie hatte heute wirklich schon genug durchgemacht. Ihre Optik und der Gedanke an den Abend führte bei ihm zu dem Wunsch, sich vor ihr Bett zu legen und sie zu bewachen. Vor allem was ihr auf dieser Welt schaden könnte. Sie schüttelte leicht den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Leise fragte sie: „Bleibst du heute Nacht bei mir?" Verdammt, sie war traumatisiert und brauchte eine Schulter zum Anlehnen. Soweit hätte er auch denken können. Er sprang auf und ging ein paar Schritte auf sie zu. „Natürlich bleibe ich bei dir. Bei mir kann dir nichts passieren. Ich werde die ganze Nacht auf dich aufpassen." So oft wie er ihr das Versprechen schon gegeben hatte, glaubte er bald selbst daran. Seine Fantasie, wie er in Wolfsgestalt vor ihrem Bett lag, änderte sich sofort. Nun war er Mensch und hatte die Arme fest um sie geschlungen. Die neue Vorstellung von ihrem kleinen, festen Körper dicht an seinem, ließ seine Lust auf sie erwachen. Fast hätte er es selbst nicht bemerkt, dass seine Erregung die Sorge um sie in den Hintergrund drängte. Noch bevor er sich zur Ordnung rufen konnte, schüttelte sie den Kopf und sah ihm fest in die Augen. „So hatte ich das nicht gemeint. Ich habe keine Angst. Ich will dich heute Nacht spüren."
Er stutzte. Oh! Jetzt sah er sie genauer an. Sie trug nichts außer diesem Morgenmantel. Und sie sah nicht im Geringsten verängstigt aus. Eher fand er Hoffnung in ihren Augen. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammer und er wäre beinahe in die Knie gegangen. Sie wollte ihn! Er verschwendete keinen Gedanken mehr an ihre Bewachung, nun wollte er sie nur noch haben. Sie die ganze Nacht lang lieben und sie schreien hören. Sicherheitshalber fragte es stumm. Bist du dir sicher? Ihr glockenhelles Lachen klang durch den Raum. Wie er diese Geräusch mochte. „Natürlich bin ich mir sicher." War ihre eindeutige Antwort.
Er erreichte sie, noch bevor sie ihren Mund geschlossen hatte. Er beugte sich zu ihr und nahm ihren Kopf in seine Hände, seine Daumen fingen wie von selbst an, über ihre Wangen zu fahren. Ihr Duft umhüllte ihn und er roch, was er wissen musste. Er stieß ein Lachen aus. Du willst mich, Kätzchen! Stolz erfüllte ihn. Du willst mich doch auch, oder? Lee sah ihn erwartungsvoll an. Er neigte seinen Kopf und berührte ihre Lippen mit seinen. Ganz leicht hauchte er einen Kuss. Er hielt inne und schnupperte ihren herrlichen Duft. Wieder küsste er sie. Dieses Mal länger und
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