Goettin - Das Erwachen
Baden oder so. Vielleicht auch ein Unfall mit einem Wolf? Auch wenn sie im Moment überhaupt keine Probleme bei dem Gedanken hatte, Thomas dafür richtig leiden zu lassen, wollte sie nicht, dass Liam für sie seine Sicherheit oder seine Freiheit riskierte. Eine Weile beobachtete sie, wie sich verschieden Gefühle auf Liam Gesicht spiegelten. Rasende Wut, Ekel und Verachtung wechselten sich ab. Dann schloss er die Augen und seine Gesicht wurde zu einer neutralen Maske. Sie sah unschlüssig auf den zusammengesunkenen Anzug mit Inhalt neben ihrem Bett. Ihr fiel gerade nicht viel ein, was sie als Alternative hätte vorschlagen können. Vielleicht doch die Betonschuhe? Schließlich seufzte Liam, zog sein Handy aus seiner Tasche und wählte. „Wen rufst du an?", frage Lee. Liam zuckte mit den Schultern. „Die Polizei."
Noch während er der Polizei ihre Adresse nannte, fragte sie Liam telepathisch. Aber was sollen wir denen sagen? Ich kann denen ja schlecht von meiner neuen Begabung erzählen. Begabung, so hatte sie es für sich genannt. Er sah sie an und zuckte wieder mit den Schultern. Auf demselben wortlosen Weg antwortet er. Wir sagen, wir wären verabredet gewesen. Und ich werde denen sagen, ich hätte von unten deine Schreie gehört. Was im Übrigen auch so war. Sanft sah Liam sie an, Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Bist du wirklich in Ordnung? Lee nickte und antwortet mit fester Stimme, „Er hat mich nur ein bisschen erschreckt. Mehr nicht." Liam schien erleichtert. Kätzchen, du musst noch etwas für mich tun. Ich weiß, ich verlange viel nach dem Schock, aber kannst du dich auch noch mit einem anderen Problem befassen? Sie nickte. Thomas hatte sie erschreckt, aber wenn Liam bei ihr war, hatte sie keine Angst. Nur der Himmel wusste, warum das so war. Wünschst du dir bitte, dass deine Aura verschwindet. Die örtliche Polizei besteht leider nicht nur aus Menschen. Einen Moment sah sie ihn verständnislos an. Dann formte sie in Gedanken den Wunsch und sah ihn erwartungsvoll an. Hat's geklappt? Wollte sie wissen. Sie fühlte sich ein wenig unwohl, aber da sie ihre Aura weder sehen noch fühlen konnte, musste sie Liam fragen. Sanft hatte er ihr Gesicht in seine Hände genommen. Er sah sie ehrfürchtig an und nickte. Ja, hat es. Du bist die tapferste und mächtigste Frau, die ich je kennenlernen durfte. Sie wich ein Stück vor ihm zurück. Misstrauisch fragte sie ihn. Das war nicht selbstverständlich? Was, wenn ich es nicht geschafft hätte? Liam streichelte unablässig ihre Wange. Für dich war es wohl selbstverständlich. beruhigte er sie lautlos. Laut sagte er: „Entspann dich, Kätzchen. Ich bin da. Alles ist gut." Er zog ihren Kopf an seine Brust. Sie sank dagegen und klammerte sich an seinem T-Shirt fest. Dann brachen alle Dämme und sie weinte an seiner Brust.
Eine Stunde später gingen die Polizisten. Wer davon nicht ganz menschlich gewesen war, hatte sie nicht erkennen können. Vorher mussten Lee und Liam ihnen versprechen am nächsten Tag eine Aussage auf dem Revier in der nächstgelegenen, größeren Stadt zu machen. Sie hatten Thomas in Handschellen abgeführt, Fotos gemacht und sie sogar von einem Sanitäter begutachten lassen. Das Gefühl Thomas Hände immer noch auf ihrer Haut zu spüren, sorgten bei ihr für Übelkeit. Sie wollte wirklich nur noch unter die Dusche, als Liam wieder in ihre Wohnung kam. „Kätzchen, ich weiß, du wirst mich gleich hassen, aber ich denke, du solltest heute Nacht nicht hier schlafen. Ich musste deine Haustüre und deine Wohnungstüre eintreten. Sie haben es beide nicht wirklich gut weggesteckt." Er nahm ihre Hand und sah sie mit seinem traurigen Dackelblick an. „Es tut mir leid. Ich werde gleich morgen früh einen Schreiner anrufen. Du kannst noch mal bei mir schlafen, wenn es für dich okay ist." Mit diesem Blick konnte sie ihm sowieso nicht böse sein. Warum auch? „Entschuldige dich nicht. Du hast die Türen ja nicht zum Spaß eingetreten. Wenn ich deine Badewanne benutzen darf, verzeih ich dir nochmal und nehme dir schon wieder dein Bett weg." Sie musste lächeln. Er hatte heute so viel für sie getan und trotzdem tat er so, als hätte er viel mehr tun müssen. Er ging zu ihrem Schrank und holte ihre Sporttasche. Er gab sie ihr. „Pack für ein oder zwei Tage Zeug ein. Wer weiß, wie lange der Schreiner braucht. Ich muss noch schnell ein Telefonat führen und warte dann unten auf dich." Er ging und sie sah ihm hinterher. Ja, jetzt wusste sie, was
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