Goettin - Das Erwachen
spät noch zu mir?" Er trug eine Anzughose, Hemd und Krawatte. Also vermutete Lee, dass er entweder direkt aus dem Büro kam oder vom Büro nicht nach Hause gegangen war. Dümmlich grinsend nahm er ihre Hand auf. „Hallo Schönheit." Als sie seine Fahne roch, kippte sie fast um. Wow, der roch wie eine ganze Schnapsbrennerei! Nun sah sie Thomas genauer an. Die Krawatte war gelöst worden und der oberste Hemdknopf offen. Damit sah er aus, wie der typische Angestellte, den man nach der Arbeit in einer Kneipe antraf. „Was willst du hier?", fragte Lee noch einmal. Dieses Mal deutlich misstrauischer. Sie ließ seine Hand los und ging einen Schritt zurück. Thomas redete nicht um den heißen Brei. „Och," sein Grinsen war anzüglich geworden. „ich dachte, wir könnten noch ein bisschen Spaß haben." Er kam schwankend einen Schritt näher. „Dachtest du. Was genau, meinst du denn mit Spaß haben?" Sie wich wieder einen Schritt zurück. Sie kannte sich gut genug mit Betrunkenen aus, um zu wissen, dass das hier ziemlich schnell ernst werden konnte.
Schnell ging sie ihre Optionen durch. Thomas stand zwischen ihr und der Wohnungstür. Nicht gut. Ihr Handy lag ihn ihrer Tasche neben der Tür. Noch weniger gut. Zum Fenster? Naja, sie war im Dachgeschoss. Sie könnte um Hilfe rufen. Mehr aber auch nicht. „Da du ja die ganze Stadt zwischen deine Beine lässt, dachte ich, ich bin dann auch mal dran." Arroganz troff aus seiner Stimme. Jetzt wurde ihr wirklich mulmig und Ekel stieg in ihr auf. Er wollte doch nicht? Doch! Er wollte ganz eindeutig, stellte sie fest. Damit war auch die Frage beantwortet, was er an jenem Morgen gehört hatte. Mehr als die Nacht mit Pino machte ihr der andere Teil Sorgen. Sie musste unbedingt etwas unternehmen! Mit einem gedachten „Stopp!" wollte sie ihn aufhalten, aber nichts geschah. Im Gegenteil, er kam wieder einen Schritt auf sie zu. Warum funktionierte das nicht bei ihm? „Dachtest du?" Sie musste Zeit schinden, bis ihr etwas einfiel. Vielleicht könnte sie ... Liam? Liam! Hilf mir! Komm zu mir! Ich brauche dich hier ganz dringend! Sie hatte wenig Hoffnung, dass das funktioniert hatte und noch weniger, das Liam rechtzeitig da wäre. „Ja, weißt du, du fickst doch eh jeden. Liam, Pino ... Da kommt es auch nicht mehr darauf an, ob ich jetzt mal schnell drüber rutsche oder nicht." Sie ging einen weiteren Schritt von ihm weg und stieß mit den Kniekehlen an ihre Bettkante. Verdammt! Gar nicht gut! „Nein, Thomas! Ich ficke nicht mit jedem. Und ganz sicher werde ich dich nicht ran lassen!" Thomas hatte sie schon fast erreicht „Ach komm schon!" Langsam wurde das wirklich kritisch „Nein! Und jetzt verpiss dich!", zischte sie. Thomas Augen waren kalt. Diese Kälte ließ sie zusammenfahren. „Das ist also dein wahres Gesicht.", dachte sie, als sie ihn süffisant sagen hört: „Tztztz, warum so zickig? Als Dorfschlampe solltest du aber nicht so wählerisch sein." Er überragte sie um einen Kopf und war einigermaßen trainiert. Ihr Chancen bei einem Kampf standen fast bei null. Sie änderte Ihre Taktik, schluckte ihre Wut mit Müh und Not runter und versuchte es mit Vernunft „Thomas, Mia würde dir nie verzeihen, wenn du in deinem Rausch eine Dummheit begehen würdest!" Er lachte nur und schnappte nach ihren Händen. Sie konnte sie gerade noch wegziehen. In Ihrem Kopf hörte sie Liams Stimme. Ich bin gleich da! Fast hätte sie laut losgejubelt, konnte aber nicht verhindern, wie eine Irre zu grinsen. Sie schickte ihm ein Verzweifeltes: Beeil dich! Ich glaube, er will mich vergewaltigen! „Ah, sieh an. Es gefällt dir!" sagte Thomas mit schmierigem Tonfall. Sie konzentrierte sich sofort wieder auf das Hier und Jetzt. „Nein! Es gefällt mir nicht. Ich habe mit nur gerade vorgestellt, wie meine Rache aussehen wird, wenn du dich nicht sofort verpisst!", schoss sie zurück. Ihr Gegenüber leckte sich begierig über die Lippen. „Rache?" Er lachte höhnisch. „Dass du jeden fickst, weiß hier jeder. Niemand wird dir glauben, wenn du ihnen erzählst, ich hätte dich gezwungen." Thomas stand jetzt dicht vor ihr und packte ihre Schultern. „Und Mia wird hier von nichts erfahren. Wie von allen anderen auch nicht." Oh, na super. Da hatte sich ihre beste Freundin ja echt ein Schätzchen angelacht! „Wie kommst du darauf, dass sie hiervon nichts erfährt?" Ihr Stimme klang interessiert. Sie konnte das Zittern darin gerade noch so unterdrücken. Dass Liam kam, hatte ihr wieder Auftrieb gegeben.
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