Goettin - Das Erwachen
Stunde benutzt hast. Du riechst nur nach dir." Das mit dem Deo stimmte. Sie hatte das vom Hotel bereitgelegte Deo benutzt, weil ihr der Duft gefallen hatte. Wer hatte schon ahnen können, dass sie es sich auch schenken konnte. „Und gerade für mich als Vampir ist dein Duft der Hammer.", fügte Josh lächelnd hinzu. Wieder roch sie an ihrem Handrücken, obwohl sie wusste, dass sie ihren eigenen Geruch nicht wahrnehmen konnte. „Nach was rieche ich denn?"
Josh sah sie verträumt an. „Nach Blumen und sehr intensiv nach Sonne." sprang Liam ein, da Josh offenbar nicht mehr in dieser Sphäre weilte. Irritiert sah sie von Josh zu Liam und wieder zurück. „Die Sonne hat keinen eigenen Geruch.", stellte sie bestimmt fest. „Für dich vielleicht nicht.", seufzte Josh vor sich hin, war aber immer noch nicht wirklich bei ihnen. Wieder half Liam aus. „Wenn du nach einem Sonnenbad an dir riechst, riecht deiner Haut doch etwas anders. Ganz leicht duftet sie warm, süß und lecker. So riechst du immer." Und damit konnte sie wohl Vampire in die Knie zwingen, wenn sie den Briten neben sich ansah. Der schien aus seinem Tagtraum zu erwachen und räusperte sich. „Ich hab seit mehreren Hundert Jahren die Sonne nicht mehr gesehen und dein Geruch bringt die ganzen verschütteten, menschlichen Erinnerungen wieder. Tage am Meer oder Picknicks unter einem Baum. Alles, was man bei strahlendem Sonnenschein getan hat.", erklärte ihr Josh ein wenig wehmütig. Trotzdem konnte sie nicht anders, als zu kontern. „Du bist Brite, Josh. In England scheint die Sonne nie." Josh ließ ihr diese Spitze milde lächelnd durchgehen. „Auch wieder wahr.", stimmte er ihr augenzwinkernd zu. Schmunzelnd sah sie Josh an. Ihr gefiel sein Sinn für Humor, bemerkte sie.
Hinter ihr seufzte Liam. „Wir müssen irgendwann über den eigentlichen Punkt reden.", erinnerte er Josh und sie sanft. Leider hatte er recht und schweren Herzens schob sie die Gedanken über Sonnenbäder und Tage am Meer beiseite. Auch Josh verwandelte sich augenblicklich vom Träumer zum knallharten Geschäftsmann. „Wir wissen, wer da nach dir sucht.", begann Josh mit ernster Miene. Schnell sah sie die Männer an. Beide schienen nicht sonderlich begeistert. „Es wird mir nicht gefallen, oder?", wand sie sich an Josh. „Die Vampire, die gestern bei dir waren, sind aus Übersee eingereist. Ich habe schon von ihnen gehört." Josh legte seine Stirn in Falten. Gestern hatte sie ihn auf höchstens fünfundzwanzig geschätzt, mit diesem Gesichtsausdruck wirkte er allerdings sehr alt und müde. „Wer sind diese Männer und was wollen sie?", fragte sie leise. „Auftragskiller.", antwortete nun Liam und setzte sich auf. Damit wurde ihr auch klar, was sie wollten. Sie seufzte und rieb mit den Fingerspitzen an ihren Schläfen. Pochend begann ihr Kopf zu schmerzen.
„Das heißt also, ich bin gerade zwei Wochen in eurer Welt und schon habe ich verdammte Killer am Arsch?", fasste sie zusammen. „Wir wissen nicht, ob sie nur zufällig hier sind oder wirklich zu dir wollten.", erklärte Josh ruhig. „Es ist auch möglich, dass sie nur deinem außergewöhnlich leckerem Geruch gefolgt sind.", meinte nun auch Liam und Josh nickte zur Bekräftigung. Sie dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann energisch den Kopf. „Nein, ist es nicht. Wären sie meinem Geruch gefolgt, wären sie im Royal oder bei dir gelandet.", sagte sie bestimmt. Sie war die letzten zwei Wochen praktisch bei Liam eingezogen und hatte sich so gut wie gar nicht in ihrer Wohnung aufgehalten. Liam sah sie einen Moment schockiert an, nickte aber dann. Nun war ihm wohl auch bewusst geworden, dass seine Theorie einen Haken hatte. „Was auch immer sie wollen, sie kennen meinen Namen und meine Adresse! Wer schickt sie?" War ihre nächste Frage. „Das werden sie mir beantworten, bevor ich sie kalt mache.", knurrte Liam. Er war äußerlich gefasst, aber diesen Ausdruck in seinen Augen, hatte sie noch nie zuvor gesehen. Darin war weder Wut noch Hass zu lesen, nur kalte, harte Grausamkeit. Sie musste schlucken. Wieder zeigt ihr Liam, dass sie ihn kaum kannte. Ja, er konnte liebevoll, fürsorglich und warm sein. Aber der Mann, der nun neben ihr saß, war ein Killer. Sie glaubte ihm, dass er niemals einen Menschen getötet hatte. Aber sie hatte in den letzten zwei Wochen ja auch gelernt, dass die Menschen nicht die einzige Spezies, die Kleidung trug und menschlich aussah, auf diesem Planeten war.
Sie stellte sich wieder
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