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Göttin der Wüste

Göttin der Wüste

Titel: Göttin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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stehen. »Du willst die beiden mitnehmen?« fragte sie aufgebracht.
    »Sie sind alt genug.«
    »Sie sind neun!«
    Er winkte ab. »Die beiden haben schon oft darum gebeten, mitkommen zu dürfen.«
    »Weil sie dir deine albernen Abenteuergeschichten glauben!« entfuhr es Madeleine empört. »Herrgott, Titus, es sind Kinder! Selbst für dich sind diese Reisen nicht ungefährlich. Aber für Salome und Lucrecia –«
    Er unterbrach sie. »Wir werden genügend Wachleute mitnehmen. Außerdem ist der Weg dorthin nicht weit. Wir reiten zwei Tage hin und zwei zurück. Die Straßen sind solide, und die Mädchen können in einer Kutsche fahren.« Ihm war deutlich anzumerken, daß er keinen Widerspruch gelten lassen würde.
    »Titus«, flehte Madeleine beharrlich, »das ist doch Wahnsinn!«
    Cendrine hatte alldem peinlich berührt und mit jeder Sekunde betretener zugehört. Für eine Herrschaft war es ungehörig, sich vor Bediensteten zu streiten, und es wäre Cendrines Pflicht gewesen, sich auf der Stelle zurückzuziehen. Doch während Titus sprach, gab er ihr immer wieder mit Blicken, sogar mit einem Wink zu verstehen, daß sie bleiben solle. Innerlich wand sie sich wie unter Peitschenhieben, gab sich nach außen hin aber alle Mühe, einigermaßen gefaßt zu wirken.
    Zum erstenmal waren sie und Madeleine in den Belangen der Mädchen einer Meinung. Es schockierte sie, daß er den beiden tatsächlich solch eine Strapaze zumuten wollte, noch dazu in einem Land, das permanent am Rande eines Bürgerkrieges stand.
    »Fräulein Muck«, sprach Titus sie jetzt direkt an, »ich möchte Sie bitten, an dieser Reise teilzunehmen. Der Unterricht der Mädchen muß weitergehen. Und es wird auch für Sie interessant werden, dessen bin ich sicher. Sie werden dort draußen mehr über Land und Leute erfahren, als das hier bisher möglich war. Wenn ich Sie richtig einschätze, sind Sie doch eine wißbegierige junge Frau, nicht wahr?«
    Madeleine drehte sich auf den Fersen um und verließ wortlos die Eingangshalle. Cendrine wagte nicht, ihr hinterherzuschauen, denn sie konnte Titus’ fordernden Blick beinahe körperlich auf ihrem Gesicht spüren.
    Sie faßte sich ein Herz und sagte förmlich: »Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich meine Bedenken zum Ausdruck bringen.«
    »Bedenken! Pah!« Er wedelte ungehalten mit den Händen und seufzte schließlich. »Es gibt Frauen, die sich darüber beschweren, daß wir Männer alles entscheiden wollen – aber was sonst sollen wir denn tun, wenn die Frauen zu unentschlossen sind, um eigene Entscheidungen zu treffen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, keine Diskussionen mehr. Salome und Lucrecia kommen mit. Und Sie, Fräulein Muck, werden uns begleiten.«
    ***
    Wie Titus Kaskaden es geplant hatte, brachen sie zwei Tage später auf. Die robuste Reisekutsche, in der Cendrine und die beiden Mädchen saßen, wurde von zwanzig Bewaffneten eskortiert, allesamt San, an die Titus Gewehre und Säbel ausgegeben hatte. Es überraschte Cendrine nicht im geringsten, daß er so viele Waffen im Haus verwahrte. In einer Gegend wie dieser war dies wohl angeraten.
    Madeleine konnte sich beim Abschied kaum von den Mädchen lösen, und sie legte Cendrine gleich ein halbes Dutzendmal ans Herz, sich sorgsam um die Zwillinge zu kümmern. Cendrine versicherte ihr, sie werde sich im Notfall mit ihrem Leben für die Kinder einsetzen, und in diesem Moment war es ihr damit sogar ernst. Madeleine dankte ihr mit einem warmherzigen Lächeln, und einen Herzschlag lang glaubte Cendrine, eine Träne im Augenwinkel ihrer Dienstherrin zu erkennen.
    Auch Adrian kam, um seinen Vater, die Zwillinge und Cendrine zu verabschieden. Es war das erstemal, daß sie ihn ohne seine Oboe sah. Cendrine hatte den Eindruck, daß keiner mit ihm gerechnet hatte, am wenigsten seine Mutter, denn alle wirkten erstaunt, als er aus dem Haus auf den Kieshof trat. Er drückte seine Schwestern nacheinander an sich, und Salome vergoß dabei ein paar Tränen. Dann umarmte er auch seinen Vater, wünschte ihm viel Glück und eine gute Reise und wirkte erfreut, als Titus ihm stolz auf die Schultern klopfte und ihn bat, weiterhin gut auf das Haus achtzugeben.
    Endlich setzte sich der Zug in Bewegung und nahm die Kutsche in die Mitte. Die Bewaffneten ritten in Zweierreihen, mit Ausnahme jener, die den Wagen flankierten. Titus hielt sich auf seinem Hengst an der Spitze und plauderte mit zwei Schwarzen, offenbar seine Vertrauten, die ihn auf jeder seiner Reisen begleiteten.
    Im

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