Goettin in Gummistiefeln
und zeigt mir einen kleinen Artikel mit der Schlagzeile CARTER-SPINK-STARANWÄLTIN WÄHLT NACH SKANDAL EIN LEBEN ALS HAUSHALTSHILFE
»Und hier steht, Sie wären >eine Verräterin an der Frauenbewegung<« Melissa kommt herein, und ich höre, wie sie das Tablett mit lautem Krach auf der Anrichte abstellt und den Herald zur Hand nimmt. »He, diese Kolumnistin, Mindy Malone, ist richtig sauer auf Sie.«
»Sauer?«, wiederhole ich verwirrt. »Wieso sollte jemand sauer auf mich sein?«
»Aber die von der Daily Mail sehen Sie als >Retterin der traditionellen Werte<.« Eddie nimmt die Zeitung aus dem Haufen und schlägt sie auf. >»Samantha Sweeting glaubt, dass Frauen aus Liebe zum Allgemeinwohl wie auch zu ihrem eigenen Wohl zu Heim und Herd zurückkehren sollten.<«
»Was? So was hab ich nie gesagt!« Ich reiße ihm die Zeitung aus der Hand und überfliege sie. »Was haben die bloß alle? Warum sind sie so besessen davon?«
»Wie gesagt, Sommerloch«, sagt Eddie und greift nach dem Express. »Stimmt es, dass es Ihnen im Alleingang gelungen ist, Mafiaverbindungen in Ihrer Firma aufzudecken?«
»Nein!« Ich reiße entsetzt den Kopf hoch. »Wer behauptet das?«
»Weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe«, sagt er und kramt in den Zeitungen. »Da ist ein Bild von Ihrer Mutter drin. Nette Dame.«
»Was? Mutter?«
»Erfolgreiche Tochter einer erfolgreichen Mutter<«, liest Eddie laut vor. >»War der Erfolgsdruck zu groß?<«
O Gott. Mum wird mich umbringen.
»Und da machen sie sogar eine Umfrage, sehen Sie.« Eddie hat eine andere Zeitung aufgeschlagen. >»Samantha Sweeting: Heldin oder Närrin? Rufen Sie an und stimmen Sie ab.<« Er greift nach dem Telefon. »Was nehme ich jetzt?«, grübelt er.
»Närrin, natürlich«, sagt Melissa und reißt ihm den Hörer aus der Hand. »Ich mach das.«
»Samantha! Sie sind ja schon auf!«
Ich hebe den Kopf und sehe Trish hereinkommen, ein Bündel Zeitungen unter dem Arm. Sie schaut mich mit derselben, beinahe ehrfürchtigen Bewunderung an wie gestern, als wäre ich ein unbezahlbares Kunstwerk, das sich in ihre Küche verirrt hat. »Ich habe alles über Sie gelesen!«
»Guten Morgen, Mrs. Geiger.« Ich lege die Daily Mail beiseite und stehe rasch auf. »Was kann ich Ihnen zum Frühstück machen? Erst mal eine schöne Tasse Kaffee?«
»O nein, wagen Sie es bloß nicht, Kaffee zu machen, Samantha!«, entgegnet sie entsetzt. »Eddie, du machst den Kaffee!«
»Ich mag aber nicht!«, protestiert Eddie.
»Dann ... dann eben Melissa! Auf geht‘s, mach uns allen eine schöne Tasse Kaffee! Samantha, Sie bleiben schön sitzen! Sie sind unser Gast!« Sie stößt ein gekünsteltes Lachen aus.
»Ich bin doch nicht Ihr Gast!«, protestiere ich. »Ich bin Ihre Haushälterin!«
Ich sehe wie Eddie und Trish zweifelnde Blicke wechseln. Was denken die? Dass ich gehen will?
»Es hat sich nichts geändert!«, beharre ich verzweifelt. »Ich bin immer noch Ihre Haushälterin! Ich will bloß meine Arbeit machen wie immer.«
»Sie haben Sie nicht mehr alle.« Melissa verdreht verächtlich die Augen. »Haben Sie eigentlich gesehen, wie viel Ihnen die von Carter Spink bieten?«
»Sie würden das nicht verstehen«, entgegne ich brüsk. »Aber Sie schon, Mr. und Mrs. Geiger. Ich habe so viel gelernt, seit ich hier bin. Ich habe mich verändert. Und ich habe ein erfülltes Leben gefunden. Sicher, ich könnte als Rechtsanwältin viel mehr verdienen. Und ja, ich könnte eine tolle, stressige Karriere machen. Aber das will ich nicht.« Ich breite die Arme aus, die Küche umschließend. »Ich will das hier. Hier will ich sein.«
Ich erwarte irgendwie, dass Trish und Eddie von meiner kleinen Ansprache gerührt sind, doch stattdessen starren sie mich vollkommen verständnislos an und wechseln dann unbehagliche Blicke.
»Ich finde, Sie sollten sich noch mal überlegen, ob Sie das Angebot nicht doch annehmen«, sagt Eddie. »Hier steht, die wollen Sie unbedingt wiederhaben.«
»Wir wären keineswegs beleidigt, wenn Sie gehen«, fügt Trish mit einem entschiedenen Nicken hinzu. »Wir hätten vollstes Verständnis dafür.«
Ist das alles, was sie sagen können? Sind sie nicht froh, dass ich bleiben will? Wollen sie mich denn nicht als ihre Haushälterin behalten?
»Aber ich will nicht gehen!«, entgegne ich gereizt. »Ich will hier bleiben und ein erfüllendes Leben in gemächlichem Tempo genießen.«
»Ah ... ganz recht«, sagt Eddie nach einer Pause und schaut dann verstohlen zu Trish. Seine
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