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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Luftballon. Eine klamme Kälte kriecht mir das Rückgrat hinauf. Verzweifelt versuche ich mich zu erinnern, ob Arnold irgendetwas zu mir gesagt hat, aber ich kann mich nicht mal entsinnen, dass er die Sache überhaupt erwähnt hätte. Und warum sollte er auch? Es ist eine simple Kreditsache. So was machen wir im Schlaf.
    Er war natürlich davon ausgegangen, dass ich alles Nötige unternehmen würde. Er war davon ausgegangen, dass er sich auf mich verlassen kann. Au Backe.
    Ich blättere hektisch in den Papieren, ob sich nicht doch irgendwo ein Schlupfloch, ein Ausweg finden ließe. Irgendwas, wo ich erleichtert ausrufen kann: »Ach so, natürlich!« Aber nichts dergleichen. Wie betäubt halte ich die Papiere in der Hand. Wie konnte das nur passieren? Wie konnte ich so etwas nur übersehen? Hatte ich es zur Seite gelegt, weil ich mich später darum kümmern wollte? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß es, verflucht noch mal, nicht mehr.
    Was soll ich bloß machen? Wenn ich mir vorstelle, welche Konsequenzen das haben könnte ... Panik keimt in mir auf. Die Third Union hat Glazerbrooks ein Darlehen von fünfzig Millionen Pfund eingeräumt. Ohne Vormerkung ist dieses Darlehen - dieses Fünfzig-Millionen-Pfund-Darlehen - ungesichert. Wenn Glazerbrooks jetzt in Konkurs gehen sollte, stünde die Third Union ganz am Ende der Gläubigerkette. Und würde wahrscheinlich keinen Penny von ihrem Geld wiedersehen.
    »Samantha!« Maggie taucht plötzlich in der Tür auf, und ich fahre vor Schreck fast bis zur Decke. Hastig lege ich die Hand auf das Memo. Es ist eine reine Instinkthandlung. Maggie hätte sowieso keine Ahnung, außerdem schaut sie nicht einmal hin.
    »Ich hab‘s gerade gehört!«, zischt sie vernehmlich. »Guy hat‘s durchblicken lassen! Meine herzlichsten Glückwünsche!«
    »Ah ... danke!« Irgendwie schaffe ich es, meine steifen Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.
    »Ich wollte mir gerade einen Tee machen. Möchten Sie auch einen?«
    »Das ... wäre toll. Danke.«
    Als Maggie verschwunden ist, lege ich den Kopf in die Hände. Ich versuche ruhig zu bleiben, doch ich fühle den kalten Klammergriff der Panik schon fast an der Kehle. Es hilft nichts, ich muss den Tatsachen ins Auge blicken: Ich habe Mist gebaut.
    Ich habe einen Fehler gemacht.
    Was soll ich bloß tun? Ich bin starr vor Angst, kann nicht mehr richtig denken -
    Plötzlich fällt mir ein, was Guy gestern zu mir gesagt hat: Ein Fehler ist erst dann ein Fehler, wenn er sich nicht mehr wieder gutmachen lässt. Erleichterung durchflutet mich.
    Das ist es. Ich kann es nämlich noch gutmachen. Ich kann das Darlehen immer noch vormerken lassen.
    Es wird die reinste Hölle werden. Ich werde es der Bank sagen müssen - und Glazerbrooks - und Arnold - und Ketterman. Und einen Neuantrag stellen. Alles noch mal schreiben. Und was am Allerschlimmsten ist: Ich werde mit dem Wissen leben müssen, dass alle erfahren werden, was für einen dummen, dummen Fehler ich gemacht habe. Als wäre ich ein blutiger Anfänger.
    Das könnte das Ende meiner Seniorpartnerschaft bedeuten, schießt es mir durch den Kopf. Mir wird jäh übel.
    Aber ich habe keine Wahl. Ich muss die Sache in Ordnung bringen.
    Rasch rufe ich die Website des Companies House auf und gebe den Namen Glazerbrooks ein. So lange inzwischen kein weiteres Darlehen eingetragen wurde, läuft es auf dasselbe hinaus ...
    Fassungslos starre ich auf den Monitor.
    Nein.
    Das kann nicht sein.
    Eine Firma namens BLLC Holdings hat letzte Woche ein Darlehen von fünfzig Millionen Pfund vormerken lassen. Die Third Union muss sich hinten anstellen...
    Mir wird ganz schwindlig. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Da muss was getan werden. So schnell wie möglich, bevor noch irgendwelche weiteren Kredite vorgemerkt werden. Ich muss ... ich muss es Arnold sagen.
    Bei dem Gedanken wird mir ganz anders.
    Ich kann nicht. Ich kann doch nicht hergehen und zugeben, dass ich so blöd war, so unglaublich bescheuert, fünfzig Millionen Pfund - Geld, das einem wichtigen Klienten gehört -leichtsinnig aufs Spiel zu setzen! Nein, das geht nicht. Ich weiß, was ich tue. Ich werde ... ich werde erst einmal all das tun, was ich tun kann. Schadensbegrenzung ist angesagt. Ja. Erst mal die Bank anrufen. Je eher die Bescheid wissen, desto besser.
    »Samantha?«
    »Was?« Ich wäre fast vom Stuhl gefallen.
    »Mann, Sie sind heute aber ganz schön nervös!«, lacht Maggie und stellt mir den Tee hin. »Ein himmlisches Gefühl, nicht?« Sie

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