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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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zwinkert mir schelmisch zu.
    Ich weiß einen Moment lang überhaupt nicht, wovon sie redet. Ich kann nur noch daran denken, was ich angerichtet habe und wie es sich, wenigstens teilweise, wieder gutmachen lässt.
    »Ach so, ja!« Verstohlen wische ich meine schweißnassen Hände mit einem Papiertaschentuch ab und versuche dabei, ein fröhliches Grinsen zustande zu bringen.
    »Sie schweben wahrscheinlich noch immer auf Wolke sieben, stimmt‘s?« Sie lehnt sich gesellig an meinen Aktenschrank. »Hab den Champagner schon kalt gestellt. Alles bereit.«
    »Ah ... toll! Ach, Maggie, tut mir Leid, aber ich muss jetzt leider ...«
    »Ach«, sagt sie verletzt. »Gut, okay. Ich lasse Sie dann wieder in Ruhe.«
    Beleidigt rauscht sie davon. Jetzt hält sie mich sicher für die dümmste Gans der Welt. Aber es gilt jetzt keine Sekunde mehr zu verlieren. Ich muss sofort die Bank anrufen.
    Ich überfliege das Beiblatt mit den Kontaktadressen, wo ich Nummer und Name des verantwortlichen Sachbearbeiters der Union Bank finde. Charles Conway.
    Den muss ich jetzt anrufen. Dem muss ich jetzt gleich den Tag verderben und gestehen, dass ich Mist gebaut habe. Zitternd greife ich zum Hörer. Ich habe das Gefühl, als müsste ich kopfüber in ein Becken voller verseuchter Blutegel springen.
    Wie hypnotisiert starre ich das Tastenfeld an, versuche mich dazu zu zwingen, die Nummer zu wählen. Schließlich, als ginge es zum Schafott, strecke ich die Hand aus und tippe die Nummer. Als es am anderen Ende der Leitung klingelt, beginnt mein Herz wie wild zu klopfen.
    »Charles Conway.«
    »Ach, hallo!«, presse ich mit möglichst normaler Stimme hervor. »Samantha Sweeting von Carter Spink hier. Ich glaube nicht, dass wir uns schon kennen.«
    »Hallo Samantha.« Eine freundliche Stimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um ... um eine Angelegenheit, die wir gerade abwickeln. Es handelt sich um ...«, ich bringe es kaum heraus, »Glazerbrooks.«
    »Ach, Sie haben also schon davon gehört«, sagt Charles Conway gut gelaunt. »Schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell.«
    Vor meinen Augen dreht sich alles. Wie betäubt umklammere ich den Hörer.
    »Was ... gehört?« Meine Stimme klingt piepsiger, als mir lieb sein kann. »Ich habe gar nichts gehört.«
    »Ach! Ich dachte, Sie rufen deshalb an.« Er unterbricht sich, und ich höre wie er jemanden anfaucht, er solle, verdammt noch mal, bei Google nachsehen. »Ja, heute wurde die Konkursverwaltung eingeschaltet. Der letzte Rettungsversuch ist offenbar in die Hose gegangen ...«
    Er redet weiter, doch ich höre ihn nicht mehr. Ein jähes Schwindelgefühl hat mich erfasst. Vor meinen Augen tanzen schwarze Flecken.
    Glazerbrooks hat Konkurs angemeldet. Jetzt kann ich mir den Neuantrag an den Hut stecken. Den werden die mir nie unterschreiben, nie und nimmer.
    Und ich kann das Darlehen auch nicht mehr absichern lassen.
    Ich kann nichts mehr tun.
    Durch meine Schuld verliert die Third Union jetzt fünfzig Millionen Pfund.
    In meinem Kopf schwirrt es. Am liebsten würde ich wimmern vor Panik. Am liebsten würde ich den Hörer wegwerfen und davonlaufen.
    Charles Conways Stimme dringt wieder in mein Bewusstsein.
    »Gut, dass Sie anrufen.« Ich höre, wie er unbekümmert auf seine Tastatur einhämmert. »Vielleicht überprüfen Sie eben noch mal die Absicherung dieses Darlehens.«
    Ich kann einen Moment nichts sagen. Meine Kehle ist wie zugeschnürt.
    »Ja«, krächze ich schließlich. Und lege auf. Ich zittere am ganzen Körper. Ich habe das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen.
    Ich habe so was von Scheiße gebaut.
    Jetzt ist alles aus.
    Jetzt kann ich nicht mal mehr ...
    Ohne zu wissen, was ich tue, schiebe ich meinen Stuhl zurück. Ich muss hier raus. Bloß weg.

5
    Wie auf Autopilot wanke ich an der Rezeption vorbei und aus dem Gebäude. Hinaus auf die in der Mittagshitze brütende Straße, eine Arbeiterbiene unter vielen anderen Arbeiterbienen, die zum Lunch eilen.
    Bloß, ich bin anders. Ich habe gerade fünfzig Millionen Pfund in den Sand gesetzt.
    Fünfzig Millionen. Die Worte hämmern in meinem Schädel wie Kopfschmerzen.
    Ich begreife nicht, wie das passieren konnte. Ich begreife es einfach nicht. Ich kann an nichts anderes denken. Wieder und wieder, wie besessen. Wie konnte ich so etwas nur übersehen ...
    Ich habe das Memo heute überhaupt zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Das muss in meiner Abwesenheit auf meinem Schreibtisch gelandet und irgendwie zugedeckt worden sein. Von

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