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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich Guy gefragt habe, ob ich noch einen Job habe ...
    Sein Schweigen.
    Ich liege einen Moment lang ganz still da, lasse alles in mich einsinken. Meine Karriere. Zerstört. Jede Chance, Seniorpartner zu werden, dahin. Wahrscheinlich entlassen. Die Welt, die ich kannte, ist nicht mehr.
    Schließlich schlage ich die Bettdecke zurück und stehe auf. Prompt wird mir speiübel. Und schwindlig. Ich glaube, ich habe gestern überhaupt nichts gegessen. Bis auf die Cornpops zum Frühstück.
    Gestern um diese Zeit stand ich in meiner Küche und habe mich für die Arbeit fertig gemacht. Ohne zu ahnen, was mich erwarten würde. In einer anderen Welt - in einem Paralleluniversum - wäre ich heute als frischgebackene Seniorpartnerin von Carter Spink aufgewacht. Umgeben von Glückwunschkarten. Am Ziel meiner heißesten Wünsche.
    Ich kneife die Augen ganz fest zu, versuche all die »hätte ich«, »wäre ich« zu verdrängen, die wie eine neuerliche Flut auf mich einstürzen. Hätte ich das Memo doch nur früher bemerkt ... Hätte ich doch nur besser Ordnung gehalten ... Hätte mir Arnold diese Sache doch bloß nicht aufgehalst ...
    Aber das ist sinnlos. Mit pochendem Schädel trete ich ans Fenster. Was geschehen ist, ist geschehen. Ich muss mich damit abfinden und weitersehen. Mit einem fast unwirklichen Gefühl starre ich in den Garten hinaus. Bis zu diesem Moment war mein Leben bis ins Letzte vorgeplant gewesen. Prüfungen, Examina, Ferienpraktika, die Sprossen der Karriereleiter ... ich wusste immer ganz genau, wo es hingehen würde.
    Und jetzt stehe ich hier, in diesem fremden Zimmer, weit draußen auf dem Lande. Und alles ist zerstört. Meine Karriere, mein Leben.
    Aber da war doch noch was. Ein letztes Puzzlestück fehlt, doch mein benebeltes Hirn kriegt es einfach nicht zu fassen. Das kommt schon noch. In einer Minute oder so.
    Die Stirn an die kühle Scheibe gelehnt, beobachte ich, wie in weiter Ferne ein Mann seinen Hund spazieren führt. Vielleicht ist ja doch noch was zu retten. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Hat Guy eigentlich gesagt, dass ich meinen Job verloren habe? Ich muss ihn unbedingt anrufen und rausfinden, wie schlimm es wirklich steht. Ich hole tief Luft und fahre mir mit den Fingern durch die zerzausten Haare. Gott, war ich gestern daneben. Wenn ich bedenke, wie ich reagiert habe, einfach so davonzurennen, in den nächstbesten Zug zu springen ... ich war total von der Rolle. Wenn die Geigers nicht so verständnisvoll gewesen wären -
    Mein Gedankenfluss donnert gegen einen Damm.
    Die Geigers.
    Da war irgendwas mit den Geigers. Irgendwas habe ich vergessen ... irgendwas Beunruhigendes ... ich höre leise Alarmglocken ...
    Als ich mich umdrehe, fällt mein Blick auf ein blaues Kleid mit Biesen, das auf einem Bügel an der Schranktür hängt. Eine Art Uniform. Warum hängt die da -
    Die Alarmglocken beginnen zu schrillen. Ein wildes Läuten. Jetzt fällt es mir wieder ein, wie ein schlechter Witz, ein besoffener Alptraum.
    Habe ich etwa eine Stellung als Haushälterin angenommen?
    Einen Augenblick lang bin ich wie gelähmt. O mein Gott. Was habe ich getan? Was habe ich bloß getan?
    Mein Herz beginnt wie wild zu klopfen. Mit einem Mal wird mir die ganze Tragweite meiner Situation bewusst. Ich habe im Haus eines wildfremden Ehepaars übernachtet. Unter Vortäuschung vollkommen falscher Tatsachen. Ich habe in ihrem Gästezimmer geschlafen. Nein, im Dienstbotenzimmer. Ich habe eins von Trishs alten T-Shirts an. Sie haben mir sogar eine Zahnbürste gegeben, nachdem ich irgendwas von einem geklauten Koffer gefaselt hatte. Das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich aufs Zimmer ging und in einen todesähnlichen Schlaf sank, ist Trishs triumphierende Stimme. »Sie ist Engländerin!«, krähte sie in den Telefonhörer. »Ja, spricht perfekt Englisch! Umwerfend, ja. Hat bei einem französischen Gourmetkoch gelernt! Cordon bleu und alles!« Ich muss ihnen sagen, dass alles Lüge ist. In diesem Moment klopft es an meiner Tür, und ich mache einen erschrockenen Satz.
    »Samantha? Darf ich reinkommen?«
    »Oh! Äh...ja!«
    Die Tür geht auf, und Trish kommt herein. Sie trägt einen hellrosa Hausanzug mit einem Diamante-Logo, ist perfekt geschminkt und treibt eine Parfümwolke vor sich her, bei der mir jetzt schon das Wasser in die Augen schießt.
    »Ich habe Ihnen einen Tasse Tee gemacht«, sagt sie und reicht mir den Becher mit einem gezierten Lächeln. »Mr. Geiger und ich möchten, dass Sie

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