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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tages verfolgen.
    Auch wenn ich meine Zeit bei Ihnen sehr genossen habe, sehne ich mich nun doch nach einer neuen Herausforderung. Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit.
    Hochachtungsvoll,
    Samantha Sweeting.
    Ich werfe den Stift beiseite und schiebe den Stuhl zurück, der laut über den Boden kratzt. Als ich bei der Tür bin, fängt mein Handy wieder an zu vibrieren.
    Guy, schießt es mir sofort durch den Kopf. Doch als mein Blick auf die Rufnummernkennung fällt, sehe ich, es ist jemand ganz anders.
    Es ist Ketterman.
    Etwas Eiskaltes scheint meine Wirbelsäule hinaufzukriechen. Ich starre die Nummer an. Eine nie gekannte Furcht steigt in mir hoch. Eine kindische, alptraumhafte Furcht. Alles in mir scheint sich dagegen zu sträuben, ranzugehen.
    Aber es ist zu spät. Ich habe bereits auf den Knopf gedrückt. Langsam hebe ich das Handy ans Ohr.
    »Hallo.«
    »Samantha. John Ketterman hier.«
    »Ach ja.« Ich krächze vor Nervosität. »Hallo.«
    Lange Pause. Ich weiß, dies wäre der Moment, um mich zu verteidigen; alles zu erklären. Aber ich bin vor Angst wie gelähmt. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Kein Wort erscheint mir angemessen. Und jeder weiß doch, wie sehr Ketterman Entschuldigungen und Ausflüchte hasst.
    »Samantha, ich rufe Sie an, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Vertrag bei Carter Spink hiermit gelöst ist.«
    Ich spüre wie mir sämtliches Blut aus dem Gesicht weicht.
    »Der Brief, in dem Ihnen die Gründe erörtert werden, ist bereits an Sie unterwegs.« Seine Stimme klingt distanziert, formell. »Grobe Nachlässigkeit, dazu Ihr in höchstem Maße unprofessionelles Verhalten. Ihr Firmenausweis wurde einbehalten. Ich möchte Sie nicht mehr in diesen Räumen sehen.«
    Es geht zu schnell. Es geht alles viel zu schnell.
    »Bitte ...« Ich überschlage mich fast vor Verzweiflung. »Bitte geben Sie mir noch eine Chance. Ich habe einen einzigen Fehler gemacht. Bloß einen.«
    »Bei Carter Spink macht man keine Fehler, Samantha. Und falls doch, dann rennt man nicht vor ihnen davon.“
    »Ich weiß, es war falsch, einfach so abzuhauen. Ich weiß.“ Ich zittere jetzt am ganzen Körper. »Aber es war so ein Schock. Ich konnte nicht mehr richtig denken ...«
    »Sie haben nicht nur die Kanzlei, sondern auch sich selbst in Misskredit gebracht.“ Kettermans Stimme hat an Schärfe gewonnen, ganz so, als würde auch ihm dies nicht leicht fallen. »Sie haben einen Klienten durch Ihre Nachlässigkeit fünfzig Millionen Pfund gekostet. Und sind daraufhin ohne jede Erklärung geflüchtet. Samantha, Sie können doch nicht im Ernst glauben, dass die Konsequenzen anders aussehen würden.«
    Die nun folgende Stille dehnt sich ins Unerträgliche. Ich habe den Handballen gegen die Stirn gepresst. Ich versuche mich aufs Atmen zu konzentrieren, zu mehr bin ich im Moment nicht imstande. Ein und aus. Ein und aus.
    »Nein«, flüstere ich schließlich.
    Es ist vorbei. Es ist wirklich vorbei.
    Ketterman erklärt, als ob er es einstudiert hätte, dass er sich nun mit der Personalabteilung in Verbindung setzen müsse. Ich höre gar nicht richtig hin. Um mich dreht sich alles. Der Raum verschwimmt vor meinen Augen, und ich kriege kaum noch Luft.
    Es ist vorbei. Meine ganze Karriere ist den Bach runter. Alles, wofür ich gearbeitet habe, seit ich zwölf war. Aus und vorbei. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden.
    Irgendwann wird mir verschwommen bewusst, dass Ketterman aufgelegt hat. Ich rapple mich mühsam auf die Beine und taumle zum Kühlschrank. Mein Gesicht, das sich in der Chromfläche spiegelt, sieht graugrün aus, die Augen wie riesige schwarze Löcher.
    Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, wo anfangen.
    Lange Zeit stehe ich einfach nur so da und starre mein Spiegelbild an, bis es jede Realität verliert, bis die Züge flirren, sich verzerren.
    Gefeuert. Das Wort hallt unentwegt durch meinen Kopf. Gefeuert. Ich könnte mich arbeitslos melden. Bei dem Gedanken muss ich unwillkürlich schnauben. Ich kann mich förmlich sehen, wie ich mit irgendwelchen Kerlen in der Schlange vorm Schalter des Arbeitsamts stehe und - wie in dem Film Ganz oder gar nicht - die Hüften zu Hot Stuff ‚ schwinge.
    Auf einmal höre ich, wie ein Schlüssel in der Haustür herumgedreht wird. Ich erwache jäh aus meiner dumpfen Betäubung und trete einen Schritt vom Kühlschrank zurück.
    So kann ich mich nicht blicken lassen. Besorgte Fragen könnte ich jetzt nicht ertragen. Oder gar Mitleid. Ich befürchte, dass ich dann in Tränen

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