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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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Paula fröhlich. Unpassend fröhlich zu der Situation mit Sylvies Verschwinden, doch Berenike wollte sie nicht mit dem Wissen belasten und schwieg. Ragnhild war ihnen bereits gefolgt und stellte Fragen zum Kurs. Zwei weitere Frauen kamen herein, wollten ebenfalls am Kurs teilnehmen. Ihnen folgte ein Mann. Ungewöhnlich. Berenike überließ sie alle ihrer Fachsimpelei und ging hinüber in den Teesalon.
    Sie beobachtete, wie draußen die nächste Suchaktion startete. Mara stand in der Mitte des Grüppchens und gab wild gestikulierend Anweisungen. Einige Uniformierte waren dabei, desgleichen die Taucher von der Feuerwehr. Jonas hingegen war nicht zu sehen.
    Doch außer den zuvor entdeckten Buchseiten fand sich nichts Neues. Bedrückt kamen die Suchtrupps eine Weile später zurück in Berenikes Salon. Es war, als stünde die Zeit still, bis irgendwas passierte. Nur: Was?

10
    Auch am nächsten Tag nichts Neues. Keine Fundstücke, keine Erkenntnisse. Nicht die geringste Spur zu Sylvie.
    Berenike entschied, ihren Salon etwas früher zu verlassen und nach Bad Aussee zu fahren, zum Laden von Bernd Flatscher, dem ermordeten Trachtenschneider. Sie parkte und schlenderte ins Zentrum.
    Die Sonne schien, die Auslage des Trachtenschneiders lag im Abendlicht golden da. Darin Dirndl in den Ausseer Farben Grün, Lila, Rosa. Andere Dirndl in Himmelblau oder Dunkelblau. Knöchellange Dirndl, kniekurze Dirndl. Die passenden Seidentücher. Dirndlblusen. Berenike stand und starrte die Idylle an. Die Schaufensterpuppen hatten blonde Haare und lächelten ihr steinernes Lächeln. Ob man sie mochte oder nicht oder sie gar beschimpfte, es kümmerte sie nicht – sie lächelten unbeirrt weiter. Selbst dann, wenn niemand sie beachtete. Sie lächelten. Beneidenswert.
    Berenike atmete tief durch und drückte die Tür des Ladens auf. »Grüß Gott«, sagte sie, weil man das hierzulande eben so sagte. Immer noch dieses Gefühl, gute Stimmung machen zu wollen, zu müssen, sich anzupassen, um nicht aufzufallen. Überhaupt hatte sie jetzt noch mehr Gründe, das zu tun. Wann sollte sie ihre Untat eigentlich beichten? Und wem? Sie wagte nicht, Jonas anzurufen. Wollte er in Ruhe gelassen werden? Und da war etwas wie Angst. Vor einer endgültigen Abfuhr. Vor dem, was er nach einem Geständnis von ihr denken mochte.
    Eine grauhaarige Verkäuferin im bodenlangen, hellgrün glänzenden Dirndl stürmte auf sie zu. »Grüß Gott.« Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln, was ihr nicht recht gelingen mochte. Abrupt verschwand das Lächeln, und sie fuhr sich mit einem dünnen, knochigen Finger an ihre geröteten Augen, tastete nach ihrem Haarkranz. Geflochtene Zöpfe, um den Kopf gewunden. Kaum jemand trug heute noch eine solche Frisur, doch dieser Frau stand sie. Ihre Haut war glatt, das Gesicht wirkte schmal, elegant.
    »Womit kann ich dienen? Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass – ich meine, wir wissen nicht, wie … Ach!« Schnaufend unterbrach sie sich und hielt inne.
    »Ich habe von dem Unglück gehört, es tut mir leid«, sagte Berenike. Die richtigen Worte für einen solchen Anlass kannte sie immer noch nicht. Trotz aller Erfahrung mit dem Tod, es gab sie nicht, diese Worte. »Wie furchtbar. Es tut mir leid für Sie!« Berenike stotterte fast.
    »Der Chef war ein guter Mann«, schniefte die Verkäuferin. »Er hat uns fein behandelt, wie kaum noch ein Arbeitgeber heutzutage. Was man immer in der Zeitung liest …«
    Berenike nickte und dachte an ihren früheren Boss in der Event-Agentur in Wien. Der Job war kein Honiglecken gewesen, obwohl sie ihn lange Zeit gemocht hatte, aufregend wie er war.
    »Wissen Sie, man hätte das von einem jungen Mann gar nicht erwartet. Heute ist alles – na, Sie wissen schon. Auf billig sind alle aus, die Kunden kaufen das Zeug aus dem Ausland, das natürlich nur eine Saison hält, aber wen kümmert das? «
    »Geiz ist schließlich geil. Leider, so sind die Leute«, murmelte Berenike.
    »Die traditionellen Firmen wissen nicht mehr, wie sie noch einsparen können, kürzen die Löhne ihrer Mitarbeiter, damit sich der Laden überhaupt rentiert. Der Herr Bernd hingegen war so …« Ein Schniefen, die Verkäuferin tastete in den Dirndlfalten und holte aus irgendeinem geheimen Täschchen ein Taschentuch hervor. »Und … und diese Sache … also … ich weiß gar nicht, wie ich sagen soll …«
    »Herrn Flatschers Tod?«
    »Ja. Er ist nicht weit von hier gestorben. Während das Geschäft geöffnet war. Wenn ich es

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