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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fuß?«
    »Möglich. Er ist an Erschöpfung gestorben – oder an einer Krankheit.«
    »Krankheit?« Tillburg zeigte plötzlich sichtbar Interesse.
    »Wieso Krankheit?«
    »Sein ganzer Körper war mit Flecken übersät. Rote Flecken. Nein, keine Masern … Es sah aus, als würden sie nässen …«
    »Und das sagen Sie so ruhig daher, Mister Herbarth?« Tillburg schien unruhig zu werden. – Seine Finger trommelten auf die Schreibtischkante, als habe er eine Klaviatur vor sich. Aber sein Gesicht blieb unbewegt bis auf die Lider, die schneller über seine Augen zuckten. »Das muß gemeldet werden! Jeder muß eine ihm unklare Krankheit melden, die er bei einem Aboriginal gesehen hat. Sie waren noch nicht bei Dr. Apple?«
    »Nein!«
    »Welch sträflicher Leichtsinn, Mister Herbarth! Wo haben Sie den Aboriginal hingebracht?«
    »Unter die Erde. Er hat ein christliches Grab bekommen.«
    »Wir werden ihn exhumieren müssen. Ahnen Sie, wie schnell sich Seuchen ausbreiten können? Gerade bei diesen Eingeborenen, deren innere Abwehrkräfte so gering sind?« Tillburg zog das Telefon zu sich heran und drückte auf einen Knopf. »Hammerschmidt! Kommen Sie mal zu mir.« Dann tippte er eine Nummer, wartete und sah Wolf dabei strafend an.
    »Ja, Dr. Apple? Vor mir sitzt Mr. Herbarth. Kennen Sie ihn? Um so besser. Herbarth berichtet mir eben von einem Aboriginal, der gestern bei Warrabri in der Nähe des Highway gestorben ist und clever dort auch begraben hat. Der Mann soll über und über mit nässenden roten Flecken behaftet gewesen sein. – Sie kennen die Krankheit nicht? O Scheiße!«
    Es war vielleicht das erste Mal in seinem Leben, daß Tillburg in Gegenwart eines anderen Menschen ein solches Wort gebrauchte. Daß er dazu fähig war, machte ihn plötzlich viel menschlicher und vertrauter. Mit unbewegter Miene hörte er noch zu, was Dr. Apple ihm sagte, dann legte er auf und zuckte wieder mit den Augenlidern.
    »Sie möchten sofort zu Dr. Apple kommen, Mr. Herbarth. Und ich muß mit. Wir werden beide desinfiziert. Mit wem sind Sie seit gestern noch in Berührung gekommen?«
    »Wie soll ich das noch wissen. Mit Chick natürlich, mit Sally Hansen …«
    »Natürlich …«
    »… mit Pfarrer Eberhardt, mit den Gästen gestern abend im Telford Territory Motor Inn und im Pacific Casino …«
    »Das genügt.« Tillburgs Miene wurde noch länger als sonst. »Damit können Sie ganz Alice Springs infiziert haben! Herbarth, da kommt noch was auf Sie zu.«
    Es klopfte, Mastersergeant Hammerschmidt trat ein und grüßte militärisch stramm.
    »Zur Stelle, Sir.«
    »Jetzt können Sie mal zeigen, was Schnelligkeit ist, Rock.« Captain Tillburg erhob sich mit einem Ruck von seinem Stuhl. »Chick, Cher, Sally … sofort kassieren und ins Hospital bringen. Ebenso Saul Eberhardt! Alarmieren Sie das Police Hauptquartier. Mr. Herbarth hat – wahrscheinlich – eine noch unbekannte Krankheit eingeschleppt. Stellen Sie fest, wer gestern abend im Telford Inn und im Casino gegessen hat. Alle zur Untersuchung ins Hospital. Je mehr Leute Sie auftreiben, um so sicherer. Mein Gott, das ist jetzt wie ein Schneeball: Aus einem Kügelchen wird eine Lawine.«
    »Und wenn es eine ganz harmlose Krankheit war?« warf Wolf beruhigend ein.
    »Wenn ein Aboriginal sich zur Straße schleppt, um dort gerettet zu werden, dann hat sein Stamm ihn ausgestoßen. Sie wissen nicht, was das bedeutet, aber ich lebe seit zwanzig Jahren unter ihnen. Ich kann denken wie ein Aboriginal!« Tillburg kam um den Tisch herum, griff nach seiner Mütze und war jetzt wieder ganz der verschlossene, lange, dürre, ausgetrocknete Captain britischer Tradition. »Kommen Sie, Herbarth. Dr. Apple erwartet uns.«
    Boabo Shimbano war einer der Aboriginals, die eine Missionsschule besucht hatten. Er hatte sich taufen lassen und den Vornamen Burt angenommen. Außerdem kleidete er sich wie ein Weißer, schlief nicht mehr auf der Erde, wußte ein Badezimmer zu benutzen und sang in einem Gesangverein mit, der aus anderen zivilisierten Eingeborenen bestand und sich ›The Outback Singers‹ nannte.
    Nachdem seine Frau vor sieben Jahren mit einem durch Kunsthandel reich gewordenen Aboriginal nach Queensland durchgebrannt war, lebte Shimbano in dem Hinterzimmer einer Autowerkstatt, bei der er als Mechaniker beschäftigt war. Sein Chef, Louis Valle, ein eingewanderter Franzose, hatte ihn in sechs Jahren angelernt, und Shimbano, der kein dummer Mensch war, wurde zum besten Arbeiter in dem ganzen

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