Goldaktien
reden!«
»Aber Sie waren es, oder etwa nicht?«
Sie sah mich an, blickte wieder nach vorn und schwieg.
Ich wiederholte die Frage.
Nach einigen Sekunden antwortete sie beinahe flüsternd: »Ja.«
»Na schön, nun wollen wir von diesem Punkt aus weitergehen«, sagte ich. »Als die Beamten heute nacht in Ihre Wohnung kamen, hatten Sie eine Heidenangst, nicht wahr?«
»Ist doch erklärlich. Unter diesen Umständen hätte wohl jeder Angst gehabt.«
»Lagen Sie im Bett, als die Polente kam?«
Sie zögerte wieder, bevor sie antwortete: »Ja, ich war gerade eingeschlafen.«
»Sie öffneten also die Wohnungstür, kamen auf den Vorplatz und drückten die Tür zur Wohnung hinter sich zu.«
»Ja.«
»Ihre Schlüssel hatten Sie bei sich?«
»Ja doch, in der Tasche meines Hausmantels.«
»Diese Angst, als Sie die Polizei hörten — und daß Sie die Beamten nicht eintreten ließen — das kam doch nur, weil sich jemand in Ihrer Wohnung befand. Wer war das?«
»Nein, nein! Ich schwöre, daß keiner da war. Ich sage Ihnen die reine Wahrheit! Die Angst hatte ich nicht wegen der Polizei. Es war — etwas anderes.«
»Wann möchten Sie denn verschwinden?«
»Jetzt sofort.«
Ich rauchte eine Zigarette an und schwieg eine Weile.
Sie beobachtete mich besorgt, »Nun?« fragte sie.
»Ist recht, Schwester, aber ich müßte mir erst Geld holen, weil ich nicht genug bei mir habe.«
»Aber beschaffen können Sie's?«
»Selbstverständlich.«
»Von Ashbury?«
»Ja.«
»Und wann?«
»Sobald er zurückkehrt. Er ist im Norden, wo er mit Erdbohrungen zu tun hat.«
»War er mit Ihnen dort zusammen?«
»Ja.«
»Und wann kommt er wieder?«
»Kann jeden Augenblick wieder hier eintreffen. Ich weiß nicht, ob er im Wagen oder mit dem Flugzeug kommt.«
»Also, Donald, sehen Sie bitte zu, daß Sie sofort, wenn er da ist, Geld bekommen, damit ich abreisen kann. Werden Sie das für mich tun?«
»Werde mich Ihrer annehmen.«
»Aber was soll ich denn in der Zwischenzeit machen?«
»Wir könnten ja unter anderem Namen in einem Hotel logieren«, schlug ich vor.
»Und mein ganzes Zeug, meine Kleider?«
»Die lassen Sie, wo sie sind. Verschwinden einfach so.«
Esther überlegte einen Moment, ehe sie sagte: »Habe nicht einen Cent bei mir.«
»Etwas habe ich bei mir. Fürs Hotel und Weine Nebenausgaben reicht es, vielleicht auch noch für ein paar Kleidungsstücke.«
»Das wollen Sie für mich tun, Donald?«
»Ja.«
»Wohin fahren wir nun?«
»Ich kenne ein kleines, ruhiges Hotel.«
»Und da bringen Sie mich jetzt hin und logieren dort mit mir?«
»Ja.«
»Sie wissen doch, Donald — eine Frau allein zu dieser Nachtzeit, und ohne Gepäck — nun, Sie wollen ja mitkommen und sich auch eintragen.«
»Als Mann und Frau?«
»Möchten Sie das denn?«
Ich antwortete: »Werde sagen, daß Sie meine Sekretärin sind, so spät noch gearbeitet haben und morgen wieder früh anfangen müssen und daß ich deshalb ein Zimmer für Sie bestelle. Wird schon klappen.«
»Sie werden also nicht bei mir bleiben?«
»Nein, das natürlich nicht. Ich bestelle nur das Zimmer für Sie und gehe gleich wieder. Hier ist ein Hunderter, mit dem kommen Sie ja erst mal aus.«
Sie nahm die Banknote, dachte eine Weile nach und sagte schließlich: »Vielleicht ist es so doch das Beste. Schönen Dank, Donald, Sie sind nobel. Ich hab' Sie gern.«
Ich trat auf den Anlasser und fuhr Esther zu dem Weinen Hotel in einer Nebenstraße, wo nach Mitternacht nur ein Nachtportier und ein Liftboy noch Dienst machten.
Kurz bevor wir hineingingen, sagte sie: »Donald, wenn ich die restlichen Briefe in die Finger kriegen könnte, wäre ich fein 'raus.«
»Inwiefern?«
»Crumweather will die haben, Alta Ashbury will sie haben, und der Untersuchungsrichter würde sich das auch was kosten lassen, um Lasster den Prozeß machen zu können.«
»Der hat für so etwas keine Gelder.«
»Er könnte aber einen Handel abschließend
»Um was?« fragte ich. »Um Straffreiheit?«
»Ja, so kann man's auch ausdrücken.«
»Mit wem denn?«
Sie antwortete nicht.
»Was glauben denn Sie, wo die Briefe sind?« fragte ich.
»Mein Wort, Donald, das weiß ich nicht. Jed war mit mir zum Hotel gegangen. Er hatte Angst, daß etwas passieren würde und er wegen Teilnahme an Eipressungen belangt werden könnte. Jemand hatte ihm den Wink gegeben, daß Ashbury einen Detektiv beauftragen wollte, um nachzuforschen, was seine Tochter mit ihrem Geld machte.«
»Von wem kam denn der
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