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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schon arbeiten. Zeitungen austragen oder so was.«
    Laura bedachte das und nickte. »Ich könnte Blumen verkaufen oder so.«
    Das Feuer brannte, und Philipp legte ein paar Kohlen nach. Es würde noch einige Zeit dauern, bis das Wasser in dem emaillierten Kessel heiß war, und darum schlüpfte Laura in die Küche zurück. Nona löffelte einen Teller Suppe leer und hatte einen Becher mit heißer Honigmilch vor sich stehen. Mama war nicht in der Küche.
    »Maman change la robe«, erklärte Nona und machte eine Handbewegung über ihr Kleid.
    Mama zieht sich um, übersetzte Laura sich die Worte, denn Robe konnte man ja verstehen. Außerdem mochte Mama die
weiten Reifröcke nicht. Das sagte sie immer wieder. Sie selbst mochte die weiten Unterröcke aber gern. Na ja, nicht beim Versteckspielen oder so. Sie stibitzte eines der delikaten Kanapees, die Hilde für die Besucherinnen angefertigt hatte; eingedenk der drohenden Hungerszeit musste man sehen, dass man noch etwas in den Magen bekam, bevor es zu spät war.
    Stimmen waren dann vor der Tür zu hören, und Mama kam mit Hilde in die Küche.
    »Nein, Hilde, sie bleibt. Sie können es der gnädigen Frau gerne sagen. Ich werde das selbst mit ihr klären.« Dann sah sie die leere Stelle auf dem Tablett, und Laura versuchte, so schnell wie möglich das Käseschnittchen runterzuwürgen.
    »Du weißt, dass das verboten ist, Laura!«
    »Mhmh.«
    Mit grimmigem Blick entfernte Hilde das Tablett, arrangierte es neu und verschwand.
    »Geh nach oben, Laura, und richte das Bett im Kämmerchen. Und dann könnt ihr entweder weiter draußen spielen oder euch oben das Buch mit den Kostümen anschauen, das ich mitgebracht habe.«
    Dankbar, so gelinde davongekommen zu sein, erfüllte Laura die Aufgabe, die kleine Dienstbotenkammer zu richten, sorgfältig. Dann ging sie ins Nähzimmer und stürzte sich voll Freude auf den voluminösen Band, in dem die Kleider und Trachten aller Völker und Kulturen abgebildet waren.
    Philipp kam kurz darauf hinzu, und schon begann ein ernsthaftes Geplänkel, denn er wollte vor allem die Ritterrüstungen und die Indianer ansehen, während sich Laura für die barocken Kostüme erwärmte.
    Der Streit zwischen ihnen endete in dem Augenblick, als ein anderer lautstark zu eskalieren drohte. Im Treppenhaus waren Tante Caro und Mama aneinandergeraten, und in unausgesprochener Einigkeit öffneten die Geschwister die Tür einen Spalt, um zu lauschen.
    »Sie bleibt hier, Tante Caro, was immer du sagst. Und komm
mir nicht wieder mit dem Argument, dass wir uns einen Esser mehr nicht leisten können. Die einzige, die hier das Essen, die Kohlen und das Gas bezahlt, bin ich, und das gibt mir wohl ein gewisses Mitspracherecht, wem ich Unterkunft gewähre.«
    Tante Caros Antwort war nicht zu verstehen, Mamas Erwiderung umso deutlicher. Sie klang scharf und kalt.
    »Es schert mich einen Dreck, was die Leute denken. Aber ich kann gerne meine Sachen packen und ausziehen. Dann kannst du sehen, wer für deine Haushaltskosten aufkommt.«
    Wieder ein empörtes Gemurmel und dann: »Das kann ich sehr wohl. Ich werde dir immer dankbar sein, dass du uns damals ein Zuhause gegeben hast, aber ich werde nicht die Schuld für deine Dummheiten in finanziellen Angelegenheiten auf mich nehmen. Ist das klar? Und nun finde dich damit ab, dass Fräulein Nona hier einige Zeit wohnt, oder nimm in Kauf, dass ich ausziehe!«
    Mama rauschte die Treppe hoch, und Laura und Philipp konnten gerade noch einen Satz nach hinten machen, als sie wütend die Tür aufriss.
    »Ihr habt gelauscht!«
    »Ja, Mama.«
    Sie fegte durch den Raum, und einige lose Blätter flatterten vom Tisch, an dem sie die Tage zuvor gearbeitet hatte. Laura fing sie auf und legte sie wieder zurück. Es waren Zeichnungen von Kleidern, die sie gerne näher betrachtet hätte, aber da Mama schlimmer schnaubte als der Drachen auf dem Teppich, machte sie sich lieber ganz klein. Noch einmal durchquerte Mama das Zimmer im Sturmschritt, trat Captain Mio auf den Schwanz, der kreischend unter den Sessel flüchtete, und hielt dann endlich ein.
    »Entschuldigung. Ich habe mich aufgeregt. Entschuldigung, Mio. Ich habe dir wehgetan. Ach, soll die doch der Teufel frikassieren. Ich bin es so leid, immer den Sündenbock abzugeben.«
    »Ja, Mama.«

    »Ich habe Nona in die Wanne gesteckt. Ich suche ihr jetzt noch ein paar Kleider heraus, bring sie zu Bett, und anschließend komme ich zu euch und erkläre euch alles.«
    »Ja, Mama.«
     
    Es war aufregend,

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