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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ungewöhnlich zielsicher, sodass ich ernsthaft daran zweifelte, dass wir uns wirklich zu der Ruine »verirrt« hatten.
    Ich stand auf und legte meine Arme um die beiden, Philipp entzog sich, ganz harter Mann, der keine weibischen Schmusereien duldete, aber Laura schmiegte sich an mich.Was immer der Herumtreiber auch für schuftige Charakterzüge gehabt haben mochte, auf seine Kinder hatte es sich nicht abgefärbt.
    »Ich hätte auch keine Angst. Und selbst wenn ein geköpfter Ritter durch die Tür käme.«
    Oder doch?
    »Ich fürchte, Philipp, dann müsstest du mich beschützen. Geköpfte Ritter sind kein appetitlicher Anblick.«
    Danach sprachen wir noch von der bevorstehenden Reise
nach Münster, wo das Familien-Weihnachtsfest gefeiert werden sollte. Diesmal aber stellte ich mich taub, als Philipp den Wunsch äußerte, bei dem Lokführer im Fahrstand mitfahren zu dürfen. Es hatte gereicht, dass ich einmal preußische Bahnbeamte bestochen hatte. Kurz darauf hörte ich die Türglocke anschlagen und forderte meine Kinder auf: »Und nun trinkt euren Tee aus, Hannah kommt, um euch abzuholen, und ich habe einen Anprobentermin.«
    »Ja, Mama.«
     
    Hannah und die Kinder gingen, LouLou kam.
    Ich hatte ein neues Gesellschaftskleid für sie entworfen, nachdem ich Gernot endlich hatte überreden können, den Chrysanthemenstoff auch schwarz mit goldgelbem Muster zu weben. Er wurde ihm zu seiner eigenen Überraschung förmlich aus der Hand gerissen.
    LouLou begutachtete das halbfertige Kleid auf der Schneiderpuppe und nickte.
    »Ungewöhnlich, kapriziös und ein Hauch verrucht. Du hast ein Händchen dafür, Ariane.«
    »Zieh es über, ich muss den Sitz des Oberteils prüfen.«
    Ohne Umstände knöpfte sie die Bluse auf und stieg aus ihrem Rock. An ihren Schultern verblassten die Prellungen, die ihr bei der Schlägerei im Theater zugefügt worden waren.
    »Wie sieht die Lage im Salon aus?«
    »Die Renovierungen sind so weit abgeschlossen, neue Stühle werden morgen geliefert. Aber die Konzession will man mir noch immer nicht erteilen.«
    »Ich könnte manchmal mit der Schneiderschere dreinfahren!«, knurrte ich, den Mund voller Nadeln.
    »Eine befriedigende Vorstellung. Die große Zuschneideschere, ja?«
    »Ja.Woran liegt es?«
    »Frag lieber, bei wem es liegt. Meine Informanten berichten mir, dass die Entscheidung an einem alten Bekannten von mir
hängt.« Sie schnaubte leise. »Ich könnte sie beschleunigen, wenn ich ihm ein wenig Entgegenkommen zeigen würde.Vermutlich spekuliert er darauf.«
    »Du wirst es aber nicht tun?«
    »Ich denke darüber nach, Ariane. Schockiert?«
    »Nur ein bisschen. Weil ich glaube, dass das von seiner Seite aus nicht erwartet werden dürfte. Aber ich lerne ja dazu. Heb den Arm. Danke.«
    »Ariane, hör nicht auf mich, ich bin in bitterer Stimmung.« »Gut, dann höre ich nicht. Den anderen Arm.«
    Ich steckte und heftete, maß und zupfte, bis das Oberteil die richtige Passform hatte. LouLou schwieg, und es lag Grollen in ihrem Schweigen. Dann fragte sie unerwartet: »Was ist mit meinem Bruder und dir, Ariane?«
    »Was soll sein? Ich habe ihm zwei neue Muster vorgeschlagen, mit ihm über Farbzusammenstellungen disputiert, er hat uns vergangenes Wochenende zu einem Ausflug ins Siebengebirge eingeladen und für die Kinder einen Eselsritt auf den Drachenfels arrangiert. Bedauerlicherweise war der Drache nicht zu Hause, aber ansonsten war es ganz schön.«
    »Du weichst meiner Frage aus, Ariane.«
    »Tu ich das? Willst du wissen, ob ich ehrbare Absichten habe?«
    Sie schnaubte noch mal. »Ich will wissen, ob er irgendwelche Absichten hat und wie du dazu stehst.«
    »Ich weiß nicht, mit welchen Absichten Gernot sich trägt, LouLou. Er ist ein höflicher Mann, der einer Dame nie zu nahe treten würde. Er scheint Gefallen daran zu finden, meinen Kindern eine Freude zu machen.«
    »Er gibt deinen Kindern das, was er glaubt, seinen Geschwistern schuldig geblieben zu sein.«
    Ich half ihr wortlos aus dem Kleid, und sie zog sich ebenso wortlos wieder an. Irgendwas ging LouLou im Kopf herum. Darum lud ich sie in meine Küche ein. Es war inzwischen nach sechs Uhr, und weitere Kunden waren nicht mehr zu erwarten.

    »Apfelsaft und Lebkuchen, mehr habe ich nicht im Haus.«
    »Du brauchst ein Dienstmädchen. Es ist doch idiotisch, dass du nebenbei noch den ganzen Haushalt machst.«
    »Find mal eine.«
    »Hätte eine, wenn du nicht die Nase rümpfst.«
    »Worüber?«
    »Hat sich in Schwierigkeiten gebracht und

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