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Goldener Bambus

Goldener Bambus

Titel: Goldener Bambus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anchee Min
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schüttelte den Kopf und sagte, der Ofen sei bereits aus. Wir bettelten weiter und boten an, ihm zu helfen.
    Schließlich gab er nach. Freudestrahlend kümmerte ich mich um den Topf, und Pearl bediente den Blasebalg. Die Flammen loderten. Pearl blickte immer wieder zum Popcornmann, denn sie wollte nicht, dass der Topf explodierte. Nach zehn Minuten war es so weit, und der Mann übernahm.
    Es knallte so wunderbar, dass unsere Ohren ganz taub waren.
    An dem Abend schmeckte das Popcorn so gut wie noch nie.
    Mit wachsender Leidenschaft folgten wir dem Popcornmann überallhin. Wie zwei Dummköpfe, meinte Carie, deren Maisvorrat immer kleiner wurde. Doch es dauerte nicht lange, und sie merkte es. Als der Popcornmann das nächste Mal kam, ging sie zu ihm hin und nannte ihn einen Betrüger. Ihre opernhaft laute Stimme war in der ganzen Stadt zu hören. Sie packte den Mann am Arm und forderte ihn auf, zu verschwinden.
    Pearl und mir war das peinlich. Als der Mann schließlich seine Sachen zusammengepackt hatte und loszog, mussten wir sie zurückhalten, als sie mit erhobener Faust hinter ihm her schrie: »Kommen Sie ja nie wieder und bestehlen meine Kinder!«
    Der Mann schob mit seiner Karre eilig davon.
    Tagelang waren Pearl und ich traurig. Wir konnten den Popcornmann nicht vergessen und fühlten uns schuldig, dass wir sein Geschäft ruiniert hatten.

6 . Kapitel
    A
bsalom gab sich große Mühe, den Neuankömmling in der Stadt zum Konvertieren zu bewegen. Zimmermann Chan war sechzehn Jahre alt, stammte aus der Provinz Guangdong und hinkte ein wenig. Er erzählte Absalom, dass er von seinem früheren Arbeitgeber geschlagen worden war, weder Arbeit noch ein Dach über dem Kopf hatte, dafür aber Schulden. Absalom nahm ihn unter seine Fittiche und beauftragte ihn, im Tausch gegen Essen und Unterkunft die neue Kirche zu bauen. Absalom hatte genaue Vorstellungen, wie seine Kirche aussehen sollte, selbst einen Entwurf gefertigt und schon ein Grundstück an der Hauptstraße nahe des Marktes gekauft.
    Doch er hatte weder mit Zimmermann Chans Sturheit noch mit dessen eigenwilligem Stilgefühl gerechnet. Der Mann war zwar klug, aber unfähig, Absaloms Entwurf umzusetzen, weil er ihn hässlich fand. Chan hatte immer nur chinesische Tempel gebaut. Er war stolz auf sein Handwerk und wies darauf hin, dass seine Vorfahren die Verbotene Stadt des Kaisers mitgebaut hatten. Zimmermann Chans besondere Fähigkeit war
Tokung
, die Verzahnung von Holz. Frustriert, sein Können nicht unter Beweis stellen zu dürfen, nahm er jede Gelegenheit wahr, Absalom von seinen eigenen Vorstellungen zu überzeugen. »Die beste chinesische Architektur entsteht im Tokung-Stil. Er symbolisiert Macht, Reichtum und Erhabenheit.«
    »Und nichts davon will ich haben.« Absalom blieb hart. »Die Kirche ist ein Ort Gottes, an dem sich die Seelen versammeln. Keine Seele steht über oder unter einer anderen. Ich will nicht Macht, Reichtum und Erhabenheit demonstrieren, sondern Einfachheit, Bescheidenheit und Wärme.« Absaloms neue Kirche sollte im westlichen Stil errichtet werden und einladend anstatt einschüchternd sein.
    »Warum soll ich für Jesus nicht das machen, was ich am besten kann?« Zimmermann Chan war verwirrt. »Ich sollte ihm einen Tempel bauen und kein einfaches Haus.«
    Absalom und der Zimmermann kämpften um jedes Detail. Chan war höflich und gehorsam bis zu dem Moment, wo Absalom ihm den Rücken zukehrte. Dann fügte er wieder genau das hinzu, was er vorher hatte abnehmen müssen.
    Absalom drohte, Zimmermann Chan zu entlassen. Er verlangte von ihm, alle Fenster zu ändern. »Die Rahmen müssen schmaler und mit Spitzbogen sein«, befahl Absalom ihm und seinen Leuten. »Oder ihr alle zusammen könnt gehen!«
    Zutiefst unglücklich fügte sich Zimmermann Chan in sein Schicksal. Die Fassade aus unbehauenem Stein empfand er als Rufschädigung.
    Absalom hingegen nannte sie ein Meisterwerk und lobte Zimmermann Chan für sein großes Können.
    Vor Beginn der Innenarbeiten lud Chan seine Freunde – ortsansässige Künstler und Bildhauer – zum Ideenaustausch ein.
    »Ich weiß, Sie alle kreieren meisterhaft chinesische Götter«, waren Absaloms warnende Begrüßungsworte. »Aber ich will nicht, dass mein Jesus am Eingang wie Buddha Kuang-yin aussieht. Und ich verbiete Ihnen auch, ihm einen so bösartigen Gesichtsausdruck wie dem chinesischen Gott der Pforten zu geben. Zeigen Sie nicht seine Zähne. Und was meinen betenden Jesus beim Altar angeht, er soll

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