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Goldener Bambus

Goldener Bambus

Titel: Goldener Bambus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anchee Min
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nicht wie der chinesische Küchengott aussehen. Machen Sie ihn also um Himmels willen nicht fett.«
    Als man Absalom seinen Jesus schließlich präsentierte, hatte er einen Buddha-Bauch.
    »Kein Chinese wird je einen Gott verehren, der spindeldürr wie ein Tagelöhner ist«, sagte Papa.
    Absalom war außer sich. Er nahm eine Holzfeile und schrappte eigenhändig das Fett von Jesu Bauch.
     
    Beim sonntäglichen Gottesdienst lernte Zimmermann Chan die Eierfrau Lilac kennen. Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. Lilac mochte ihn zwar, aber sein Hinken störte sie. Da er wusste, dass sie schon zum Christentum konvertiert war, tat er es auch, um ihr zu gefallen. Das wiederum machte Papa glücklich, weil er in seinem Buch die Zahl der Bekehrten um eine erhöhen konnte. Unterdessen hatte Absalom sich ein neues Projekt ausgedacht – er wollte eine Schule gründen. Dazu beauftragte er Zimmermann Chan mit dem Errichten eines Anbaus an der Rückseite der Kirche.
    Papa war für die Geldbeschaffung zuständig. Obwohl Absalom von Papas Effektivität und Enthusiasmus beeindruckt war, irritierten ihn seine Methoden. Papa erzählte den örtlichen Geschäftsleuten nämlich, Gott würde sie mit Glück und Wohlstand belohnen, wenn sie in die Schule investierten.
    Unter Absaloms Nase schraubte Papa die Zahl der Kirchgänger in unbekannte Höhen. Und wurde kühn. Er registrierte auch die zufällig Hereingeschneiten als Gemeindemitglieder und verteilte mehr Essen, um die Bettler aus den Nachbarorten anzulocken.
    »Seht ihr die Fußmatte am Eingang der Kirche?« Papa begann seine Predigt immer mit den gleichen Worten. »Das ist die Fußmatte, die meine Tochter Weide stehlen wollte, bevor sie von Gott gerettet wurde. Ja, von demselben Gott, der auch euer Leben verändern wird.«
     
    Pearl wollte mir nicht sagen, was sie bedrückte. NaiNai vermutete, dass es etwas mit ihrer Familie zu tun hatte.
    »Absalom steckt in großen Schwierigkeiten«, erzählte uns Papa wenig später. »Er wird von der Kirchenleitung in Amerika gerade einer Überprüfung unterzogen.«
    »Was hat er getan?«, wollte NaiNai wissen.
    »Man verdächtigt ihn des Betrugs.«
    »Wobei?«, fragte ich.
    »Bei der Zahl seiner Konvertiten.« Papa stieß einen Seufzer aus.
    Wir verstummten. Wir wussten, dass Papa der Schuldige war.
    »Vielleicht solltest du für ihn einstehen«, schlug NaiNai vor.
    »Das Problem ist, dass Absalom von meiner Arbeit so überzeugt ist, dass er den Ermittlern empfohlen hat, mit mir persönlich zu sprechen.«
    »O nein!« Ich hatte Angst um Papa.
    »Du hast Absalom reingeritten.« NaiNai schüttelte den Kopf.
    Im Licht der Kerze verkleinerten sich Papas schräge Augen zu Schlitzen. Er seufzte und seufzte.
    »Wie konntest du das Absalom antun?!« NaiNai trocknete sich die tränennassen Augen.
    »Ich wollte nur helfen«, erwiderte Papa. »Die Hälfte der Leute, die ich als konvertiert aufgeführt habe, sind jetzt wirklich Christen.«
    »Auf mich kann Absalom jedenfalls zählen«, sagte NaiNai. »Sohn, ich will, dass du das für Absalom wieder gradebiegst.«
    Papa ging von Tür zu Tür und redete mit den Konvertiten. »Wir müssen Meister Absalom beschützen«, mahnte er die Leute und erzählte ihnen von der Untersuchung. »Benehmt euch wie richtige Christen, wenn ihr befragt werdet. Gebt euch Mühe, wenigstens die wichtigsten Fakten zu behalten, zum Beispiel, dass Jesus die Last der Schuld der ganzen Menschheit auf seine Schultern geladen und in den Jordan hinuntergetragen hatte, und dass Jesus sein Wirken damit eröffnet, dass er an den Platz der Sünder tritt.«
    Papa ließ die Leute so lange nicht zu Bett gehen, bis sie ihm die richtigen Antworten gaben. Um Mitternacht waren alle fix und fertig – aber die Antworten immer noch falsch.
    »Was hat Jesus zu den Schiffsleuten gesagt?« Papa ließ nicht locker.
    »Ich weiß es nicht mehr …«
    »Nehmt mich und werft mich ins Meer!«
, schrie Papa sie an.
    »Welche Bedeutung hat das Wort
Taufe
für Jesus?«, fragte Papa unbeirrbar weiter.
    »Seinen Tod!«, riefen die Leute. »Jesu eigenen Tod!«
     
    Am nächsten Morgen kam Pearl zu uns.
    »Es hat nicht funktioniert«, berichtete sie. »Absalom ist entlassen.«
    »Das darf nicht wahr sein«, lamentierte NaiNai.
    Pearl brach in Tränen aus. »Sein Nachfolger ist schon auf dem Weg hierher.«
    Papa war entsetzt.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte NaiNai besorgt.
    »Mutter macht sich große Sorgen. Sie hat gesagt, dass Vater sein Gehalt

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