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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Spruch aus einer versunkenen, sagenumwitterten Stadt geholt hast. Oder es war ausschlaggebend, dass du die Geweissagte bist, die Miro dem ganzen Palast und sicher auch den Stehenden Weisen als die Schicksalswenderin angekündigt hat. Nebenbei erwies es sich bestimmt als hilfreich, dass du die Schrift unter größter Gefahr den Ifrit und Afrit entreißen musstest, was die Bedeutung des enthaltenen Zauberspruchs immens aussehen lässt. Vielleicht war all das zusammen nötig, um die Stehenden Weisen von ihrer eigenen Entzauberung zu überzeugen.“
    „Du meinst, sie sind frei, nur weil sie daran glaubten, befreit zu werden?“
    „Wer weiß?“, sagte Ava mit einem Augenzwinkern. Und dann noch einmal leiser: „Wer weiß?“
    Dann wandte sich Ava um und erhob ihre Stimme: „Und nun lade ich alle zum Tee ein. Da ihr, meine ehemals versteinerten Freunde, nicht nur eure menschlichen Fähigkeiten, sondern wahrscheinlich auch eure menschlichen Bedürfnisse nach Essen und Trinken wiedererlangt habt, kommt euch Tee und Gebäck als leichte Kost für den Anfang sicher gelegen. Inzwischen wird mein Dschinn Räumlichkeiten im Palast für euch herrichten.“
    Zustimmendes Gemurmel kam auf. Langsam setzte sich der Tross hinter Ava in Bewegung. Einige der Stehenden Weisen wurden von Palastbewohnern gestützt, andere stützten sich g egenseitig. Hatims Bestrebungen, Tahiramis seine Hilfe aufzudrängen, endeten damit, dass beide ins Gras fielen. Schimpfend prügelte die Amazone den Poeten von sich herunter. Kemal packte Tahiramis am Handgelenk und zog sie hoch, doch auch seine Unterstützung streifte sie wütend ab. Basidamesch konnte kaum stehen und musste von Amir und Murat gehalten werden, um nicht umzufallen.
    Berauscht von Avas Worten und fast schwebend vor Stolz ging Kiana hinter allen her. Sie und Nesrin hatten etwas Unglaubliches vollbracht. Bis vor kurzem war das Bemerkenswerteste, was Kiana jemals geschafft hatte, ein guter Brotteig und ein passabler Gemüsereis gewesen. Und das hatte sie nicht annähernd mit so viel …
    E in Stoß traf sie, schleuderte sie gegen eine Marmorsäule, etwas zerbarst mit einem Knall.
     
    Benommen kratzte sich Kiana am Unterarm, wo einer der Scherben sie getroffen hatte. Einer der Scherben von dem tönernen Gefäß, das dort zerschellt war, wo sie eben noch arglos entlang getrottet war. Der Menge der Bruchstücke nach musste es eine Bodenvase oder etwas in der Art gewesen sein. Auf jeden Fall etwas Großes. Und es war aus ziemlicher Höhe herabgestürzt. Aus einem der oberen Turmfenster wahrscheinlich.
    „Pass doch auf!“, fuhr Amir sie an. Er war der jenige gewesen, der sie zur Seite gestoßen hatte. Sonst hätte das Tongefäß sie erschlagen.
    Nesrin tauchte neben Amir auf und funkelte ihn an. „Und worauf genau hätte sie aufpassen sollen, du Komiker? Darauf, dass die Tonkübel heute tief fliegen?“ Ihre Gesichtszüge wechselten um auf Besorgnis. „Bist du okay, Ki?“
    Als Kiana ein „Ja“ murmelte, deutete Nesrin nach oben. „Warum fiel das Ding eigentlich da runter?“ Fauchend schlug Baski mit einer Pfote nach einem der Scherben.
    „Prüft nach , wie das geschehen konnte!“, befahl der heraneilende Großwesir, worauf sich sofort zwei Palastkrieger auf den Weg machten. Sayed packte Amir bei den Schultern. „Danke, mein Sohn, für deine Geistesgegenwart, die erneut beweist, dass Kiana gut daran getan hat, dich als Mitstreiter zu wählen!“ Sein Augenmerk sprang zu Kiana. „Und was dich angeht, meine Tochter: Wir konnten den letzten Zwischenfall am Außentor, das vor ein paar Tagen beinahe auf dich geprallt wäre, noch nicht aufklären. Jetzt müssen wir jenes Ereignis wie auch das Herabstürzen dieser Amphore als Anschläge auf dein Leben ansehen und uns der Wahrscheinlichkeit stellen, dass ein Verräter unter uns ist, der dir nach dem Leben trachtet. Demzufolge müssen wir davon ausgehen, dass du hier nicht sicher bist. Du musst mit Nesrin und Amir sofort aufbrechen. Geht nun, um das Nötige zu packen! Ich erwarte euch unten in der großen Halle.“ Damit ließ er sie stehen, stapfte zu drei Palastkriegern und rief zwei weitere zu sich. Mit einer für ihn ungewöhnlich angespannten Stimme redete er auf die Männer ein.
    Amir warf einen letzten strengen Blick auf Kiana, kehrte zu Murat zurück und nahm seinen Teil von Basidameschs Gewicht wieder auf. Kianas Lippen formten lautlos das Wort „Danke“, das Amir mit einem grimmigen Zusammenpressen seiner Lippen erwiderte, was

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