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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Säbelzahntiger setzte zu einem riesigen Sprung an. Die gewaltigen Muskeln wölbten das Fell, alle hielten den Atem an, doch als das Tier auf Nesrins Schoß landete, war es wieder das kleine Kätzchen mit den lustigen grauen Punkten auf dem weißen Kuschelpelz.
     
    Die Wüste war ein Ozean aus sandgewordener Hitze. Mit Wellen und Tälern und Felsen und einer Ehrfurcht gebietenden Endlosigkeit. Einige der Sandwellen warfen sich zu riesigen Dünen auf, manche mit scharfen Abbruchkanten, die in schwarze Schatten abfielen, manche mit sanften Abhängen, deren geschlängelte Oberfläche sich ständig im Wind veränderte - die Mimik der Wüste, die nur sie selbst verstand.
    Zwar war Kiana be reits durch die Wüste geflogen, doch die Strecke vom Bunten Basar bis zum Schimmernden Palast erschien ihr nicht halb so mörderisch heiß wie das Gebiet, in das Nesrin sie jetzt führte. Nirgendwo stach die Sonne so erbarmungslos zu wie hier.
    Da Kiana mittlerweile besser mit dem Teppich umgehen konnte, legte Nesrin ein so rasantes Tempo vor, dass der Fahrtwind wie eine frische Liebkosung zwischen Haut und Kleidung hindurchflatterte. Wann immer jedoch Nesrin anhielt, um sich zu orientieren, schlug die Wüstenhitze umso gnadenloser zu. Dann zogen die Mädchen ihre Schleier tief in die Stirn, was tatsächlich einigermaßen Schutz bot. Überraschend genug bei so einem hauchdünnen Stoff. Vermutlich war er irgendwie magisch imprägniert.
    Oder so.
    „Da vorne ist der Ort, wo die Karawane überfallen wurde“, rief Nesrin.
    Zunächst sah Kiana gar nichts, dann entdeckte sie den Rest einer ve rkohlten Truhe. Das war alles, was die Wüste von dem Verbrechen übrig gelassen hatte.
    Unweit der Stelle erhob sich eine Felsformation, in deren Schatten Nesrin die erste Rast ei nlegte. Sie ließen Kianas Teppich zu Boden sinken, setzten sich darauf nieder und lehnten ihre Rücken an die Felswand hinter ihnen. Nesrins Teppich schwebte als Sonnendach über ihnen und fächelte ihnen durch sachte Schaukelbewegungen Luft zu.
    Mit einem dankbaren Stöhnen streckte Kiana ihre Be ine aus. Sand klebte in ihren Kniekehlen, zwischen den Fingern, überall. „Wann sind wir denn da?“ Ihr kam es vor, als wären sie seit Ewigkeiten unterwegs.
    „ Du meinst in der Karawanserei? Das kommt darauf an, wie lange wir bei Zabibie in der Oase rumhängen.“ Nesrin nahm einen durstigen Schluck aus ihrer Wasserflasche.
    „Zabi… ?“
    „ Zabibie. Sie heißt so nach einer der antiken arabischen Herrscherinnen der Trüben Welt. Ihre Eltern waren offenbar Geschichtsfreaks oder so was. Zabibie ist die Inhaberin der Klingenden Oase, wo wir Zwischenstation machen werden, um unsere Wasservorräte aufzufüllen und dein Schicksalssteinchen zu werfen. Vielleicht kennt Zabibie ja ein paar Updates über unseren speziellen Freund Damon. Sie kriegt so manches mit.“
    „Mit Schicksalssteinchen meinst du wohl das hier.“ Kiana zog den Stein aus ihrer Hosentasche, den Ava ihr beim Abschied gegeben hatte.
    Nesrin nickte. „ Wenn du einen Wunsch drauf schreibst und den Stein ins Wasser der Oase wirfst, geht der Wunsch in Erfüllung. Das heißt, wenn es irgendwie möglich ist. Blöd ist, dass jeder Mensch in seinem Leben nur ein einziges Schicksalssteinchen werfen kann.“
    „ Was passiert, wenn man ein zweites wirft?“
    „Gar nichts. Es ist wirkungslos. Nur das erste hat Zauberkraft. Darum sollte man genau nac hdenken, was man sich wünscht. Sebnissa ist da mal ganz schön reingefallen.“ Nesrin holte sich einen Pfirsich aus dem Proviantkorb. „Sie stand auf so einen Typen aus dem Bunten Basar und hat ein Schicksalssteinchen ins Wasser der Klingenden Oase geworfen, um ihn zu kriegen. Bald darauf hat sie entdeckt, dass der Typ ein absoluter Vollpfosten ist, aber seitdem rannte er ihr ständig nach, sobald sie den Bunten Basar betrat. Er verfolgte sie auch bis in den Palast. Als die Wirkung abklang, war sie echt erleichtert. Der Typ übrigens auch, denn seine Verlobte fand es gar nicht toll, dass er so auf Sebnissa abfuhr.“
    „Wie lange hält die Wirkung des Steinchens an?“
    „Eine Mondphase lang. Also sei vorsichtig, was du dir wünschst, wenn du den Stein ins Wasser der Oase wirfst! Reklamationen sind nicht drin.“ Herzhaft biss Nesrin in den Pfirsich.
    „Und Baski findet diese Oase?“ Kiana hatte längst die Orientierung verloren.
    „Klar. Aber das kriege ich auch ohne sie hin. Baski brauche ich erst wieder, wenn wir die Versunkene Stadt finden wollen.“ Sie

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