Goldfalke (German Edition)
Teppichen und Sitzkissen für etwa dreißig Leute. Stoffe und Möbel waren schlicht, aber sauber und in hellen, freundlichen Farben gehalten. Hier stiegen Nesrin und Kiana ab.
E ine Frau kam ihnen mit breitem Lächeln entgegen. „Seid willkommen, tretet ein und fühlt euch wie zuhause! Höchste Zeit, dass du mal wieder vorbeischaust, Freundin.“ Sie umarmte Nesrin und wandte sich an Kiana. „Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Zabibie.“
Die Herrin der Oase war eine Frau Mitte zwanzig, d eren fröhliche Mimik lebhaft über ihr ebenmäßiges Gesicht tanzte. Ihr Haar war krauser noch als Nesrins, hatte die Farbe von dunklem Holz und war im Nacken gebändigt von einem rot-orange gemusterten Tuch.
„Friede sei mit dir! Ich bin Ki ana.“
Zabibies Augen weiteten sich. „Oh, die geheimnisvolle Zauberin, die den Bunten Basar verwüstet hat? Eine stattliche Leistung. Wenn du einen Wunsch hast, zögere nicht, ihn auszusprechen!“
„Ein Bad wäre klasse .“ Nesrin streckte sich ausgiebig. „Und diese Limonade, die du immer machst. Und dann was zu essen. Was gibt es?“
„Ich habe vorhin Reispudding gemacht. Dazu reiche ich Joghurtcreme und Weintrauben. Als Vorspeise könnt ihr Gemüsesuppe mit Fladenbrot haben.“
Mit dem Handrücken wischte sich Nesrin den Schweiß von der Stirn und hinterließ einen Stre ifen aus Sand auf ihrer Haut. „Das hört sich doch gut an.“
Wenig später saßen die Mädchen in einem der kleineren Zelte in einem geräumigen Badebassin. Im Wasser schwammen Blütenblätter und Berge aus Seifenschaum. Noch nie hatte Kiana in so viel Badewasser und so viel Duft und so viel Luxus geschwelgt. Dass sie das Bad mit Nesrin teilte, tat daran keinen Abbruch. Das Bassin war groß genug, so dass noch zwei Personen darin Platz gehabt hätten.
Zabibie kam mit einem Tablett herein, auf dem zwei hohe Tonbecher standen, garniert mit je einer Blüte und einer Zitronenscheibe. „Hier ist eine kleine Erfrischung für euch.“
Als Kiana dankend einen der Becher entgegennahm und von dem köstlichen Zitronengetränk kostete, fühlte sie sich so ungehörig wohl, dass es etwas Verbotenes sein musste. Doch das automatisch angeworfene Schuldbewusstsein zerplatzte sogleich wieder zusammen mit den Seifenblasen, nach denen Baski vom Bassinrand aus mit ihren kleinen Krallen angelte. Nicht mal ihre Nacktheit im Beisein dieser fremden Frau machte Kiana verlegen. Auch Nesrin verhielt sich völlig ungeniert. Allerdings schien Verlegenheit für Nesrin sowieso ein unnötiges Hemmnis zu sein, mit dem sie sich niemals belasten würde.
„Fehlt euch etwas? “, erkundigte sich Zabibie. „Kann ich noch etwas Gutes für euch tun?“
Müßig zupfte Nesrin an der Blüte auf ihrem G etränk. „Ist dir in letzter Zeit was Neues von Damon zu Ohren gekommen?“
Zabibie setzte sich auf den Rand des Bassins. „Das Neuste wisst ihr sicher, dass er Ibrahims Karawane überfallen hat auf der Strecke zwischen hier und dem Schimmernden Palast.“
Nesrin zog die Blüte vom Becher und zwirbelte ihren Stiel zwischen Daumen und Zeigefinger. „Ja, das wissen wir schon. Der ganze Palast ist völlig durchgeknallt deswegen. Kassim lässt seine Jungs die ganze Gegend patrouillieren, doch das Einzige, auf das sie ab und zu stoßen, sind Spähertrupps von Damons Skorpionarmee. Keiner hat eine Peilung, wo Damons Hauptstützpunkt ist. Weißt du da nicht was Genaueres? Von deinen Gästen hörst du doch sicher so manches.“
„ Oh ja, durchaus. Kutub, der Lautenspieler, schwört, die Eherne Festung steht mitten in der Wüste südlich der Oase. Durchanej, die Pferdezüchterin, hat sie am Fuße des Kristallberges gesehen, und alle vom Tarzi-Clan behaupten, sie würde sich weit im Westen zwischen den hohen Sanddünen der Küste verstecken.“
Nesrins rechter Mundwinkel verzog sich. „Das hilft uns auch nicht weiter. Kommt Damon denn nie hierher? Du weißt schon, zum Wasser auffüllen oder abchillen oder Leute überfallen?“
„ Er schickt immer seine Skorpionkrieger. Erst neulich waren zwanzig von ihnen hier. Jeder von ihnen hatte wie üblich ein Riesenfass dabei, um es mit Wasser zu befüllen und mitzunehmen. Kurz darauf hörte ich von dem Überfall auf die Karawane.“
Nesrins Augen verengten sich. „Und du gibst diesen Skorpion-Ärschen auch noch freiwi llig Wasser?“
Zabibie verschränkte die Arme. „Als ich diese Oase übernahm, musste ich schwören, jedem durstigen Wesen kostenlos Wasser zu geben, ohne Ansehen der Pe
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