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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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strich über das Kätzchen, das neben ihr mit den Teppichfransen spielte. „Heute ist Baski nur zur Gesellschaft dabei.“
    Kiana verstaute das Schicksalssteinchen wieder sorgsam in ihrer Hosentasche. „Wie geht das eigentlich, dass Baski etwas aufspürt, von dem du nicht weißt, wo es ist? Wenn ich den Großwesir richtig verstanden habe, ist dein Dschinn ein Bild deines Willens, also ein Teil von dir. Wie kann Baski dann wissen, wo sich was versteckt, wenn du selber es nicht weißt?“
    Das für sie so typische schelmische Lächeln erhellte Nesrins G esicht. „Das ist cool, was? Mein Ziehvater hat es mir mal so erklärt: Alles, was man erlebt, wird im Gehirn gespeichert, auch wenn man sich daran nicht bewusst erinnern kann. Und Baski ruft all das ab und landet dann an dem Ort, der am wahrscheinlichsten ist. Bei der Suche nach deinem und Amirs Dschinn hat Baski auch noch auf euch geachtet, auf jedes Augenzucken von euch, denn instinktiv wusstet ihr selber, wo euer Dschinn ist, und Baski hat es nur an euch abgelesen.“
    „Baski ist offensichtlich sehr gut darin , etwas aufzuspüren.“
    „Darauf kannst du deinen Arsch wetten!“
    „Warum suchen wir dann noch nach irgendeiner Schriftrolle? Können wir Baski nicht einfach direkt nach meiner Mutter suchen lassen?“
    „Glaubst du, das hätte ic h nicht schon längst versucht?“ Nesrin wedelte mit ihrem Pfirsich in der Luft herum. „Baski führte mich in die Wüste, mittenrein, und wusste dann nicht weiter. Das war jedes Mal so, wann immer ich sie nach Elina suchen ließ. Irgendwann gab ich es auf. Vielleicht genügt ja das, was auf dieser Schriftrolle draufsteht, dass Baski endlich genug Informationen hat, um die Kurve zu kriegen. Moment mal, hörst du das auch?“ Sie lauschte angestrengt.
    J a, jetzt nahm Kiana es auch wahr, dieses Brausen des Wüstenwindes. Eigentlich war es mehr als nur ein Brausen.
    Und mehr als nur Wind.
    Beide Mädchen reckten die Köpfe und sahen ein Glühen in der Luft. Als hätte sich der heiße Atem der Wüste verdichtet zu einem Feuerball, der jetzt auf die Mädchen zu raste. Das Brausen schwoll an, die Luft flirrte. Kiana starrte gebannt auf die brennenden Schwingen des Feueradlers, als er an ihr vorbeischoss. Sand wirbelte auf, Nesrins schwebender Teppich kam ins Trudeln, knallte gegen die Felswand hinter ihnen, Kiana duckte sich, Baski huschte unter Nesrins Schleier, von überall rieselte Sand herab.
    „Angeber!“, schrie Nesrin dem glühenden Raubvogel hinterher, erwischte eine Ladung Sand und spuckte und pustete.
    D ann war die Erscheinung genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen war.
    Nesrin schüttelte sich den Sand aus den Haaren . „Dieser blöde Farid!“ Mit zusammengepressten Lippen versuchte sie, die Sandkörner von ihrem halb gegessenen Pfirsich herunter zu wischen.
    Auch Kiana befreite sich von der Schmutzschicht, die sie bedeckte. Soweit das möglich war. „Wohin fliegt Farid?“
    „Keine Ahnung. Das weiß man bei ihm nie.“ Nesrin gab den Versuch mit ihrem Pfirsich auf, warf ihn weg und schüttelte ihren Teppich aus. „Komm, lass uns zur Oase fliegen! Der Wind wird den verdammten Sand schon aus unseren Klamotten blasen.“
    „Warum heißt diese Oase eigentlich die Klingende O ase?“
    Nun lachte Nesrin wieder. „Weil sie klingt, wa rum sonst?“
     
    Dieses Klingen hörte man schon von weitem. Zuerst ganz leise, kaum mehr als eine Einbildung, doch bald melodisch wie das Läuten von Glöckchen.
    D as Herz der Oase bildete ein großer Teich mit traumhaft klarem Wasser, um den herum sich alles andere schmiegte: Blumen, Sträucher, eine riesige Dattelpalme, ein bunt gestreiftes Zelt mit Vorbau und mehrere kleinere Zelte. Und viele Windräder.
    Windräder in allen Formen und Farben - große und kleine, ausladende und schmale, einfarbige und bunte. Ihre Flügel waren lang und schmal oder dick und geschwungen, glatt oder gezahnt oder gekrümmt, einfach oder verrückt bemalt. Und das Klingen, das der Oase den Namen gab, kam von unzähligen Windspielen aus Glas, Silber und Kristallen, die an den Flügeln und den verlängerten Drehachsen der Windräder hingen. Zum Teil auch im Gebüsch.
    Hinter den Windrädern schlossen sich Gemüs ebeete und eine kleine Obstbaumplantage an. Hühner gackerten zwischen Orangenbäumen umher. Auf der den Zelten gegenüberliegenden flacheren Uferseite tränkten zwei Männer eine Dromedarherde.
    Unter dem Vorbau des größten Zeltes verbarg sich eine Schenke mit Theke,

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