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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ihm.
    »Geben Sie Acht«, warnte mich Block erneut.
    »Sie auch.« Ich rang mich durch, es zu sagen. »Mir gefällt der neue Wart-Block doch besser als der alte Blockwart.«
    Das brachte mir einen sauertöpfischen Blick ein. »Wäre vielleicht ganz schlau, nicht mehr hier aufzutauchen. Wenn Sie die Deckung verlassen, weiß man nie, wer zusieht oder wem seine Loyalität wirklich gilt.«
    Ich blieb vor dem Gefängnis stehen und betrachtete die Straße. Selbst zu den besten Zeiten ist es ratsam, sich genau umzusehen. In unserer großen Stadt mangelt es nie an Gesindel, das nur darauf wartet, einem am helllichten Tag die Goldzähne aus dem Mund zu stehlen, während man gafft.
    An mir hatte niemand Interesse. Ich wirkte weder bedrohlich noch schwach genug, um ein leichtes Opfer zu sein.
    Und ich fühlte mich gut. Ich hatte eine Übereinkunft mit dem Gesetz getroffen. Was sich für mich auszahlen würde, denn Max Weider ist ein wahres Füllhorn.
    Es war ein wundervoller warmer Tag, ein lindes Lüftchen wehte, und einige verhuschte Wolken tupften den Himmel, der so blau war, dass er diese Farbe für alle Zeiten definierte. Es war ein Tag, der uns Tag-Menschen ein Wohlgefühl vermitteln konnte. Die Art Tag, an dem die Menschen lachen, Freunde besuchen, die sie eine Weile nicht gesehen haben, und Kinder zeugen. Die Art Tag, an dem das Blutvergießen sich im Zaun hält und sogar die Halsabschneider innehalten und darüber räsonieren, was für ein wunderschöner Ort die Welt doch sein kann. Es war ein Tag, an dem Schraubers Leute sich in Schwierigkeiten bringen könnten, weil sie einfach zu viel Zeit zum Totschlagen hatten.
    Ich ging nach Osten und dann nordwärts. Zeit, einen alten Freund zu besuchen.
    Die Straßen waren zwar belebt, aber die Aktivisten hatten Schwierigkeiten, Empörung zu entfachen. Wenn das Wetter so blieb, würden die Sargmacher und die Krematorien vielleicht sogar die Preise senken müssen.
    Ein Kentaur trabte vorbei. Er trug eine alte Armeedecke. Ich konnte das Regimentsabzeichen nicht erkennen. Besonders schlau war er jedenfalls nicht. Wenn diese Decke ein Beutestück und nicht von der Krone an eine Hilfstruppe ausgegeben worden war, konnte ihr Besitz ihn das Leben kosten.
    Jedenfalls an manchen Tagen.
    Er war betrunken, und es kümmerte ihn nicht.
    In der Luft schwärmten die Feen und Flugelfen und was weiß ich nicht noch alles. Die Jungen quälten die Tauben. Das würde ihnen kaum jemand verübeln, jedenfalls niemand, der keine Taube war.
    Die Vögel balzten. Ich bemerkte einige Bussarde und Wanderfalken weit oben am Himmel. Die kleinen Vögelchen taten gut daran, aufzupassen … Ein etwas blöder Wanderfalke stürzte sich auf ein Flugelfenmädchen. Dieses schoss eine Wolke vergifteter Pfeile ab. Die kleinen Leute nutzten den Tag, um eine neue Generation von Jägern heranzuzüchten.
    Es ist ein Jammer, dass die meisten Menschen noch dümmer sind als Falken. Sonst könnte man ihnen beibringen, sich nicht auf ihresgleichen zu stürzen.
    An solchen Tagen, an denen alle aus ihren Löchern kriechen, um ein bisschen Sonne zu tanken, scheint es unvorstellbar, dass so viele Lebewesen in dieser Stadt existieren. Aber TunFaire besteht eigentlich aus mehreren Städten, die nur zufällig auf derselben Stelle liegen. Es gibt Abendwesen, Nachtwesen und Morgenwesen, die sich nie zu Gesicht bekommen.
    Eine Flügelspitze strich über mein Haar. Der Gottverdammte Papagei gesellte sich zu seinen schlicht gefiederten Vettern. »Ich kenne einen Ort in Yessiree, wo sie Tauben in jedes Gericht tun, das sie kochen. Und es kümmert sie auch nicht, ob die Taube wirklich ein Taube ist.«
    »Autsch! Ich will mit den Adlern in die Lüfte steigen und werde gezwungen …«
    »Soll ich einen dieser netten Falken herunterlocken? Sie werden gerne wieder mit dir aufsteigen!«
    »Hilfe!«
    »Hey, Mister, spricht Ihr Vogel wirklich?«
    »Psst, Bertie! Der Mann ist ein Bauchredner.« Berties Mutter warf mir einen viel sagenden Blick zu. Ich sollte mich schämen, die Leute mit einem unschuldigen Vogel hinters Licht zu führen.
    »Sie haben wahrscheinlich Recht, Madam. Warum nehmen Sie die arme Kreatur nicht einfach mit und geben ihr ein anständiges Heim?«
    Die Luft knisterte, so schnell waren Mutter und Kinder verschwunden.
    Niemand wollte den armen, alten, entzückenden Mr. Big.

 
11. Kapitel
     
    Der Laden tut so, als wäre es ein Erster-Klasse-Fresstempel. Jedenfalls ist er nicht mit dem Yessiree-Gewerbe zu vergleichen. Seine

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