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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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ist ein guter Plan«, sagt er. »Die meisten meiner Patienten können noch etwas Ruhe vertragen, bevor wir in die nächste Schlacht ziehen. Außerdem haben wir sowieso nicht genügend Boote, um alle Mann gleichzeitig zurück zur Küste zu bringen.«
    Diego nickt ihm zu und will sich schon wieder abwenden – zweifellos, um im Sturmschritt zu unserem Herrn zurückzulaufen und ihm genauso atemlos Bericht zu erstatten. Er liebt solche Botendienste, besonders den Moment, wenn er die Botschaft verkündet und ihm alle gespannt an den Lippen hängen.
    Doch nachdem er sich schon halb herumgeworfen hat, wird er durch einen Ausruf noch einmal aufgehalten. Und der kommt unseligerweise von mir.
    »Warte, Diego!«, rufe ich. »Was ist mit den Mädchen?« Ich deute zu dem Palastbau auf der anderen Seite des Platzes. »Den jungen Frauen da drüben, meine ich?«
    Alle starren mich an. Diego schaut erst erstaunt, dann grinst er so durchtrieben, wie man das in seinem Alter hinbekommen kann.
    »Ach, deshalb hast du vorhin so verliebt vor dich hin geglotzt!«, ruft er aus. »Blödsinn!«, setzt er hinzu und schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Da konntest du ja nochgar nicht wissen, dass der Vogelmann uns die Sklavinnen schenken würde!«
    Das Grinsen verschwindet wieder aus seinem Gesicht und Diego schaut mich noch viel erstaunter als vorher an. »Oder wusstest du es doch schon?«, fragt er mich.
    Ich schüttele meinen Kopf und hebe gleichzeitig die Schultern. »Natürlich nicht!«, sage ich mit viel mehr Überzeugung in meiner Stimme als in meinem Herzen. »Ich habe die ganze Zeit hier im Krankensaal gelegen – schon vergessen, Diego?«
    Er runzelt die Stirn und schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an, als hätte ich ihm gerade einen schwindelerregenden Würfeltrick vorgeführt.
    »Na, wie auch immer«, sagt er schließlich. »Die Sklavinnen werden gleichfalls morgen früh abgeholt. Unser Herr will sie an die Kapitäne verteilen.«
- 7 -
    Längst ist die Nacht hereingebrochen, doch ich wälze mich wie seit Stunden auf meiner Matte hin und her. Um mich herum stöhnen und murmeln die verwundeten Männer im Schlaf. Ich dagegen werde in dieser Nacht kein Auge mehr zutun, wird mir klar. Leise erhebe ich mich von meinem Lager und schleiche mich im Dunkeln zwischen den Schlafenden hindurch. Ein paarmal streife ich gegen den heraushängenden Fuß oder das angewinkelte Knie eines Schläfers, aber glücklicherweise wacht niemand auf.
    Schließlich trete ich zwischen den Säulen hindurch ins Freie. Der Himmel ist wolkenlos und mit funkelnden Sternen übersät. Der nahezu volle Mond übergießt den Tempelplatz mit geisterhaftem Schein. Wo immer die Männer sich aufhalten mögen, die zu unserer Bewachung hier geblieben sind – ich kann keinen von ihnen entdecken.
    Ich gehe die Stufen hinunter, ohne mir richtig klarzumachen, was ich da eigentlich tue. Vielleicht bin ich doch nicht so wach,wie ich geglaubt hatte, oder vielleicht kommt diese Benommenheit auch von dem Schlag auf meinen Hinterkopf. Doch ich spüre keinen Schmerz mehr, ich fühle mich frisch und stark und gleichzeitig wie von einem Traum umsponnen.
    Absichtlich halte ich mich von dem palastartigen Flachbau fern, in dem die Sklavinnen eingesperrt worden sind. Falls mich doch irgendwer beobachtet, soll er nichts Verdächtiges an mir entdecken. Ich kann nicht schlafen, also vertrete ich mir ein wenig die Beine, das ist alles.
    Erst nachdem ich auf menschenleeren Straßen minutenlang in Richtung Osten gegangen bin, wird mir bewusst, wohin es mich anscheinend zieht: zu der Stelle zurück, an der wir vor drei Tagen von den Indianern angegriffen wurden.
    Nach ein paar Dutzend weiteren Schritten bin ich wirklich wieder in der kleinen Sackgasse. Im Mondlicht sieht alles anders aus als am hellen Tag, aber ich brauche trotzdem nicht lange, um den Durchgang zwischen den beiden Häusern wiederzufinden. Genau da hat Tapia am Boden gehockt, sage ich mir, eine Hand auf seine blutüberströmte Brust gepresst.
    Mein Herz fängt plötzlich an, hart und holprig zu schlagen. Sie ist dort, sie ist bestimmt wieder dort, geht es mir durch den Kopf – in jener Nische links in der Hauswand! Mir ist bewusst, dass das eigentlich unmöglich ist – wie könnte sie dort vorne eingesperrt und gleichzeitig hier draußen sein? Trotzdem zwänge ich mich zwischen den Hauswänden hindurch, so rasch das im Dunkeln geht, und trotzdem bin ich furchtbar enttäuscht, als ich schließlich vor der

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