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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Herrn unterwerfen. Und vor allem, um mit eigenen Augen zu sehen, ob sie uns endlich bringen, wonach die meisten von uns lechzen wie der Verdurstende nach Wasser und der Erstickende nach Luft.
    Aber der Gefiederte hat uns wiederum kein Gold gebracht, oder bloß ein paar Masken und Figuren – und trotzdem stöhnen unsere Männer wie aus einer Kehle auf. Ganz gleich, ob sie bei Kräften oder im Kampf verwundet worden sind, ob sie Verbände tragen oder sich nur mit notdürftig gezimmerten Krücken aufrecht halten. Sie raunen und stöhnen und seufzen, aber es sind keine Laute der Enttäuschung – oder jedenfalls nicht nur.
    Die Krieger werfen die Tücher zu Boden, die sie den Gefangenen von den Köpfen gezogen haben. Es sind junge Frauen, oder vielleicht sogar noch Mädchen, alle mit brauner Haut und glänzend schwarzen Haaren.
    »Kostbarer als Gold!«, wiederholt der Gefiederte und deutet auf die jungen Frauen. »Sie gehören Euch, Herr«, übersetzt Aguilar. »Ihr Lächeln wird Eure Herzen besänftigen, sodass ihr nicht länger nach den goldenen Tränen des Sonnengottes giert. Und sie werden für euch kochen, Herr«, fügt er hinzu. »Dann braucht ihr keine fremden Städte mehr wegen ein paar Truthahnrationen zu belagern.«
    Ob der vermeintliche Herrscher von Potonchan bei diesen Worten seine Raubkatzenzähne zu einem Grinsen entblößt hat, kann ich nicht sagen. Auch was Cortés ihm antwortet, bekomme ich nicht mit.
    Meine ganze Aufmerksamkeit ist auf das Mädchen gerichtet, das zwischen den anderen jungen Frauen vor dem Podest steht. Ich erkenne sie an ihren Augen, die groß und dunkel sind und mich über den weiten Platz hinweg so beschwörend ansehen, wie auch ich zu ihr hinüberstarre.
    Es ist das Mädchen, das mir das Leben gerettet hat. Obwohl ich damals kaum mehr als ihre Augen im Dunkel der Nische gesehen habe, würde ich sie unter Tausenden wiedererkennen. Meine kriegerische Schöne, die Amazone meiner Träume – und laut Cortés der »Schlüssel zum Goldschatz von Potonchan«.
    Auf einen Wink von Cortés klappt Notar Gutierrez das schwarze Buch auf und beginnt abermals, Absatz für Absatz das Requerimiento zu verlesen. Der Tätowierte übersetzt, und ich bin sicher, dass die Indianer diesmal – anders als bei Melchorejo – zumindest im Groben verstehen, worum es in der königlichen Erklärung geht. Aber ich bekomme wiederum kein einziges Wort mit. Unentwegt starre ich das Mädchen an und stelle mir vor, wie sie den Stein gehoben und auf den Kopf des Kriegers geschmettert hat. Meine Amazone, denke ich und versuche zu erraten, warum sie das getan hat – ich durchbohre sie mit meinen Blicken und schicke ihr ein ums andere Mal die Frage: Warum? Aber sie schaut nur stumm und beschwörend zurück.
    Schließlich erhebt sich Cortés von der Flechttruhe. Er murmelt Sandoval etwas zu und der winkt einige seiner Männer herbei. Sie bringen die zwanzig jungen Indianerinnen zu einem prachtvoll bemalten Flachbau, vor dem bereits zwei Konquistadoren Wache stehen. Die Frauen werden hineingeführt, und nachdem sich das Mädchen ein letztes Mal zu mir umgedreht hat, geht die Tür hinter ihnen wieder zu.
    »Wiederhole die Unterwerfungsformel!«, befiehlt Cortés und sieht mit vorgerecktem Kinn über den Gefiederten hinweg.
    Am anderen Ende des Platzes bringen zwei Artilleristen eine unserer Kanonen in Stellung. Sie richten das Geschütz nichtauf den Tempelplatz, sondern auf die schmale Straße, an deren Anfang der Rundturm voller Tonkrüge aufragt – die »Teufelsbibliothek«.
    Währenddessen faucht der Gefiederte eine Antwort hervor und Aguilar übersetzt: »Freudigen Herzens erkläre ich mich im Namen aller Stämme und Sippen von Potonchan zum Vasallen des Königs der bärtigen Fremdlinge.«
    Der angebliche Herrscher von Potonchan fletscht die Raubkatzenzähne, dass die Türkissteine in seinem Mund funkeln. »Uns wurde zugetragen, dass ihr eine lächelnde Göttin anbetet«, setzt er hinzu. »Wir würden uns sehr geehrt fühlen, wenn ihr eure Göttin auch heute anrufen würdet.«
    »Zum Teufel mit deiner Göttin, du stinkender Riesenvogel!«, schreit Portocarrero und sein Gesicht verfärbt sich violett. »Du wagst es, den einen und allmächtigen Gott zu verhöhnen?«
    Der Gefiederte erstarrt. Genau in diesem Moment reißt Cortés seinen rechten Arm hoch und die beiden Artilleristen am anderen Ende des Platzes feuern die Kanone ab.
    Die Indianer brechen in Geschrei aus und halten sich die Ohren zu. Einige fallen auf die

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