Goldgrube
weil man mit ihnen verwandt ist.«
»Tja, stimmt«, sagte ich und dachte daran, wie ich selbst meinen Verwandten aus dem Weg ging. »Fällt Ihnen sonst jemand ein, der mir weiterhelfen könnte? Hatte er eine Freundin?«
Jack lächelte spöttisch. »Guy war die Sorte Mann, vor denen Mütter ihre kleinen Mädchen warnen.«
»Donovan hat mir erzählt, daß Frauen ihn attraktiv fanden, aber ich begreife das nicht. Worin lag denn seine Anziehungskraft?«
»Es waren keine Frauen. Es waren Mädchen. Melodrama ist verführerisch, wenn man siebzehn ist.«
Ich dachte kurz darüber nach, aber es schien mir eine weitere Sackgasse zu sein. »Gut. Wenn Ihnen irgend etwas einfällt, würden Sie sich dann bei mir melden?« Ich holte eine Visitenkarte aus meiner Handtasche und reichte sie ihm hinüber.
Jack sah auf meinen Namen. »Wie wird der Nachname betont?«
» Mill -hone«, erklärte ich. »Betonung auf der ersten Silbe. Die zweite reimt sich auf >bone<.«
Er nickte. »In Ordnung. Sie werden natürlich nichts von mir hören, aber zumindest können Sie sagen, daß Sie es versucht haben.« Er lächelte. »Ich bin mir sicher, daß Don zu cool war, das auszusprechen«, sagte er freundlich, »aber wir hoffen alle, daß Sie ihn nicht finden werden. Dann können wir nämlich bei Gericht beantragen, daß er für tot erklärt wird, und seinen Anteil zwischen uns dreien aufteilen.«
»Das ist doch der Zweck einer >gewissenhaften Suche<, oder nicht? Sagen Sie Donovan, ich rufe ihn in ein oder zwei Tagen an«, sagte ich.
Ich ging über die Wiese zum Haus zurück. Was für ein Haufen, dachte ich. Hinter mir konnte ich das Pfeifen von Jacks Schwung und das Geräusch hören, wie der Schlägerkopf den Ball traf. Ich hätte noch einmal an der Vordertür klopfen und die Haushälterin fragen können, ob Donovans Frau Christie zu Hause war. Als alte College-Kameradin von Tasha könnte zumindest sie entgegenkommend sein. Andererseits war sie noch gar nicht mit Donovan verheiratet gewesen, als Guy wegging, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie irgend etwas von Belang beizutragen wüßte. Wo stand ich also nun?
Ich stieg in mein Auto, ließ den Motor an und legte den ersten Gang ein. Gemächlich fuhr ich die lange Zufahrt zur tiefer gelegenen Straße hinunter. Am Tor hielt ich an, kuppelte aus und ließ das Auto im Leerlauf vor sich hin tuckern, während ich die Möglichkeiten erwog. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte Guy Malek keine Immobilien in Santa Teresa County besessen, also hatte es keinen Sinn, Steuerlisten oder Grundbücher einzusehen. Den Aussagen seiner Brüder zufolge hatte er nicht einmal je eine eigene Wohnung gemietet, was bedeutete, daß ich weder einen früheren Vermieter fragen noch mich bei Wasserwerk, Gaswerk oder der Telefongesellschaft nach einer Nachsendeadresse erkundigen konnte. Die meisten solcher Unterlagen werden sowieso keine siebzehn Jahre lang aufgehoben. Und sonst? Als er Santa Teresa verließ, hatte er keinen Job und auch keinen nennenswerten beruflichen Werdegang hinter sich, also war es zwecklos, bei den hiesigen Gewerkschaften oder bei der Sozialversicherung nachzufragen. Er ging nicht wählen, besaß weder Auto noch Waffe, jagte und fischte nicht, was wohl hieß, daß er keinerlei offizielle Genehmigungen oder Zulassungen besaß. Aber vermutlich hatte er sich mittlerweile einen Führerschein und ein Auto besorgt. Und wenn ich außerdem sein früheres Verhalten als Indiz nahm, dann hatte er bestimmt irgendwo ein Vorstrafenregister, mit Sicherheit jedoch beim National Crime Information Center. Dummerweise hatte ich zu diesen Daten keinen Zugang, und mir fiel auch auf die Schnelle niemand ein, der bereit wäre, eine Suche über den Computer zu veranlassen. Einem Polizeibeamten mit der entsprechenden Befugnis stehen alle möglichen Quellen zur Verfügung, die ich als lizenzierte Privatdetektivin nicht anzapfen konnte.
Ich schaltete meinen VW in den ersten Gang, bog nach links ab und fuhr zur Kfz-Zulassungsstelle hinüber. Es war kurz vor Büroschluß, und das Gebäude leerte sich allmählich. Ich füllte ein Formular aus, mit dem ich um eine Auskunft aus den Unterlagen bat. Die Daten der Zulassungsstelle sind häufig veraltet. Leute ziehen um, aber die neue Adresse erscheint erst dann in den Computern der Zulassungsstelle, wenn ein Führerschein oder eine Fahrzeuganmeldung erneuert wird. Falls Guy Malek also den Bundesstaat verlassen hatte, könnten sämtliche Daten seit Jahren überholt sein,
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