Goldgrube
war ein Lokal, das gerade aufzumachen schien. Ich sah, wie im Fenster eine Neonreklame angeknipst wurde. Dann zog ein Mann mit einer Schürze die Vordertür auf und schob mit dem Fuß den Türstopper an seinen Platz. Ich konnte mich ja dort drinnen aufhalten, Bier trinken und abgestandenen Rauch inhalieren, während ich darüber nachdachte, was ich als nächstes tun sollte. Wenn ich es mir allerdings genau überlegte, hatte ich schließlich nichts angestellt , also warum sollte ich mich benehmen wie auf der Flucht? Ich wühlte am Boden meiner Tasche herum und fand eine zweite Münze. Damit rief ich beim Dispatch an und fragte nach Jeffrey Katzenbach. Ich kannte ihn nicht gut, hatte aber in der Vergangenheit schon mehrmals mit ihm zu tun gehabt. Er war ein Mann Mitte Fünfzig, dessen Karriere durch seinen Appetit auf Kokain und Percocet zum Stillstand gekommen war. Er war stets auf Draht gewesen, wenn man ihn früh am Tag traf, doch im Laufe des Nachmittags wurde es zunehmend schwieriger, mit ihm umzugehen. Bei Einbruch der Nacht war er zwar noch arbeitsfähig, doch neigte er dann zu Fehlurteilen und erinnerte sich mitunter nicht mehr an Zusagen, die er gemacht hatte. Vor zwei Jahren hatte seine Frau ihn verlassen, und soweit ich zuletzt gehört hatte, hatte er sein Leben mit Hilfe von Narcotics Anonymous endlich in geordnete Bahnen gelenkt. Guy Malek war nicht der einzige, der eine persönliche Wandlung durchgemacht hatte.
Als ich zu Katzenbach durchgestellt wurde, nannte ich ihm meinen Namen, und wir tauschten die üblichen Nettigkeiten aus, bevor ich zur Sache kam. »Jeffrey, das muß wirklich unter uns bleiben. Die Maleks sind meine Kunden, und ich kann es mir nicht leisten, zitiert zu werden.«
»Warum? Wo liegt das Problem?«
»Es gibt kein Problem. Aber Donovan ist stocksauer, weil er glaubt, ich hätte Sie angerufen und die Versöhnung der Familie vereitelt.«
»Tut mir leid, das zu hören.«
»Wie haben Sie denn Wind von der Sache bekommen? Oder handelt es sich um eine »vertrauliche Quelle«
»Daran ist überhaupt nichts vertraulich. Als ich gestern abend hereinkam, lag ein Brief auf meinem Tisch. Wir haben unsere Abonnenten schon immer dazu ermuntert, sich bei uns zu melden, wenn sie glauben, es gäbe eine Geschichte, von der wir vielleicht noch nichts gehört haben. Manchmal sind es nur Banalitäten oder verrücktes Zeug, aber das hier hat meine Aufmerksamkeit geweckt.«
»Wer hat den Brief geschickt?«
»Ein Knabe namens Max Outhwaite mit einer Adresse auf der Connecticut draußen in Colgate. Er meinte, es sei ein Thema, das es wert sei, von uns beachtet zu werden.«
»Wie hat er denn davon gehört?«
»Keine Ahnung. Er klang, als kenne er sie alle seit Jahren. Im Grunde steht in dem Brief nur, daß eine Suche eingeleitet und Bader Maleks Sohn Guy nach siebzehnjähriger Abwesenheit gefunden wurde. Das ist doch richtig, oder? Ich meine, sagen Sie mir, daß ich mich irre, dann fresse ich meine Unterhose.«
»Sie haben recht, aber was noch?«
»Sonst nichts. Wie er schreibt: Da ist dieser Typ, der als Hausmeister in irgendeinem abgelegenen Kaff malocht, und dann erfährt, daß er fünf Millionen Dollar erben soll. Wie oft passiert so etwas? Er dachte eben, hier am Ort würde man sich dafür interessieren. Ich fand, es klang wie eine heiße Story, und so habe ich bei den Maleks angerufen. Deren Nummer steht im Telefonbuch, dazu war keinerlei aufregende Detektivarbeit nötig. Ich habe mit Mrs. Malek gesprochen — wie heißt sie noch gleich, Christie? die mir die Geschichte bestätigt hat, bevor ich Donovan an die Strippe bekam. So ist es gelaufen, es sei denn, ich habe irgend etwas übersehen.«
»Und ich wurde namentlich erwähnt?«
»Allerdings. Das war einer der Gründe dafür, warum ich angenommen habe, daß es mit allem seine Richtigkeit hat. Gestern abend habe ich versucht, Sie zu erreichen, habe aber nur Ihren Anrufbeantworter erwischt. Eine Nachricht habe ich nicht extra hinterlassen. Ich dachte, Sie wären wahrscheinlich auf dem Weg zu den Maleks, um sie beim Feiern zu unterstützen. Wie haben Sie denn den Knaben gefunden? In Outhwaites Brief heißt es, Sie hätten über die Kfz-Zulassungsstelle einen Tip bekommen.«
»Nicht zu fassen! Wer ist dieser Mann, und woher bezieht er seine Informationen?«
»Woher soll ich das wissen? Er gab sich den Anschein, als sei er ein Freund der Familie oder so. Sie haben nie selbst mit ihm gesprochen?«
»Jeffrey, hören Sie auf! Ich habe Sie
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