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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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einem Schweißtropfen neben Bachs Grabplatte extrahiert hat. Es war übrigens ein frischer Schweißtropfen. Unser Täter ist männlich.«
    »Derselbe Typ, der Bachs Grab geöffnet hat, hat auch den Wasserspender vergiftet? Kann mir mal jemand erklären, warum?«
    »Ich nicht«, grinste Wiggins freudlos.
    »Zum Glück sind wir nicht die Polizei«, wurde Kroll ironisch. »Schick auf jeden Fall mal die Spusi zu dem Weinstock hinter dem Alumnat. Ich möchte fast wetten, dass wir dort auch Spuren von unserem Freund finden.«
    »Ist schon erledigt. Die hab ich schon vor drei Stunden losgeschickt.«
    Kroll wurde nachdenklich. »Grabschändung, Salmonellen, Unkraut-Ex. Was kommt wohl als Nächstes?«
    »Ich hoffe nur, nichts Schlimmes. Die Sache mit den Salmonellen war alles andere als eine Bagatelle.« Wiggins stöhnte. »Und wir können nichts tun.«
    »Immerhin haben wir die DNA des Täters. Das ist doch besser als nichts.«
    Wiggins sah seinen Kollegen erstaunt an. »Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass ein Abgleich mit unseren Daten was bringen wird.«
    »Natürlich nicht. Aber vielleicht finden wir irgendwo im Chor brauchbares Vergleichsmaterial.«
    »Irgendwann vielleicht. Wir könnten einen Massengentest im Alumnat durchführen. Mit allen Eltern und Mitarbeitern. Vielleicht haben wir dann ja einen Treffer.«
    Kroll dachte mit Schrecken an das Aufsehen, das ein Massengentest im Chor hervorrufen würde. »Vergiss nicht, dass wir bislang nicht mal einen Anfangsverdacht gegen jemanden haben. Wo nimmst du die rechtliche Grundlage her? Das ginge nur auf freiwilliger Basis. Wir sollten darauf hinarbeiten, müssen aber sehr sensibel sein. Da sind bestimmt ein paar militante Datenschützer unter den Eltern.«

Mittwochabend
    Kroll wollte nicht direkt vom Büro ins ›SPIZZ‹ fahren. Er fuhr zunächst in seine Wohnung in der Tschaikowskistraße, um sich frisch zu machen. Nach einer ausgiebigen Dusche und einem verschwenderischen Umgang mit verschiedenen Duftstoffen stellte er sich vor das große Fenster im Wohnzimmer seiner Wohnung und knöpfte das neue Hemd zu, das er sich gestern gekauft hatte. Die Fensterscheibe gab einen brauchbaren Spiegel ab, wenn es draußen dunkel war. Außerdem konnte er noch die Straße beobachten, die im gelben Licht der alten Laternen einen malerischen Anblick bot.
    Es waren nicht mehr viele Menschen unterwegs. Eine ältere Dame mit deutlichem Übergewicht und unrundem Gang ging mit ihrem nicht minder übergewichtigen Dackel Gassi. Ab und zu hielt ein Auto, wenn der Fahrer mit etwas Glück einen der spärlichen Parkplätze im Waldstraßenviertel gefunden hatte. Die meisten Menschen, die Kroll beobachtete, kannte er nur vom Sehen. Gute Nachbarschaft wurde in dem Viertel, in dem überwiegend Geschäftsleute wohnten, nicht großgeschrieben.
    Die beiden jungen Männer, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Haustür zu Haustür gingen, um sich die Namensschilder neben den Klingelknöpfen genauestens anzusehen, kamen Kroll jedoch bekannt vor. Er beschloss, sie nicht aus den Augen zu lassen. Sie blieben vor jeder Haustür stehen und fuhren mit den Fingern über die kleinen Schilder. Dann sahen sie sich an, zuckten mit den Schultern oder schüttelten die Köpfe. Kroll ging von der Mitte des Fensters weg. Er wollte nicht riskieren, von den beiden entdeckt zu werden. Als die Jungs die Apotheke passiert hatten, drohten sie aus seinem Blickfeld zu verschwinden. Er rannte durchs Treppenhaus hinunter auf die Straße und beobachtete sie von der gegenüberliegenden Seite im Schutz der alten Bäume weiter. Kurz vor dem Liviaplatz schienen sie gefunden zu haben, wonach sie suchten. Sie klatschten sich ab, notierten etwas auf einem kleinen Zettel und traten den Rückweg an. Als Kroll von ihnen nicht mehr gesehen werden konnte, ging er zu dem Haus und sah sich die Namen der Bewohner genauer an. Keiner der Namen auf den kleinen Schildern sagte ihm spontan etwas. Nur der Name Fleischer blieb in seinem Gedächtnis hängen. Der Nachname des Thomaners, den er noch am gestrigen Tage im Krankenhaus besucht hatte.
     
    Kroll ging zu Fuß in die Innenstadt. Das ›SPIZZ‹ lag direkt am Marktplatz, gegenüber dem Alten Rathaus. Er kam ins Grübeln. Diese arrangierten Treffen waren eigentlich nicht sein Ding. Er hatte Angst, zu verkrampft zu wirken. Und konnte er sich eigentlich so sicher sein, dass Anja sich tatsächlich über sein Kommen freute? Vielleicht wollte sie lieber mit Kati allein sein, unter Frauen

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