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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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Notbesetzung in der Führungsebene. Da wird noch niemand nachfragen. Aber spätestens morgen müsste ich schon eine Erklärung abgeben, warum ich so einen Aufwand betreibe. Mein Staatsanwalt arbeitet auch am Wochenende und der Fall schlägt sehr hohe Wellen.«
    Anja nahm Heidis Hand in die ihre. »Ludwig ist jetzt 14 Jahre alt. Glauben Sie nicht, er hat ein Recht, die Wahrheit zu erfahren? Wäre die Gelegenheit nicht gerade günstig?«
    Heidi Fleischers Gesicht und ihre Lippen waren vom Weinen aufgequollen. »Also gut. Sie haben bestimmt recht. Geben Sie mir noch den heutigen Tag. Ich werde mit Ludwig reden. Wahrscheinlich ist es wirklich an der Zeit.«
    Sie kramte ihr Portemonnaie aus der Handtasche.
    »Lassen Sie mal, den Tee bezahlen wir. Gehen Sie zu Ihrem Jungen.«
    »Aber eins müssen Sie uns natürlich noch sagen«, hielt Kroll sie auf, nachdem sie ihre Jacke angezogen hatte. »Wer ist der leibliche Vater von Ludwig?«
    Heidi Fleischer zögerte nur kurz. »Sein Name ist Benedikt Papst.« Das Wortspiel zum aktuellen Oberhaupt der Katholischen Kirche rang ihr ein Lächeln ab. Ein Zeichen ihrer Erleichterung. »Bitte glauben Sie mir. Seit dem Ereignis in München habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich weiß nicht, was er macht, wer er jetzt ist und wo er wohnt. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er damals mit mir in München Theaterwissenschaften studiert hat. Ich würde Ihnen gern mehr erzählen, wenn ich mehr wüsste. Aber ich habe ihn nicht ein einziges Mal mehr gesehen.«
     
    »Ich kann sie gut verstehen«, gestand Anja, als sie wieder allein waren.
    Kroll rieb sich seinen Drei-Tage-Bart. »Vielleicht geht ja alles gut aus. Sie macht jetzt einen Schritt, den sie wahrscheinlich schon viel früher hätte machen müssen.«

Samstagmittag
    Als Kroll ins Büro kam, war die Suche nach Benedikt Papst schon voll im Gange. Wiggins sah von seinen Papieren, die auf dem Schreibtisch lagen, auf.
    »Konntest du schon was in Erfahrung bringen?«, fragte ihn Kroll.
    Wiggins verzog das Gesicht. Sein Blick war jetzt auf den Monitor seines Computers gerichtet. »Wird nicht so ganz einfach. Das fängt schon beim Wohnsitz an. Benedikt Papst war zuletzt in Burghausen gemeldet, in der Leibnitzstraße. Ich habe mich bereits mit dem Vermieter in Verbindung gesetzt. Er ist dort vor über einem Jahr ausgezogen, weil er die Miete nicht mehr bezahlen konnte.« Wiggins zuckte mit den Schultern. »Seitdem ist er wie vom Erdboden verschluckt, zumindest hat er sich nirgendwo mehr gemeldet. Weiß der Teufel, wo der jetzt steckt.«
    »Klingt nach Recherche im Obdachlosenmilieu«, stöhnte Kroll frustriert.
    »Glaub ich nicht«, entgegnete Wiggins. »Der war doch eher so ein Künstlertyp. Der hatte zwar kein Geld, war aber doch weit von der Obdachlosigkeit entfernt. Ich vermute eher, dass der bei einer Frau oder einem Freund untergeschlüpft ist.«
    »Ist die Fahndung raus?«
    »Klar, habe ich sofort eingeleitet«, antwortete Wiggins. »Das Problem ist nur, dass wir kein aktuelles Foto von dem Burschen haben. Wir haben natürlich das Foto vom Einwohnermeldeamt, aber das ist jetzt schon acht Jahre alt und du kennst ja die Qualität von diesen Ausweisfotos.«
    Er gab Kroll das ausgedruckte Bild. Darauf war ein Mann zu erkennen, den Kroll auf Mitte 40 schätzte. Die Person hatte ein rundliches Gesicht ohne besondere Auffälligkeiten, das Haar war korrekt gescheitelt. Am unteren Bildrand war der Kragen eines Oberhemdes zu erkennen. Benedikt Papst hatte sich offensichtlich bemüht, auf dem Passfoto einen akkuraten Eindruck zu machen.
    »Wer weiß, wie der jetzt aussieht. Vielleicht hat der heute einen Vollbart und schulterlange Haare. So viel zur Fahndung«, bemerkte Wiggins leicht frustriert.
    Kroll sah sich das Foto lange an. »Vielleicht haben wir ja Glück.«
    »Die Kollegen in Burghausen habe ich natürlich noch mal direkt angesprochen«, sagte Wiggins. »Die wollen sich in der Nachbarschaft und den einschlägigen Kneipen umhören. Ich fürchte, wir brauchen jetzt wirklich etwas Glück.«
    Kroll sortierte die Aktenstapel, die sich auf ihren Schreibtischen angesammelt hatten. »Lass uns noch mal die Berichte durchgehen. Vielleicht haben wir ja etwas übersehen.«
    »Habe ich schon 100 Mal gemacht«, bemerkte Wiggins mit einem kleinen Seitenhieb auf Kroll, den Akten normalerweise nur recht wenig interessierten. »Schau dir doch auch noch einmal den Bericht der Spusi von der Weingeschichte im Garten des Alumnates an. Da ist eine Sache, die

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